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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hatten miteinander telefoniert«, erklärte er seine Anwesenheit.
    Der Arzt nickte. »Machen Sie sich
allerdings keine großen Hoffnungen. Herr Stein scheint unter einer Amnesie zu leiden.
Jedenfalls kann er sich nicht an den Brand erinnern.«
    Thamsen schaute den Arzt ungläubig
an. Heiko Stein war der wichtigste Zeuge in dem Fall und konnte sich an nichts erinnern?
    »Das gibt es doch nicht«, entfuhr
es ihm.
    »Leider doch«, bestätigte der Arzt.
Meist sei das allerdings ein vorübergehender Zustand. Nach einiger Zeit kehrten
die Erinnerungen manchmal sogar vollständig zurück.
    »Was heißt denn, nach einiger Zeit?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern.
Das könne man nicht genau sagen. Das sei von Patient zu Patient unterschiedlich.
    »Sehen Sie, eine Amnesie ist eine
Art Schutzmechanismus. Wenn die Erinnerungen an das Geschehene zu schmerzhaft sind,
blendet das Gehirn die Ereignisse einfach aus. Manchmal für immer.«
    »Ja aber …«, Thamsen wusste nicht,
was er sagen sollte. Heiko Stein war momentan die einzige Möglichkeit, seine Theorie
eines zweiten Täters zu beweisen. Aber was nützte es ihm, wenn der Zeuge sich an
nichts mehr erinnerte?
    »Sie müssen einfach Geduld haben.
Fragen Sie ihn nicht zu viel auf einmal. Das könnte ihn überfordern und dann blockiert
das Gehirn noch mehr.«
    Thamsen nickte und überlegte, welche
Fragen am dringendsten geklärt werden mussten. Wenn er nicht zu viel auf einmal
fragen durfte, musste er sich gut überlegen, was er zur Sprache bringen wollte.
    Der Mediziner öffnete die Tür zum
Krankenzimmer und ging voran.
    Heiko Stein lag mit geschlossenen
Augen in seinem Bett. Die Wunden waren soweit verheilt, dass er endlich aus dem
Wärmekasten heraus konnte, dennoch konnte man unter den großflächigen Kompressionsverbänden
das fürchterliche Ausmaß der Verletzungen erahnen.
    Dirk Thamsen trat neben den Arzt
an das Bett.
    »Herr Stein«, sprach Dr. Menzel
den Patienten an, der daraufhin die Augen langsam öffnete. Sein Blick wirkte leer,
und sofort war Thamsen klar, dass von diesem Mann kaum etwas zu erfahren war, was
dazu beitragen könnte, den Mord endlich aufzuklären.
    Er stellte sich vor und fragte,
ob es in Ordnung sei, wenn er ihm ein paar Fragen stellte. Heiko Stein nickte kaum
merklich, während er sich mithilfe des Arztes ein wenig aufrappelte.
    »Aber nicht zu lang«, mahnte der
Mediziner noch einmal, ehe er den Raum verließ.
    »Herr Stein, an dem Abend, an dem
es in Ihrem Haus gebrannt hat, hatten Sie da Besuch?«
    Er war sich nicht sicher, ob das
die wichtigste Frage war, und musste sich arg zusammenreißen, um nicht sofort eine
weitere zu stellen.
    Heiko Stein räusperte sich. »Ich
glaube, vielleicht. Ich weiß nicht.«
    Das war schlimmer, als Thamsen es
erwartet hatte. Der Mann erinnerte sich tatsächlich an nichts. Vielleicht musste
er zeitlich früher ansetzen, um die Erinnerungen hervorzubringen.
    »Sie haben sich mit Jan Schmidt
vor dem SPAR-Markt gestritten. Um was ging es da?«
    »Um Katrin.«
    Thamsen atmete
erleichtert auf. Na also, ging doch!
    »Glauben Sie,
Jan Schmidt hat Katrin umgebracht?«
    Heiko Stein rückte etwas hin und
her und verzog dabei schmerzvoll das Gesicht. »Ich weiß nicht«, antwortete er dann.
    »Oder könnte er Ihr Haus angezündet
haben? Hat er Sie vielleicht an dem Abend noch einmal besucht?« Er wurde langsam
ungeduldig. Irgendwie hatte er den Eindruck, er verplempere nur seine Zeit. Aber
durch seine ungeduldigen Fragen trat genau das ein, wovor der Mediziner ihn gewarnt
hatte. Heiko Stein blickte ihn verzweifelt an. Er konnte sich einfach an nichts
erinnern.
    »Ich weiß es doch nicht«, brach
es aus ihm heraus. »Da ist nur so ein Gefühl. Natürlich weiß ich, dass es gebrannt
hat und ich in dem brennenden Haus war. Sehen Sie mich an. Können Sie sich die Schmerzen
überhaupt vorstellen?«
    Thamsen schüttelte bedauernd seinen
Kopf. Er konnte sich aber auch nicht vorstellen, wie es war, wenn man einfach keine
Erinnerungen mehr hatte. Das ganze Leben setzte sich doch aus Erinnerungen zusammen.
Was war man, wenn sie plötzlich fehlten?
    Gut, Heiko Stein hatte ja nicht
sein gesamtes Gedächtnis verloren, sondern litt nur unter einer teilweisen Amnesie.
Trotzdem glaubte Thamsen, nicht mal den Hauch einer Ahnung zu haben, wie es sich
anfühlte, wenn einem da plötzlich ein Stück aus seinem Leben fehlte. Schon gar nicht,
wenn man mit den Folgen dieses Geschehens jeden Tag konfrontiert wurde. Das war
ja, als wenn man im

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