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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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Ihre Haare waren fettig und strähnig, das
Make-up verwischt. Sie trug einen Bademantel, der mehr Flecken als saubere
Stellen aufwies, in der Hand hielt sie eine Zigarette. Wo war nur die Frau
geblieben, die er so sehr geliebt hatte? Mit der er zwei Kinder gezeugt und
sein Leben hatte verbringen wollen?
    »Wir müssen reden!«, sagte er und lief an ihr vorbei ins
Wohnzimmer. Die Luft darin war zum Schneiden, er riss das Fenster auf. Auf dem
kleinen Couchtisch standen mehrere Bier- und Schnapsflaschen, der Aschenbecher
quoll über. Ohne lange nachzudenken, fasste er den Entschluss, seine Kinder auf
der Stelle zu sich zu holen.
    »Ich wollte nur ein paar Sachen für Anne und Timo abholen.«
    Er ging in Annes Kinderzimmer. Sie folgte ihm.
    »Anne und Timo sind nicht da.«
    Zumindest das ist ihr
aufgefallen, dachte er, während er ein paar Kleidungsstücke in Annes rosa
Rucksack packte. Den Mondbären stopfte er in die Seitentasche, dann eilte er in
Timos Zimmer. Aus dem Schrank griff er wahllos einige Kleider, klemmte sie sich
unter seinen Arm.
    »Den Rest hole ich morgen!«
    »Bist du verrückt? Die Kinder bleiben hier! Du kannst sie
nicht mitnehmen! Sie gehören mir! Mir, verstehst du?«, schrie sie ihn an.
    In der Tür tauchte plötzlich ein Mann auf. Anscheinend hatte
ihr Geschrei ihn geweckt. Nur mit Boxer-shorts bekleidet, stand er da und
blickte ihn feindselig an. Dirk Thamsen kannte ihn aus Polizeiakten.
Körperverletzung, Trunkenheit am Steuer, Sachbeschädigung waren nur einige der
Delikte, wegen derer die Polizei gegen Mario Wetzel bereits ermittelt hatte. Er
hatte zwar gewusst, dass seine Exfrau einen neuen Freund hatte, dass es
allerdings dieser Mario war, das war ihm nicht bekannt gewesen. Ihm wurde zum
ersten Mal bewusst, wie tief sie gesunken war.
    Er drängte sich an ihnen vorbei in den Flur. Kurz machte es
den Anschein, als wolle Mario Wetzel sich ihm in den Weg stellen, doch wider
Erwarten trat er zur Seite. Sie folgten ihm bis zur Haustür.
    »Lass dich hier bloß nicht wieder blicken!«, zischte der
andere, tat, als ob es sein Haus wäre, aus welchem er ihn wie einen
Eindringling verwies.
    Er wollte sich umdrehen, etwas erwidern, als sein Pieper
Alarm schlug. Er griff nach dem kleinen Gerät in seiner Hosentasche und hörte,
wie die Tür hinter ihm ins Schloss geschlagen wurde. Als er zu seinem Wagen
ging, sah er aus dem Augenwinkel Mario Wetzel am Fenster stehen und grinsen.
    Im Auto griff er zum
Funkgerät und meldete sich in der Dienststelle.
    Maltes Dienst war endlich zu Ende. Er hatte
jedoch keine Lust, nach Hause zu gehen, und überlegte, noch irgendwo ein Bier
zu trinken. Sonntagabends war das Brauhaus zwar nicht ganz so gut besucht, aber
das Bier schmeckte ihm und deshalb entschied er sich für die Brauerei mit
Gasthaus in der Neustadt.
    Er setzte sich direkt an
den Tresen und orderte ein Bier. Nach dem ersten kräftigen Schluck ließ er
seinen Blick umherschweifen. Gleich an der Ecke des Tresens, beinahe neben ihm,
saßen zwei junge Frauen. Er versuchte, den Blick der Kleineren aufzufangen und
lächelte ihr zu. Schnell schaute sie zur Seite, flüsterte ihrer Freundin etwas
ins Ohr. Die blickte sich um, verdrehte nur abwertend die Augen. Bei denen
würde er wohl kaum landen können.
    Er überlegte, wann er das letzte Mal ein Mädchen mit nach
Hause genommen hatte, aber seine Erinnerungen daran waren so schwach, es musste
wohl schon länger her sein. Seit er sich von seiner letzten festen Freundin
getrennt hatte, war er nur selten morgens neben einer Frau aufgewacht.
Eigentlich störte ihn das nicht weiter. Er war nun mal kein Beziehungsmensch.
Das war ihm viel zu anstrengend. Hin und wieder ein One-Night-Stand reichte ihm
völlig. Nur konnte man dieses ›Hin und Wieder‹ momentan besser mit den Worten
›alle Jubeljahre mal‹ beschreiben.
    In Gedanken ging er die
Frauen durch, mit denen er in der letzten Zeit zu tun gehabt hatte. Die
Blondine, die er neulich bei ›Fiede Kay‹ getroffen hatte, hatte ihm gefallen.
Echt niedlich, die Kleine. Ob er sie anrufen sollte?

     
    Noch bevor Kommissar Thamsen den Klingelknopf
gedrückt hatte, wurde die Tür geöffnet.
    »Bitte leise, meine Freundin hat sich hingelegt.«
    Sie hatten den Kommissar erwartet. Nachdem die Gedanken über
den Anrufer ausgesprochen waren, hatte Tom die Nummer von Dirk Thamsen gewählt.
    Zwar hatte sich nur ein Kollege gemeldet, der allerdings
hatte versprochen, den

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