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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Muffensausen. Soll er ruhig haben, der alte Lustmolch.

     
    »Fahr doch schneller!«
    Marlene hatte sich von der Rückbank, so weit es ging, nach
vorne zwischen die beiden Männer geschoben.
    Der rote Wagen war ihnen ein ganzes Stück voraus, der Fahrer
hielt sich so gut wie an keine Geschwindigkeitsbegrenzung.
    Am Stollberg hatten sie den Wagen fast eingeholt. Haie notierte
das Autokennzeichen: NF-SL-236.
    Durch Bredstedt floss der Verkehr nur stockend. Tom musste
bei Rot über eine Ampel fahren, um den Anschluss nicht zu verlieren, und rammte
dabei beinahe einen anderen Wagen. Lautes Gehupe ertönte. Marlene sah, wie der Fahrer
des roten Pkws in den Rückspiegel blickte.
    »Ich glaube, er hat
gemerkt, dass wir ihn verfolgen.«
    Hinter Bredstedt wurde der Verkehr noch dichter. Tom schloss
eng auf.
    »Und, erkennst du ihn?«
    Angestrengt blickte sie nach vorne durch die Windschutzscheibe.
Sie war sich nicht sicher, konnte die Person nicht richtig sehen, nur eine Art
Schatten erahnen. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Kannst du nicht vorbeifahren?«
    Der Gegenverkehr ließ jedoch ein Überholen nicht zu und so
folgten sie dem Wagen bis kurz hinter Hattstedt. Dort bog der Fahrer in
Richtung Horstedt ab. Nur wenige 100 Meter vor dem Ortsschild hielt er an. Tom
fuhr langsam vorbei. Eine junge Frau stieg aus und blickte fragend in ihre
enttäuschten Gesichter.

     
    Malte zählte das Geld aus dem braunen Umschlag.
2000   DM – 1000 DM für seine
Arbeit und 1000 DM dafür, dass er seinen Mund hielt. Das war eine Menge Geld,
mehr als er in einem Monat in der Klinik verdiente, wenn er keine Sonn- oder
Feiertagsschichten und keinen Nachtdienst machte. Aber selbst dann war der
Betrag, der unten auf seiner Gehaltsabrechnung stand, nur unwesentlich höher.
Er steckte 100 DM in sein Portemonnaie und verstaute den Rest unter der
Matratze. Gleich darauf überlegte er es sich allerdings anders und befestigte
den Umschlag stattdessen mit Klebeband unter der Kommode.
    In der Küche nahm er ein Bier aus dem Kühlschrank. Er fühlte
sich beobachtet und warf einen Blick hinaus durch das kleine Fenster. Es war
niemand zu sehen, alles schien wie immer. Er trank einen kräftigen Schluck.
Bisher hatte der Polizist sich nicht wieder bei ihm gemeldet. Das konnte sowohl
ein gutes als auch ein schlechtes Zeichen sein. Er ging hinüber ins Wohnzimmer,
spähte durch die Jalousie hindurch auf die Straße. Würde er überhaupt bemerken,
wenn man ihn beschattete?
    Sein Blick fiel auf die blinkende Anzeige des
Anrufbeantworters und er drückte die Wiedergabetaste. „Hier ist Marlene
Schumann. Sie erinnern sich? Ich muss Sie dringend treffen. Bitte rufen Sie
mich so schnell wie möglich unter der Nummer 0172/5539754 zurück. Vielen Dank!“
    Was sollte er davon halten? War die Kleine etwa scharf auf
ihn? Oder wollte man ihn in eine Falle locken? Er nahm seine Jacke und den
Geldbeutel und verließ die Wohnung. Auf dem Weg zu seinem Wagen dachte er über
den Anruf nach. Heikes Freundin war bei dem Treffen in Bredstedt nicht
besonders freundlich zu ihm gewesen. Sie hatte eigentlich nur alles über ihn,
Heike und das Treffen im ›Einstein‹ wissen wollen. Ihr Blick war so abwehrend
gewesen. Wieso wollte sie ihn nun also sehen? Schickte die Polizei sie?
    Er stieg in sein Auto, startete den Motor und fuhr los.
Ziellos lenkte er den Wagen hinaus aus der Stadt Richtung Eiderstedt. Der
Himmel war bedeckt, es regnete. Das stetige Hin und Her der Scheibenwischer
nahm seine Sinne gefangen und als er endlich seinen Blick wieder bewusst auf
die Straße wandte, hatte er bereits St. Peter-Ording erreicht und fuhr gerade
die kleine Straße hinauf, welche über den Außendeich auf die Zufahrt zum Strand
führte. Es war Hochwasser. Hohe Wellen mit anmutigen Schaumkronen schlugen auf
den Strand, rollten ungewöhnlich weit ins Binnenland. Die Pfahlbauten, in
welchen sich die Toiletten und ein Strandcafé befanden, lagen nun direkt im
Meer. Der Strand war beinahe menschenleer. Nur ein paar vereinzelte wetterfeste
Gestalten waren in der Ferne zu sehen.
    Er blieb im Wagen sitzen
und verfolgte fasziniert das Naturschauspiel. Mit welcher Kraft das Meer sich
erheben konnte. Viele Menschen hatten darin schon den Tod gefunden. Manche
hatte es für immer mit sich genommen, hinab in seine tiefen Abgründe. Wenn das
Meer sich so zornig gebärdete und wie ein wildes Tier an den Strand stürzte,
mochte er es am liebsten. Es war

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