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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Plastiktüte?
    Plötzlich nahm Marlene im Gegenverkehr einen roten Wagen
wahr. Sie griff an Toms Arm.
    »Halt an, da ist der Wagen!«
    Er trat so abrupt und heftig auf die Bremse, dass der Fahrer
hinter ihnen nur mit quietschenden Reifen einen Auffahrunfall vermeiden konnte.
Wild gestikulierend überholte er.
    »Nun mach schon! Dreh um! Worauf wartest du?«
    Er wendete den Wagen und gab Vollgas.

27

     
    Dirk Thamsen war zum Mittagessen zu seinen
Eltern gefahren. Die Kinder hatten bereits auf ihn gewartet. Wann sie endlich
etwas zusammen machen würden. Er zuckte nur mit den Schultern. Er erzählte
seiner Mutter von der Wohnungsbesichtigung.
    »Junge, mach dir unseretwegen keinen Stress. Hauptsache, ihr
findet erst einmal den Mörder!«
    Das hörte sich so einfach an. Wenn es doch auch nur so wäre.
Er wusste momentan wirklich nicht weiter.
    Nach dem Essen verabschiedete er sich, versprach Anne und
Timo aber, am nächsten Tag etwas Schönes mit ihnen zu unternehmen. Dann fuhr er
zurück zur Dienststelle. Er telefonierte zunächst die weiteren Namen im
Telefonbuch ab. Die Antwort der Personen, die er an diesem Samstagnachmittag erreichte,
war jedoch immer dieselbe.
    »Marten Feddersen? Wohnt hier nicht.«
    »Mona Hansen? Kenne ich nicht.«
    Wenn er doch nur einen Anhaltspunkt hätte oder den Hauch
einer Verbindung zwischen diesen Namen und Heike Andresen herstellen könnte.
Ein richterlicher Beschluss zur Akteneinsicht im Krankenhaus läge zwar selbst
dann noch in weiter Ferne, wäre aber durch fleißige Recherchen und eine
schlüssige Argumentationskette nicht unerreichbar. Nur war er selbst von einem
klitzekleinen Bezug zwischen den Namen aus dem Kalender und der Ermordeten so
weit entfernt – er wusste lediglich von Carsten Schmidt, dass er Patient der
Klinik gewesen war. Ansonsten konnte er nicht mehr als Vermutungen anstellen.
    Er durchsuchte noch einmal die restlichen Sachen in dem
Pappkarton aus der Wohnung der Ermordeten. Jede einzelne Rechnung schaute er
sich zum wiederholten Male an, selbst die Kassenbons, doch ihm fiel nichts auf.
Es waren ganz gewöhnliche Belege einer jungen Frau. Ein paar Schuhe, eine
Handyrechnung, Drogerieartikel.
    Zwischen den Rechnungen eine Kinderzeichnung. Ähnlich wie die
Bilder, welche Anne mit dicken Wachsmalstiften malte. Die Zeichnung zeigte ein
Krankenzimmer. In dem Bett lag ein Junge. In noch unsicherer Kinderschrift
stand daneben der Name Andreas. In Druckbuchstaben. Vor dem Bett stand eine
Frau. Den Buchstaben neben der Figur entnahm er, dass dies Heike Andresen sein
sollte. Sie musste wirklich eine sehr enge Patientenbeziehung zu dem kleinen
Jungen gehabt haben. Wie sie seinen Tod wohl aufgenommen hatte? Eigentlich
sollte er das Tagebuch schneller durcharbeiten. Vielleicht enthielt es doch
noch wichtige Informationen, auch wenn der Kollege nichts Auffälliges entdeckt
hatte. Aber er genoss es, der Ermordeten Stück für Stück näher zu kommen, ihr
Vertrauter zu werden, sodass er sich jedes Mal nur wenige Eintragungen gönnte.
Außerdem glaubte er nicht, dass die Ärztin von den Absichten ihres Mörders
gewusst hatte. Es bestand ja auch immer noch die Möglichkeit, dass sie ein
völlig zufälliges Opfer gewesen war. Vielleicht lief da draußen ein Irrer rum.
Er griff erneut zum Tagebuch.

     
    01.06.1996

    Endlich Wochenende und ich habe mal keinen Dienst! Das
muss ich mir gleich rot im Kalender anstreichen. Noch vier Wochen und meine
Probezeit ist zum Glück vorbei. Dann gönne ich mir erst einmal einen Urlaub,
vielleicht mit Mama. Vorausgesetzt, Voronin übernimmt mich. Schwer
einzuschätzen. In letzter Zeit gab es zwar weniger Stress mit ihm, aber wer
weiß schon, was so in ihm vorgeht. Ich jedenfalls nicht.

    Vorige Woche ist Andreas nun doch entlassen worden. Er hat
sich super gefreut. Natürlich muss er regelmäßig zur Dialyse kommen, aber das
ist für ihn ja tausendmal besser so. Sein Vater hat mir bei der Entlassung
einen riesigen Blumenstrauß geschenkt. Echt nett. Heute Abend habe ich mich mit
Malte verabredet. Er ist sowieso wegen einer Krankenfahrt in Niebüll. Viel Lust
habe ich zwar nicht, aber Marlene hatte auch mal wieder keine Zeit. Ist mit Tom
in Flensburg im Theater. Und ganz alleine hier rumsitzen …. Dann besser ins
›Kö‹ oder später ins ›Domino‹. Mal sehen. Übrigens hat das mit den Fotos
astrein geklappt. Endlich lässt der Alte von nebenan mich in Ruhe. Ich glaube,
der hat

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