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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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nickte. Im Flur griff er nach
dem hellen Trenchcoat und folgte Thamsen zum Wagen.
    Zurück blieb eine Frau in
einem schwarzen Plisseerock und dunklem Rolli, welche vor dem Haus stand und
ihnen teilnahmslos hinterherschaute. Als er vom Hof bog, sah er im Rückspiegel,
wie sie die Tür langsam schloss.

39

     
    Der Himmel war grau und es nieselte leicht. Der
Wind wehte kräftig von der See.
    Dirk Thamsen stand auf der Mole und blickte nordwärts. In der
Ferne sah er die drei Freunde näher kommen. Er hob den Arm und winkte.
    Der Fall war nun beinahe
abgeschlossen. Der Bericht lag fertig getippt in seiner Schreibtischschublade,
ab morgen hatte er Urlaub. Der Umzug in die neue Wohnung stand an und dann
musste noch eine Lösung wegen der Kinder gefunden werden. Er war gespannt, ob
seine Exfrau den Entzug durchhalten würde. Von ihrem kriminellen Freund hatte
er auf jeden Fall bis heute nichts mehr gehört. Das war sicherlich ein gutes
Zeichen.

     
    Ohne die
Mithilfe der drei Freunde würde er sich jedoch höchstwahrscheinlich immer noch
auf Beweislastsuche für Voronin befinden. Zwar war durch die Festnahme des
Professors und seiner Komplizen nicht jeglicher Organhandel bekämpft, aber auf
jeden Fall ein enormer Schritt in die richtige Richtung getan, ganz besonders
hier in Nordfriesland. Die Brüder Kamenski befanden sich zwar weiterhin auf
freiem Fuß, nach ihnen wurde gefahndet und auch nach dem Spendermädchen Irina
wurde fieberhaft gesucht. Man hatte Hinweise aus dem Rotlichtmilieu erhalten
und vermutete, dass das Mädchen in einen illegalen Club in der Nähe von Hamburg
gebracht worden war. Er hoffte inständig, dass man sie rechtzeitig fand, aber
all das fiel nun nicht mehr in seinen Zuständigkeitsbereich.
    Er hatte den Mord an Heike
Andresen aufgeklärt, der Mörder saß in Haft. Obwohl er nachempfinden konnte,
was in dem Vater vorgegangen war, einen Mord hatte es ganz sicher nicht
gerechtfertigt. Die junge Ärztin hatte sich ja selbst Vorwürfe gemacht, hatte
Wut und Trauer über den Verlust von Andreas empfunden. Durch die
Tagebuchaufzeichnungen war sie ihm so nah gekommen wie schon lange kein Mensch
mehr. Ihre Gedanken, Gefühle, Sorgen und Ängste – er kannte ihre Welt
wahrscheinlich besser als sonst jemand.
    Aber er hatte nicht dazugehört, er war nur ein Gast gewesen.
In Heike Andresens Welt hatte es nur eine beste Freundin gegeben, das war ihm
beim Lesen des Tagebuches deutlich geworden.

     
    Tom, Haie und Marlene hatten die Mole erreicht.
Die Männer hatten die blonde Frau in ihre Mitte genommen, sie hatte sich bei
ihnen untergehakt.
    Er begrüßte die Drei und erzählte ihnen die letzten
Neuigkeiten. Von dem Geständnis der Professoren bezüglich des Organhandels, von
den DNA-Tests, die bestätigten, dass die Ärzte wirklich nichts mit dem Tod von
Heike Andresen zu tun hatten und wer der wahre Täter war. Als er nach einer
guten halben Stunde mit den Worten »Tja, man steckt da nun mal nicht immer
drin« seine Ausführungen beendete, schaute Marlene ihn ungläubig an.
    »Der Vater eines Patienten?«
    »Er hat bereits gestanden.«
    Thamsen bedankte sich bei ihnen für die ambitionierte
Unterstützung bei der Aufklärung des Mordes, dann griff er in die Innentasche
seiner Jacke und holte das Tagebuch heraus. Kurz strich er über den
dunkelblauen Ledereinband, bevor er es Marlene reichte.
    »Ich denke, sie hätte gewollt, dass Sie es bekommen.«
    »Danke!«, sagte sie leicht irritiert und schlug zögernd das
Buch auf.
    Als sie Heikes Schrift erkannte, schossen ihr die Tränen in
die Augen.
    Er räusperte sich und
sagte: »Ich muss dann mal los.«
    »Wollen Sie nicht vielleicht einen Kaffee mit uns trinken?«
    Haie verstand den plötzlichen Aufbruch des Kommissars nicht.
    »Vielleicht ein anderes Mal«, antwortete Dirk Thamsen und
drehte sich um.

     

     
    E N D E

Glossar
    Döntjes:
Plattdeutsche Bezeichnung für
kurze, meist heitere fiktive Erzählungen oder Anekdoten aus dem wahren Leben.
Traditionell im niederdeutschen Sprachraum mündlich überliefert, ähneln Döntjes
dem Witz, da sie ebenfalls auf eine Pointe zusteuern.
    Heinrich Brandt
betont jedoch: »Wi plattdüütschen Minschen kennt eegentlich keenen Witz. Wi
kennt blots Döntjes. Dat sünd de lütten Geschichten, wo wi nich luuthals bi to
lachen, aber schmustergrienen möt.« – ›Wir plattdeutschen Menschen kennen
eigentlich keinen Witz. Wir kennen nur Döntjes. Das sind kleine

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