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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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merkte an, dass Malte in der Klinik arbeitete.
Vielleicht hatte er etwas damit zu tun?
    »Ganz sicher!«, bestätigte Haie und berichtete von der
Geheimniskrämerei, welche Lisas Eltern um die neue Niere des Mädchens machten.
    »Und der plötzliche Wegzug? Da stimmt etwas nicht. Das könnt
ihr mir glauben.«
    Sie beschlossen, in die Klinik zu fahren und sich umzusehen.
Tom blickte auf seine Armbanduhr.
    »Mit etwas Glück schaffen wir es anschließend rechtzeitig zu
deinem Vortrag!«

35

     
    Erneut hatte Thamsen Voronin gehen lassen
müssen. Es gab einfach nichts, womit er ihn überführen konnte. Die Vermutungen
aus Heikes Tagebuch reichten ebenso wenig aus wie die Spielsucht und der
finanzielle Engpass des Professors.
    Er wählte die Nummer von Heikes Freundin, aber es hob niemand
ab.
    Sein Blick wanderte zu der
Wand, an welcher die Bilder und die Landkarte der Umgebung hingen. Er musste
etwas übersehen haben. Sein Finger fuhr über die markierten Stellen auf der
Karte, doch er konnte keinen Zusammenhang erkennen. Waren die Orte nur zufällig
gewählt oder gab es eine Verbindung zwischen der Fundstelle und der näheren
Umgebung der Soholmer Au? Und was war mit Vladimir Novosti? Er betrachtete das
Foto des Jungen. Wenn er als Spender in Frage gekommen war, wieso hatte Andreas
sterben müssen? Er suchte in Heikes Tagebuch nach einer Antwort.

     
    Die letzten Eintragungen handelten hauptsächlich
von den Vermutungen, dass der Professor illegal Organe verpflanzte. Er wurde
wütend. Wie hatte der Kollege so blind sein können? Hatte er das Tagebuch
überhaupt gelesen? Er sprang auf und stürmte in das Büro von Klaus Iwersen. Der
saß an seinem Schreibtisch und schaute ihn mit fiebrigem Blick erstaunt an, als
er mit dem Tagebuch aufgeregt vor dessen Gesicht herumfuchtelte.
    »Bist du blind? Ich denke, du hast das Buch durchgearbeitet.
Hier drin sind eindeutig Hinweise auf den möglichen Täter verzeichnet. Wir
könnten den Fall längst gelöst haben. So blöd kann man gar nicht sein, dass man
das überliest!«
    Der Kollege wurde immer blasser.
    »Sie hat versucht, Beweise gegen ihn zu sammeln, falsche
Akteneinträge kopiert, Listen mit Patientenverlegungen überprüft und mit den
Dienstplänen von Malte und Voronin abgeglichen. Wie um alles in der Welt
konntest du das übersehen?«
    Sein Gegenüber war unter seinem aufgebrachten Wortschwall
immer weiter auf seinem Stuhl zusammengesunken. Kleinlaut antwortete er: »Ich
habe mich doch krankgemeldet!«
    »Soll das etwa heißen, niemand hat das Tagebuch bisher
gelesen?«
    Klaus Iwersen zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Das wird Konsequenzen haben!«
    Mit großen Schritten eilte er zurück in sein Büro.

     
    20.08.1996

    Manchmal überlege ich, was ich machen würde, wenn Andreas
mein Kind wäre. Ich habe den Kleinen inzwischen so lieb gewonnen und natürlich
wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass er wieder ganz gesund wird. Seine
Werte sind sehr schlecht, er ist schwach. Ich vermute, deswegen hat der
Professor die Transplantation noch nicht durchgeführt. Ich habe mich nicht
getraut, ihn überhaupt darauf anzusprechen, obwohl ich mir inzwischen ziemlich
sicher bin, ausreichend Beweise gesammelt zu haben. Natürlich ist Organhandel
illegal, aber manchmal denke ich, im Fall von Andreas könnte ich doch mal ein
Auge zudrücken. Oder?

     
    Sie schickten Marlene vor, um am
Informationsschalter nach Lisas Zimmernummer zu fragen. Sie würde keinen
Verdacht erregen.
    Der Mann hinter dem Schalter erwiderte ihr Lächeln und sagte:
»Lisa Martens liegt auf Station drei. Zimmer 304.«
    Sie klopften leise an die Tür und traten ein. Das Mädchen war
in einem Einzelzimmer untergebracht. Es war allein.
    »Moin, Lisa!«
    Haie trat an das Bett und überreichte ihr einen kleinen
Stoffhasen, den er im Eingangsbereich am Kiosk gekauft hatte. Das Mädchen lächelte.
Sie kannte den Hausmeister von der Schule und freute sich über seinen Besuch.
Endlich einmal ein anderes Gesicht außer dem der Eltern oder des
Pflegepersonals. Freudig griff sie nach dem Stoffhasen und bedankte sich.
    »Und wie geht es dir? Besser?«
    Sie nickte. Die Operation war zwar erst wenige Tage her, aber
sie hatte kaum noch Schmerzen. Bisher nahm ihr Körper das fremde Organ sehr gut
an.
    »Ich habe eine neue Niere!«, berichtete sie freudestrahlend
und fügte hinzu: »Von einem anderen Mädchen!«
    Er nickte und fragte, woher sie das denn wüsste.
    »Der

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