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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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arbeitete als dafür. Jedenfalls, wenn es darum ging, schnell und
unkompliziert Auskünfte zu erhalten oder eine heiße Spur verfolgen zu können.
Natürlich war ihm bewusst, dass man ja die Bürger dieses Landes nur schützen
wollte, aber trotzdem behinderten ihn diese Gesetze häufig bei seiner Arbeit.
    Er stand auf und trat auf den Flur. Im Büro gegenüber hatte
er bei seinem Kommen noch Licht brennen sehen. Der Kollege arbeitete noch.
    »Moin, Peter. Hast du eine Ahnung, ob Klaus schon etwas wegen
der Namen im Kalender von Heike Andresen herausgefunden hat?«
    Der junge Mann schaute ihn fragend an.
    »Keine Ahnung. Klaus ist krank.«
    Thamsen ging zurück an seinen Schreibtisch und wählte die
Nummer des Kollegen.
    »Mein Mann schläft. Es geht ihm gar nicht gut. Soll ich ihn
wecken?«
    Er verneinte.
    »Ich melde mich wieder.«
    Wahrscheinlich hatte Klaus Iwersen sowieso noch nichts
herausgefunden. Sonst hätte er bestimmt davon erfahren.
    Er holte das Telefonbuch
aus der Schreibtischschublade. 21 Einträge beim Namen Schmidt allein in
Niebüll, darunter allerdings kein Carsten. Heike hatte nichts über das Alter
des Patienten geschrieben, vielleicht war er ebenfalls ein Kind und lebte bei
seinen Eltern? Oder gar nicht in Niebüll, sondern in Leck oder Risum-Lindholm.
Er schlug die anderen Namen nach. Ebenfalls keine Einträge. Es würde ihm wohl
nichts anderes übrig bleiben, als alle Schmidts, Feddersens und Hansens
anzurufen und nach Carsten, Marten und Mona zu fragen. Ein Blick auf die Uhr
sagte ihm jedoch, dass es dafür heute bereits zu spät war. Denn selbst wenn er
sich mit Polizeihauptkommissar Thamsen melden würde, gäbe es sicher den einen
oder anderen, der sich am Morgen bei seinem Vorgesetzten beschweren würde. Und
Ärger hatte er momentan genug am Hals. Zwar vorerst nur privat, aber das sollte
möglichst auch so bleiben.

     
    Tom hatte ihr einen Früchtetee gekocht. Sie saß
auf der Eckbank und schwieg. In Gedanken ließ sie den Tag Revue passieren. Die
Trauerfeier, ihre Rede, das Grab, die Kränze. Immer wieder fragte sie sich, wer
wohl der Mann in dem hellen Mantel gewesen war. Ständig blitzte sein Bild auf,
so, als sollte ihr das etwas sagen.
    »Wenn ich nur wüsste, wer dieser Mann ist.«
    »Vielleicht war es einfach nur ein Professor oder ein Arzt
aus dem Krankenhaus, wo sie mal ein Praktikum gemacht hat.«
    Er maß dem Unbekannten keinerlei Bedeutung bei.
Wahrscheinlich war es nur ein heimlicher Verehrer gewesen, der Heike die letzte
Ehre hatte erweisen wollen. Immerhin war sie eine attraktive Frau gewesen.
Wieso sollte er nicht einfach nur scharf auf sie gewesen sein? Das konnte er
natürlich so nicht zu Marlene sagen, deswegen behielt er diese Gedanken für
sich.
    Aber sie sah das Ganze anscheinend anders.
    »Wieso ist er dann einfach
verschwunden? Man kondoliert doch zumindest der Familie, wenn man zu einer
Beerdigung geht. Außerdem habe ich ihn in der Kapelle nicht gesehen. Der ist
nur zum Grab gekommen.«
    »Wahrscheinlich ist er dir nur nicht aufgefallen. Es waren
doch so viele Leute dort in dem kleinen Raum und die Hälfte haben wir nur von
hinten sehen können.«
    Wieder widersprach sie ihm. Der Mann wäre ihr sofort
aufgefallen. Allein dieser helle Mantel. Wer trug denn zu einer Beerdigung
einen hellen Mantel? Und dann zu dieser Jahreszeit? Nein, der Mann war
hundertprozentig nicht in der Kapelle gewesen, da war sie sich ganz sicher.
    Es war ihm nicht möglich, ihr das Gegenteil zu beweisen. Er
wusste nur, dass sie während der Trauerfeier wie unter Drogen gestanden hatte,
völlig abwesend. Und da wollte sie sicher sein, dass dieser Mann nicht unter
den anwesenden Gästen gewesen war? Er selbst war ja noch nicht einmal in der
Lage, das zu beurteilen. Er wollte sie jedoch nicht noch weiter aufregen und
schwieg deshalb.
    »Wir sollten auf jeden Fall dem Kommissar davon erzählen. Am
besten, ich rufe ihn gleich an.«
    Sie war nicht aufzuhalten. Er merkte nur an, dass Herr
Thamsen wahrscheinlich um diese Zeit gar nicht mehr arbeiten würde, aber sie
griff unbeirrt zum Telefonhörer und wählte die Nummer des Kommissariats.
    »Thamsen?«
    Sie war erleichtert, die Stimme des Kommissars zu hören.
Bedeutete es doch, dass er noch arbeitete und mit der Aufklärung des Mordes
beschäftigt war. Schnell berichtete sie von dem Unbekannten auf der Beerdigung
und dass er ihr verdächtig vorgekommen war. Dirk Thamsen fragte sie, ob es ihr

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