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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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weil er sich dann wieder
mit seiner Mutter, die ja eigentlich gar nicht seine Mutter war, auseinandersetzen
musste. Er blickte auf seine Uhr und beschloss, einfach hinunter an die Förde zu
fahren und einen Spaziergang zu machen. Mal ein Stündchen nur für ihn, das musste
drin sein, oder?
    Der Himmel war heute bedeckt und
irgendwie passte dieses graue Wetter zu Thamsens Stimmung. In den letzten Tagen
war alles und jeder auf ihn eingestürmt und er fragte sich, wo er eigentlich geblieben
war? Also er, als eigenständige Persönlichkeit. Er, Dirk Thamsen. Nicht der Vater,
der sich verantwortungsvoll um seine Kinder kümmerte. Nicht der Sohn, der seiner
trauernden Mutter beistand, nicht der Polizist, der Verbrecher jagte und für Recht
und Ordnung sorgte. Sondern er, Dirk Thamsen, 47 Jahre alt, geschieden und allein.
    Natürlich gehörten Timo und Anne
ebenso wie seine Mutter zu seinem Leben. Aber sie gehörten lediglich dazu, waren
es nicht. Nur was war eigentlich sein Leben?
    Er blieb stehen, blickte über die
Förde und versuchte, in sich hineinzuhorchen. Wo war seine innere Stimme geblieben,
die ihm sagte, wo es langging? Er hatte in den letzten Tagen nur funktioniert. Der
Tod seines Vaters und der Schock über die Neuigkeit seiner Mutter hatten ihn regelrecht
gelähmt. Er empfand irgendwie nichts. Weder Trauer, noch Wut, noch etwas anderes.
Und das fühlte sich nicht wirklich gut an.
    Wie sollte es weitergehen? Sollte
er die Stelle, die sein Chef ihm angeboten hatte, annehmen? Früher hätte er alles
darum gegeben, endlich solch einen Posten zu bekommen. Aber warum? Eigentlich nur,
um seinem Vater zu beweisen, was für ein hervorragender Polizist er war und dass
er mit seinem Leben bestens klar kam.
    Aber jetzt? Sein Vater war tot und
letztendlich hätte es ihm wahrscheinlich sowieso nicht imponiert. Thamsen wusste
nun, er war sein Leben lang für eine Tat bestraft worden, derer er sich nicht schuldig
gemacht hatte. Aber gegen einen Geist anzukämpfen war nicht leicht. Und wer konnte
da schon gewinnen?
    Er seufzte leise und blickte auf
seine Uhr. Es war bereits kurz nach ein Uhr und sein Magen machte sich langsam bemerkbar.
Seit dem Frühstück hatte er nichts gegessen und das war leider nicht so üppig ausgefallen,
da er auf dem Weg von der Dienststelle zu seiner Mutter lediglich am Bahnhof ein
halbes belegtes Brötchen gekauft hatte. 
    Er zog sein Handy aus der Tasche
und wählte die Nummer seines Vorgesetzten.
    »Heiko Stein leidet unter einer
Amnesie«, berichtete er und teilte ihm mit, dass er den Rest des Tages von zuhause
aus arbeiten würde.
    »Ist gut, Dirk.«
     
    »Wenn ich es euch doch sage«, beteuerte Haie seine Aussage.
    Ingrid Martensen hatte so getan,
als wüsste sie nichts von den ganzen Männerbekanntschaften ihrer Tochter.
    Er saß mit Tom und Marlene beim
Griechen in der Uhlebüller Dorfstraße. Nach seinem Besuch im Herrenkoog war er zu
den Freunden gefahren. Da die beiden aufgrund der Hochzeitsfeier und deren Folgen
– Marlene hatte begonnen, die Glückwunschkarten zu sortieren und Danksagungen zu
schreiben – nicht zum Einkaufen gekommen waren, wollten sie an diesem Abend essen
gehen, und Haie hatte sich ihnen spontan angeschlossen.
    Nachdem sie bestellt hatten, war
er mit den Neuigkeiten rausgerückt.
    »Irgendwie
hatte ich den Eindruck, es sei ihnen egal, ob der Mörder noch frei herumläuft«,
hatte er erzählt.
    Marlene konnte sich das nicht vorstellen.
Gut, die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen lähmte einen und ließ
einen wie in ein tiefes Loch fallen. Das wusste sie nur zu gut.
    Aber die Eltern wollten ganz bestimmt
den, der ihrer Tochter das angetan hatte, hinter Gittern wissen. Etwas anderes konnte
sie sich nicht vorstellen.
    »Was haben sie denn genau gesagt,
als du sie gefragt hast, ob Katrin Lars gekannt hat?«, erkundigte sich Tom.
    »Dass sie ein anständiges Mädchen
gewesen sei.«
    Tom nickte.
Im Dorf wurden wahrscheinlich wieder jede Menge Gerüchte verbreitet. Bei Marlenes
Freundin war es ähnlich gewesen. Man hatte sogar erzählt, Heike Andresen sei eine
Prostituierte gewesen. Die Martensens wollten wahrscheinlich nur Katrins Ansehen
und damit sich selbst schützen. Daher leugneten sie die zahlreichen Männerbekanntschaften
der Tochter.
    »Also hat dein Besuch bei den Eltern
auch nichts gebracht«, stellte Marlene klar.
    So könne man das nicht sagen, entgegnete
Haie. Schließlich hätten sie auch über Erk gesprochen.
    »Und da waren die beiden sehr

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