Nordfeuer - Kriminalroman
jeden Fall
sah er müde aus.
»Aber wenn nicht er, wer hat dann
Katrin Martensen ermordet und die Schule angezündet?«
»Nicht Lars Liedtke.«
»Sondern?«
Thamsen zuckte mit den Schultern.
Er hatte zwar keine Ahnung, aber es bestand Hoffnung.
»Vielleicht kann uns ja Heiko Stein
mehr dazu sagen.«
»Die haben den Feuerteufel endlich erwischt.« Haie stürmte ohne ein
»Guten Morgen« in die Küche, in der Tom reichlich verschlafen am Tisch saß und Marlene
noch im Morgenrock Tee aufgoss.
»Ehrlich?« Tom gähnte. Er hatte
zwar wie ein Murmeltier geschlafen, fühlte sich trotzdem aber immer noch müde.
Haie ließ sich auf einen der Stühle
plumpsen und begann sofort zu erzählen.
»Auf den Lars wäre ich nie gekommen«,
schloss er schließlich seinen Bericht der letzten Nacht. »Der ist ja selbst Feuerwehrmann.«
Tom erinnerte an den Bericht, den
er über Pyromanie im Fernsehen gesehen hatte. Laut dieser Dokumentation gehörten
Feuerwehrleute zu der am meisten gefährdeten Gruppe.
»Meinst du denn, er hat auch Katrin
…«, mischte Marlene sich zögernd ein. Die Vorstellung an den Mord im Dorf ließ ihr
immer noch Schauer über den Rücken laufen.
»Keine Ahnung«, gab Haie ehrlich
zu. Er war ohnehin von Jan Schmidt oder Holger Leuthäuser als Täter ausgegangen.
Lars Liedtke hatte er gar nicht auf der Rechnung gehabt.
»Aber wir waren uns mit Thamsen
doch einig, dass es zwei Täter gibt«, erinnerte Tom die beiden Freunde. »Folglich
läuft der Mörder wahrscheinlich nach wie vor frei herum.«
Marlene schlang
ihre Arme um den Oberkörper. Ihr fröstelte bei dieser Vorstellung.
»Ja, und wahrscheinlich
wiegt er sich nun erstmal in Sicherheit. Denn der denkt ja, die Polizei glaubt,
den Täter endlich gefasst zu haben«, ergänzte Haie.
Tom und Marlene
nickten.
»Und vielleicht begeht er jetzt
einen Fehler.« Tom stand auf und goss sich und Haie einen Kaffee ein.
»Meint ihr?«, warf Marlene ein.
»Der wird sich jetzt doch vermutlich möglichst unauffällig verhalten. Lars Liedtke
wird den Mord nicht gestehen, wenn er es nicht war. Das kann man sich ja ausrechnen.«
»Ja, aber vielleicht denkt der Täter,
die Polizei wird dem kranken Feuerwehrmann nicht glauben«, versuchte Haie, seine
Theorie zu untermauern.
»Hm«, überlegte Tom, »aber dann
kann es dieser Jan Schmidt nicht gewesen sein. Denn der ist ja gestern schon an
der Schule rumgeschlichen und da konnte sich der Täter noch nicht in Sicherheit
wiegen, weil ja der Liedtke noch nicht gefasst war.«
»Uff«, stöhnte Haie bei so vielen
Spekulationen wurde ihm ganz schwindelig im Kopf. »Wahrscheinlich hat Thamsen recht
und Heiko Stein kann vielleicht etwas Licht in die Sache bringen. Am besten wir
warten ab. Dirk wollte sich ja melden.«
26.
Dirk Thamsen war beinahe froh, spät dran zu sein, als er die Kinder
bei seiner Mutter abholte. Er hatte den Rest der Nacht auf der Dienststelle verbracht
und bereits seinen Bericht geschrieben. Was für ihn eigentlich eher untypisch war,
aber er hatte seine Mutter nicht wecken wollen und wenn er ehrlich war, hatte er
ihr auch nicht begegnen wollen. Noch hatte er die Tatsachen, mit denen sie ihn am
Abend zuvor konfrontiert hatte, nicht verdaut und wusste nicht so recht, wie er
sich ihr gegenüber verhalten sollte.
Sie war nicht seine leibliche Mutter.
Diese Neuigkeit hatte ihn etwas aus der Bahn geworfen. Zwar würde er in ihr nach
wie vor seine Mutter sehen, schließlich hatte sie ihn großgezogen. Für ihn gab es
keine andere Mutter. Aber sein Urvertrauen in sie war erschüttert. Viel zu lange
hatte sie ihm verschwiegen, ja ihn regelrecht belogen, was der Grund für das seltsame
Verhalten seines Vaters war. Obwohl er immer wieder danach gefragt hatte. Und nun
wusste er nicht so recht mit ihr und ihrem Verhalten umzugehen.
Er sammelte Anne und Timo ein, deren
Schulsachen er zuvor aus der Wohnung geholt hatte und verfrachtete sie in den Wagen.
»Kommst du heute noch einmal vorbei?«,
fragte Magda Thamsen ihn zögerlich.
Thamsen zuckte mit den Schultern.
»Ich muss noch nach Kiel. Keine Ahnung, wie lange das dauert«, log er, denn allzu
lange würde er den kranken Heiko Stein ohnehin nicht verhören dürfen. Aber besser,
sie dachte, er sei beschäftigt.
Er konnte ihr momentan sowieso nicht
beistehen, musste erst einmal selbst seine Gedanken und Gefühle ordnen.
»Aber du denkst an die Beerdigung
morgen?«
Er nickte nur und winkte ihr kurz
zum Abschied. Dann fuhr er davon.
»Oma ist
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