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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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räusperte
sich laut, als er das Zimmer betrat.
    »Professor Heimkens?«
    Er nickte freundlich.
    »Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie.«

     
    »So schnell sieht man sich wieder.«
    Thamsen konnte es sich nicht verkneifen, seinem Triumphgefühl
ein wenig Ausdruck zu verleihen. So überheblich Professor Voronin beim letzten
Mal auch noch gewesen war, nun saß er zusammengesunken am Tisch und starrte auf
seine Finger.
    »Also, was haben Sie gegen die Anschuldigungen vorzubringen?«
    »Ich habe nichts damit zu tun!«
    Der Mann wollte doch nicht allen Ernstes behaupten, dass er
unschuldig war? Nicht nach der Aussage der Familie Martens und nicht, wo sich
offensichtlich die Empfänger, welche bereits nach kurzer Zeit ein neues Organ
erhielten, in seiner Klinik häuften?
    »Woher kamen die Organe? Wer hat sie Ihnen besorgt? Wer war
noch an den Transplantationen beteiligt? Wie viele Organe haben Sie illegal
verpflanzt?«
    Er bombardierte ihn mit Fragen. Sein Gegenüber wurde langsam
nervös.
    »Ich wurde erpresst!«
    Thamsen stutzte einen Augenblick. So unwahrscheinlich war das
nicht. Immerhin hatte der Professor Spielschulden. Vielleicht war er auch
Mitglied eines illegalen Clubs gewesen. Von den brutalen Eintreibermethoden
hatte er schon gehört. Gut möglich, dass die beiden Männer, die immer wieder in
der Klinik aufgetaucht waren, ebenfalls an der ganzen Sache beteiligt waren.
    »Wegen Ihrer Spielschulden?«
    Kopfnicken.
    »Und von wem?«
    Voronin zuckte mit den Schultern. Er schien noch
unentschlossen, welche Wahrheit für die Polizei in Frage kam. Deswegen brachte
Thamsen ihn auf die richtige Spur.
    »Von den Männern, die bei Ihnen waren? Diesen russischen
Schlägertypen?«
    »Ja.«
    »Und die haben auch die möglichen Organspender geliefert?«
    Wieder nickte der Professor
und erzählte dann, dass die Typen regelmäßig bei ihm auf der Station erschienen
waren, um zu schauen, ob es potenzielle Organkäufer gab. Manchmal hatte er
ihnen auch mögliche Kandidaten gemeldet. Weil er nicht wollte, dass sie ständig
in der Klinik aufkreuzten. Anschließend waren sie losgezogen, um einen
passenden Spender aufzutreiben. Seine Aufgabe war es gewesen, den Patienten die
illegale Transplantation zu verkaufen. Mit der Zeit hatten sie ein kleines
Netzwerk aufgebaut. Wenn er die Daten und Werte übermittelt hatte, bekam er
meist postwendend eine Art Karteikarte eines möglichen Spenders.
    Thamsen dachte an das Blatt
aus Andreas’ Krankenakte, das Heike bei Voronin im Büro gefunden hatte.
    Ein paar Mal habe er aussteigen wollen. Er kannte ja die
Umstände, unter welchen die Organe in illegalen Kreisen besorgt wurden. Sie
hatten ihn zusammengeschlagen, gedroht, wenn er nicht mehr mitmachen würde,
auch ihn bis aufs letzte Organ auszuschlachten. Da habe er aus Angst
weitergemacht.
    »Und wer ist sonst noch daran beteiligt gewesen?«
    Professor Werner Heimkens. Zusammen mit ihm habe er die
Transplantationen durchgeführt. Heimkens Frau hatte ihnen assistiert, sie sei
ausgebildete OP-Schwester. Und Malte Nielsen. Er hatte jeweils einen
Krankenwagen für die Fahrten nach Husum organisiert.
    »Und Heike Andresen ist Ihnen auf die Schliche gekommen und
deswegen haben Sie sie umgebracht.«
    Thamsen war so fest davon
überzeugt, dass der Professor sie ermordet hatte, dass für ihn kein anderer
Schluss in Frage kam. Doch Voronin blickte völlig erschrocken auf und
schüttelte heftig seinen Kopf.
    »Nein, so war es nicht!«
    »Wie war es dann?«
    Schulterzucken.
    »Ich weiß es nicht, aber damit haben weder ich noch Professor
Heimkens etwas zu tun.«
    Dirk Thamsen glaubte ihm nicht. Wer außer den vieren und den
Russen sollte einen Grund dafür gehabt haben, Heike umzubringen? Malte Nielsen
war es laut DNA-Test nicht gewesen, blieben also nur noch die anderen Personen
übrig.
    »Wenn Sie unschuldig sind, haben Sie ja auch sicherlich
nichts gegen eine Speichelprobe einzuwenden.«
    Er war sich sicher, dass Voronin sich dagegen wehren würde,
doch der stimmte zu.
    »Ich habe nichts dagegen.«

37

     
    Tom, Haie und Marlene waren in der Zwischenzeit
nach Hause gefahren. Ein Kollege von Kommissar Thamsen hatte ihnen
ausgerichtet, dass das Verhör sicherlich noch dauern würde. Außerdem würden die
endgültigen Beweise aus dem DNA-Test erst in mehreren Stunden vorliegen, bis
dahin blieb der Professor sowieso in Untersuchungshaft. Kommissar Thamsen würde
sich melden.
    Sie saßen in der Küche.

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