Nordfeuer - Kriminalroman
was gemeint war.
Dennoch schwieg der Feuerwehrmann.
Und Thamsen, der aufgrund der jüngsten Ereignisse selbst ein wenig durcheinander
war, verlor sehr schnell die Geduld.
»Geben Sie es doch einfach zu. Sie
wollten das Haus anstecken, nicht?«, fuhr er den anderen harsch an. Der zuckte augenblicklich
zusammen, sagte aber dennoch nichts.
»Mein Gott«,
Thamsen sprang auf und lehnte sich, so weit es ging, über den Schreibtisch. »Glauben
Sie, wir wissen nicht längst, dass Sie der Brandstifter sind?«
Der junge Mann blickte plötzlich
auf. »Woher?«
»Sie hatten einen Kanister mit Ethanol
dabei. Schon vergessen?« Dirk Thamsen blickte ihm direkt in die Augen. »Brandwache
wollten Sie damit ja wohl kaum halten, oder?«
Sein Gegenüber konnte dem Blick
nicht mehr standhalten und senkte seinen Kopf, den er dabei kaum merklich schüttelte.
»Also gut«, stellte Thamsen fest.
»Dann sind wir uns ja einig. Sie sind verantwortlich für«, er musste kurz nachdenken,
»achtzehn Brände und den Tod an Katrin Martensen.«
Der junge Mann schnellte unvermittelt
in die Höhe. »Mit dem Mord habe ich nichts zu tun«, stammelte er. »Das war ich nicht!«
Wie Thamsen es sich gedacht hatte.
Der Feuerwehrmann hatte zwar halb Nordfriesland abgefackelt, aber mit dem Mord und
dem Anschlag auf Heiko Stein wahrscheinlich nichts zu tun. Das waren die beiden
Brände, die aus dem Muster fielen. Der Mann selbst hatte ihn auf die Idee gebracht.
Er musste sich seiner Sache ziemlich sicher gewesen sein.
Trotzdem musste er nachhaken.
»Und das soll ich Ihnen glauben?«
Er versuchte möglichst ungläubig dreinzuschauen.
»Die anderen Brände sind mit einem
anderen Brandbeschleuniger gelegt worden. Das wissen Sie doch.«
»Na und?«
Das allein hatte ja nichts zu sagen. »Sie können ja absichtlich Benzin statt Ethanol
verwendet haben. Sie sind schließlich geübt und hätten wahrscheinlich keine Brandverletzungen
davon getragen.«
»Gut möglich«,
bestätigte Lars Liedtke, »aber warum sollte ich die Frau umgebracht haben? Ich kannte
sie noch nicht einmal.« Obwohl er gerade der Brandstiftung in mehreren Fällen überführt
worden war, tat er, als könne er die Oberhand in dem Verhör gewinnen.
Und Dirk Thamsen glaubte ihm. Diese
Aussage untermauerte seinen Verdacht, ein Trittbrettfahrer könne für den Mord verantwortlich
sein.
»Und was ist mit Heiko Stein?«
»Sie glauben doch nicht allen Ernstes,
ich hätte den Mann niedergeschlagen, sein Haus angezündet und ihn dann unter Einsatz
meines eigenen Lebens wieder da rausgeholt?«
Thamsen wiegte seinen Kopf. Diese
Fragestellung würde der Profiler kaum gelten lassen. Oftmals lag die Motivation
für Brandstiftungen laut Angaben des Psychologen genau in der Tatsache, sich anschließend
als Retter profilieren zu können.
»Aber die anderen Brände haben Sie
gelegt?«
Lars Liedtke antwortete nicht sofort.
Es machte den Anschein, als überlege er sehr genau, was er jetzt sagen sollte. Gleich
würde er sicherlich nach seinem Anwalt verlangen. Doch dem war nicht so.
»Also gut, ja, die anderen Häuser
habe ich angezündet. Aber das mit der Toten und dem Haus von diesem Heiko Stein,
das war ich nicht.« Er blickte ihn geradeaus an.
Thamsen glaubte ihm irgendwie. Und
das nicht nur, weil durch diese Aussage seine Theorie eines zweiten Täters gestützt
wurde.
Er stand auf. »Du kannst ihn erstmal
mitnehmen«, forderte er seinen Kollegen auf, der an der Tür gesessen und bei dem
Verhör, wie es vorgeschrieben war, anwesend gewesen war.
»Was passiert denn jetzt mit mir?«,
fragte der junge Mann aufgeregt, als der Beamte ihn am Arm fasste und aus dem Zimmer
führen wollte.
»Die Kollegen bringen Sie nach Husum.«
»Und hast du etwas aus ihm rauskriegen können?«
Rudolf Lange stürmte geradezu in
sein Büro. Der Verhaftete war kaum abgeführt.
Thamsen nickte. »Er hat die Brände
gelegt.«
»Und das Mädchen?«
»Das hat er nicht umgebracht.« Er
war sich ziemlich sicher, dass Lars Liedtke nichts damit zu tun hatte. Nun hatten
sie zwar einen Feuerteufel, aber der Mord an Katrin Martensen war dadurch noch lange
nicht geklärt. Sein Vorgesetzter kratzte sich am Kopf.
»Und du glaubst ihm?«
»Ja.«
Rudolf Lange blickte ihn eingehend
an. Dirk Thamsen war sein bester Mann, aber ob er sich hier nicht in eine Idee verrannte?
Vielleicht waren seine privaten Belastungen der letzten Tage doch ein wenig zu viel
für ihn und er hatte dadurch den Blick für das Wesentliche verloren. Auf
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