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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tom hatte zur Feier des Tages eine
Flasche Champagner geöffnet. Er hatte sie zum Abschied aus München von seinem
Partner geschenkt bekommen.
    »Für einen ganz besonderen Anlass«, hatte der damals gesagt
und Tom fand, dass die Festnahme von Heikes Mörder durchaus ein solcher Anlass
war. Sie prosteten sich zu.
    »Auf den Ermittlungserfolg und die Festnahme des Mörders!«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass der Voronin Heike
ermordet haben soll«, murmelte Marlene leise vor sich hin. »Ich dachte immer,
der Hippokratische Eid verbiete es, jemanden umzubringen. Ist es nicht Aufgabe
der Ärzte, Leben zu retten?«
    »Noch ist ja gar nicht klar, ob der Professor der Mörder
ist«, warf Haie ein.
    »Ist aber doch nur eine Frage der Zeit, bis wir Gewissheit
haben. Dass das auch nicht schneller geht mit diesen Gentests!«
    Sie stand auf und blätterte
die Post des heutigen Tages durch. Rechnungen und ein Werbeprospekt, der zum
›Aalessen satt‹ in die Gaststätte ›Bongsiel‹ einlud.
    »Habt ihr Lust?«
    Sie blickte die Männer fragend an.
    »Ins ›Swarte Peerd‹?«
    Haie war schon lange nicht mehr in der Gastwirtschaft
gewesen.
    Sie nickte.
    Tom fuhr über Maasbüll durch den Herrenkoog und dann Richtung
Waygaard. Fast schien es, als mied er den Fundort von Heikes Leiche
absichtlich, um die lockere Stimmung nicht zu trüben. Seit Langem hatte er das
Gefühl, dass ihre Welt wieder einigermaßen in Ordnung war. Haie saß auf der
Rückbank und erzählte die Geschichte des Bongsieler Gasthauses.
    »Die Gaststätte ›Bongsiel‹ ist nach dem Höker und Kröger
Erich Gustaf Bong benannt, der 1741 durch einen sogenannten ›Stavenbrief‹ das
Recht erhielt, in dem Schleusenwärterhaus auch einen Gastkrug zu betreiben.
Seit 1903, glaube ich, hat die Familie Thamsen die Gastwirtschaft.«
    Marlene fragte, ob der Kommissar mit der Familie etwas zu tun
habe, aber er schüttelte den Kopf.
    »Nee, eher nicht. Soweit ich weiß, war die Familie schon
immer im Gastgewerbe tätig. Dass da einer aus der Art schlägt und Polizist
wird? Glaub ich nicht.«
    »Und wieso heißt der Gasthof ›Dat swarte Peerd‹?«, mischte
sich nun Tom in die Unterhaltung ein.
    »Der Großvater, Lauritz Thamsen, meine ich, hat so eine
Geschichte erfunden. Und die Erzählung ›Dat swarte Peerd‹ hat einer
aufgeschrieben und auch Bilder dazu gemalt.«

     
    Sie erreichten die Gaststätte am Deich zum
Hauke-Haien-Koog. Der Parkplatz war belegt, das Restaurant schien gut besucht.
Hoffentlich bekamen sie auch ohne Reservierung noch einen Tisch.
    Die Gaststube war
gemütlich eingerichtet, an den Wänden hingen Bilder verschiedener Künstler. Das
Aal-essen war schon in vollem Gange. Die Bedienung huschte mit einem Tablett
voll Brataal an ihnen vorbei.
    Sie hatten Glück. Im hinteren Teil des Raumes befand sich ein
freier Platz. Eine Familie, die reserviert hatte, war nicht erschienen, wie der
Wirt ihnen mitteilte, und bot ihnen nun die Gelegenheit, ›Aal satt‹ zu genießen.
    Neben Brataal gab es Aal in Gelee und Räucheraal. Haie
kostete begeistert. Lange hatte er schon keinen Aal mehr gegessen.
    »Früher war ich mit Elke einige Male hier, aber in letzter
Zeit natürlich nicht.«
    Marlene fragte, wie denn momentan das Verhältnis zwischen
ihnen sei, aber Haie winkte ab.
    »Sie begreift wohl immer noch nicht, dass es aus ist.«
    Er erzählte, dass sie ihn immer wieder anriefe, zum Essen
einladen und irgendwelche anderen Vorwände erfinden würde, um ihn zu sehen.
      »Seit ich allerdings
neulich gesagt habe, sie müsse die Polizei rufen, wenn jemand ums Haus
schleicht, hat sie sich nichts Neues einfallen lassen.«
    Marlene konnte schon verstehen, dass Elke um ihren Mann
kämpfte. Immerhin war Haie für sein Alter ein attraktiver Mann. Kein Bauchansatz,
gut gebauter Körper und seine leicht ergrauten Schläfen ließen ihn äußerst
interessant wirken. Also, wenn sie nicht mit Tom zusammen wäre … Sie musste
schmunzeln.
    »Was gibts denn da zu grinsen?«
    Sie war völlig in Gedanken gewesen und hatte das Gespräch gar
nicht richtig verfolgt.
    »Bitte?«
    »Na, dass ich vielleicht auch noch einmal jemanden
kennenlerne.«
    Haie blickte sie mit ernstem Blick an. Er konnte ja nicht
ahnen, dass ihre Gedanken eigentlich genau in diese Richtung gewandert waren.
Sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass er sich wieder verliebte.
    »Du findest bestimmt auch bald wieder eine nette Frau!«,
versicherte sie und

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