Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:

ganz neblig war. Malte Nielsen streckte ihm die Hand entgegen. Er wirkte
nervös.
    Sie setzten sich an den Tisch, die Schwester bot ihm eine
Tasse Kaffee an und zog sich dann diskret zurück. Der Pfleger griff nach einer
Zigarette.
    »Sie kannten Heike Andresen?«
    »Wieso kannten?«
    Kommissar Thamsen deutete auf die Zeitung, welche auf dem
Tisch lag. Sein Gegenüber blickte ihn fragend an. Entweder konnte er sich gut
verstellen oder er hatte die Zeitung heute wirklich noch nicht gelesen. Er
erzählte mit kurzen und knappen Worten, was passiert war. Malte Nielsen wurde
immer bleicher. Gierig zog er an der Zigarette, verschluckte sich am Rauch,
begann zu husten. Als er wieder zu Atem kam, sagte er, dass er Heike zuletzt am
Montagabend getroffen habe. Seitdem habe er nichts von ihr gehört. Dass sie
ermordet worden war, habe er nicht gewusst.
    Er zündete sich erneut eine Zigarette an, obwohl er die
letzte erst wenige Sekunden zuvor ausgedrückt hatte.
    »Und worüber haben Sie sich mit Frau Andresen im ›Einstein‹
gestritten?«
    Malte verschlug es den Atem. Woher wusste die Polizei von dem
Streit? Er begann, zu schwitzen.
    Er habe ein paar Dienstpläne gefälscht. Stunden
aufgeschrieben, die er gar nicht gearbeitet hatte. Er habe Geld gebraucht.
Heike sei dahintergekommen und habe ihn zur Rede gestellt. Er blickte zu Boden.
    Dirk Thamsen betrachtete ihn skeptisch. Der fleckige Kittel,
die zerschlissenen Turnschuhe, eine Armbanduhr wie aus dem Kaugummiautomaten.
Wofür hatte er angeblich das Geld gebraucht? Seine innere Stimme sagte ihm,
dass der Pfleger log.

     
    Er legte gerade das letzte Holzscheit auf den
Stapel, als Haie um die Hausecke bog.
    »Was machst du denn hier? Arbeitest du nicht?«
    Der Freund schüttelte den Kopf.
    »Wie geht es ihr?«
    Tom wusste es nicht genau. Körperlich etwas besser, aber er
hatte das Gefühl, dass sie lieber ein wenig für sich alleine sein wollte.
Deshalb war er auch in den Garten gegangen.
    »Wollen wir zur Au raus fahren?«
    Haie nickte.
    Sie fuhren durch den Herrenkoog Richtung Bottschlotter See.
An der Brücke bei Norderwaygaard hielten sie an.
    »Komisches Gefühl«, sagte Haie.
    Sie standen am Brückengeländer und blickten den Fluss
entlang. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Hoffentlich wird Heike kein Gonger, soll ja viele hier
geben.«
    Tom blickte seinen Freund fragend an. Der erklärte ihm, dass
es in Nordfriesland viele Wiedergänger und Gongers geben sollte; denn wer
unschuldig ermordet worden ist oder Grundsteine versetzt und Land abgetragen
hat, findet keine Ruhe im Grabe.
    Tom, der eigentlich fasziniert von solchen Sagen und
Spukgeschichten war, schaute skeptisch.
    »Glaubst du an so etwas?«
    »Meinst du etwa, das sei alles Tüddelkram?«
    Ihr Gespräch wurde durch ein vorüberfahrendes Auto
unterbrochen, das in den kleinen Weg zum Störtewerker Koog abbog und dort am
Straßenrand stoppte. Ein Mann in Wathose stieg aus, holte aus dem Kofferraum
eine Angelrute.
    »Moin, Bernd«, begrüßte Haie den Mann.
    Es war der Angler, der Heikes Leiche gefunden hatte.
    »Moin. Na, auch mal zum Tatort?«
    Er hatte sich sichtlich von seinem Schock über die gefundene
Leiche erholt. Unaufgefordert erzählte er von seinem Fund. Tom kam es beinahe
so vor, als prahle er geradezu damit, dass er die ermordete Heike gefunden
hatte. Und in den letzten Tagen habe er immer ein rotes Auto hier vorbeifahren
sehen. So eine ausländische Marke.
    »Hast du das denn der Polizei gemeldet?«
    Der Mann winkte ab. Er wolle schließlich niemanden
verdächtigen. Könnten ja auch nur Schaulustige sein. Obwohl merkwürdig sei
schon, dass der Wagen bereits mehrere Male hier vorbeigefahren sei.
    »Angelst wohl immerzu hier, wat? Is nicht eigentlich
Schonzeit?«
    »Ja, aber die Aale beißen gerade so gut!«

     
    Noch schlaftrunken ging Marlene in die Küche und
goss sich ein Glas Wasser ein. Sie hatte nach dem Telefonat mit Heikes Mutter
ein paar der verschriebenen Tropfen genommen und sich hingelegt.
    Auf dem Küchentisch lag ein Zettel: ›Bin bald wieder da.
Kuss, Tom‹.
    Wo er sich wohl wieder herumtrieb? Sie blickte durch das
Küchenfenster nach draußen. Die Sonne schien. Sie nahm einen Kugelschreiber und
schrieb neben seine Worte: ›Ich auch‹.
    Zunächst ging sie die kleine Straße hinterm Haus entlang. Der
Wind wehte kräftig, sie knöpfte ihren Mantel zu. Ein Mädchen kam ihr auf einem
Fahrrad entgegen und grüßte.
    ›Jew åcht aw da

Weitere Kostenlose Bücher