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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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bjarne‹ – ›Achtet auf Kinder‹. Ihr fiel das
Schild heute zum allerersten Mal auf. Sie sprach die Worte laut aus, denn sie
liebte den Klang der friesischen Sprache. Leider sprach sie nur wenige Worte
Friesisch, aber sie wollte es lernen. Das Institut war sehr um den Erhalt der
friesischen Sprache bemüht. In einigen Kindergärten versuchte man, schon den
Kleinsten die eigentliche Muttersprache wieder näher zu bringen. So gab es
inzwischen sogar eine friesische Ausgabe von Storms ›Häwelmann‹. Sie hatte
Heike das Buch zum Geburtstag geschenkt. Die hatte solche Bücher geliebt.
    Es fiel ihr schwer, an die Freundin in der Vergangenheitsform
zu denken. Heike hatte, Heike wollte, Heike liebte. Ihr Verstand sagte ihr
zwar, dass die Freundin tot war, aber ihre Gedanken und Gefühle waren noch so
fest mit ihr verbunden. Es war nicht leicht, zu begreifen, dass es keine
Zukunft mit der Freundin mehr gab. Alles, was ihr blieb, waren ihre
Erinnerungen.
    Ohne es bemerkt zu haben, war sie bis zum Bahnhof der
Kleinbahn gelaufen. Eine Nachbarin von Haie, die sie flüchtig kannte, stand am
Bahnsteig und wartete auf den nächsten Zug.
    »Hab das gehört mit Ihrer Freundin. Mein Beileid. Wann ist
denn die Beerdigung?«
    Heikes Mutter wollte, dass die Tochter in Hamburg begraben
wurde. Ob Marlene ihr dabei helfen könnte, hatte sie gefragt. Natürlich hatte
sie eingewilligt. Ihr wurde bewusst, dass es eine Menge zu organisieren gab,
und sie machte sich eilig auf den Heimweg.

17

     
    Dirk Thamsen setzte sich an seinen Schreibtisch
und wollte gerade mit dem Bericht über die Befragung von Malte Nielsen
beginnen, als ein Kollege sein Büro betrat.
    »Man hat vermutlich die Sachen der Ermordeten gefunden.«
    Die Kollegen aus Flensburg inspizierten bereits die
durchsichtige Plastiktüte. Sie warteten auf die Spurensicherung.
    »Wo hat man das gefunden?«
    »In der Soholmer Au. Ganz in der Nähe der B 5.«
    Er ging zurück in sein
Büro. Bis die Sachen von der Spurensicherung untersucht waren, würde es noch
etwas dauern. Außerdem mussten die Kleidungsstücke noch identifiziert werden.
Noch stand ja gar nicht fest, dass sie wirklich Heike Andresen gehört hatten.
Ein Handy war jedenfalls nicht dabei gewesen. Wenn sich allerdings
herausstellte, dass die Kleidung der Ermordeten gehört hatte, kam natürlich
auch die Fundstelle an der Soholmer Au als Tatort in Frage. Obwohl ihm das eher
unwahrscheinlich erschien. Vermutlich hatte der Täter die Sachen dort nur
weggeworfen, entweder auf seinem Hin- oder Rückweg. Zumindest darüber konnte
also die Fundstelle der Kleidungsstücke Aufschluss geben. Mit etwas Glück
ließen sich ja vielleicht auch noch ein paar andere Spuren finden. Er hoffte,
dass die Kollegen das Gebiet weiträumig abgesperrt hatten.
    Sein Telefon klingelte. Es war Marlene. Ob die Leiche ihrer
Freundin bereits freigegeben sei, wollte sie wissen.
    »Das trifft sich gut,
Frau Schumann. Könnten Sie heute vielleicht noch in der Dienststelle
vorbeikommen?«
    Sie schwieg. Er hörte, wie sie tief Luft holte. Schon tat es
ihm leid, sie so überrumpelt zu haben. Er hatte einen Moment vergessen, dass
sie gestern erst die Leiche ihrer besten Freundin identifiziert und danach
einen leichten Zusammenbruch erlitten hatte.
    »Natürlich nur, wenn es Ihnen wieder besser geht«, fügte er
deshalb schnell hinzu.

     
    Sie hatten unterwegs eine Kleinigkeit gegessen.
Tom setzte Haie auf dem Rückweg an der Schule ab. Der Freund wollte noch die
Heizungsanlage überprüfen und anschließend einen Verdauungsspaziergang nach
Hause machen.
    Marlene hatte in der Küche auf ihn gewartet.
    »Kannst du mich zu Kommissar Thamsen begleiten?«
    Über die B 5 fuhren sie nach Niebüll. Sie saß auf dem
Beifahrersitz und drehte nervös eine blonde Locke um ihren Finger. Nebenbei
erzählte sie, dass sie sich bereits um eine Grabstelle für Heike auf dem
Friedhof Hamburg-Ohlsdorf gekümmert hatte. Tom fragte sich, woher sie die Kraft
dafür nahm. Sie wirkte so zerbrechlich. Er nahm ihre Hand. Sie war eiskalt.
    Der Kommissar saß in
seinem Büro und telefonierte. Als er die beiden in der Tür stehen sah, winkte
er sie zu sich hinein. Er beendete das Telefonat und begrüßte sie.
    »Schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten.«
    Er verließ das Büro und kam nach einer Weile mit mehreren
Plastiktüten zurück. Die Spurensicherung hatte ihre Arbeit noch nicht
abgeschlossen, aber die

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