Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
Vom Netzwerk:
Kneipe.«
    »Gut, ich glaube, ich verstehe den Unterschied.«
    »Wir waren keine Freunde, sondern Bekannte. Mehr gibt es da nicht zu verstehen.«
    »Wissen Sie, ob er außer Malin noch andere Frauen getroffen hat?«
    »Andere Frauen?«
    Janna Drake lehnte sich langsam zurück und legte den Kopf schief.
    »Was genau meinen Sie damit?«
    »Ich will wissen, ob er neben seiner Ehe Beziehungen hatte, egal ob von längerer oder kurzer Dauer.«
    Jannas wachsame Miene wich einem Lächeln.
    »Man darf das Klischee des Modefotografen nicht mit der Privatperson verwechseln«, sagte sie. »Wenn man ständig von schönen jungen Frauen in aufreizender Kleidung umgeben ist, machen sich die Leute schnell ein bestimmtes Bild. Man muss aber Äpfel von Birnen unterscheiden.«
    Fredrik verabscheute diese alberne Obstmetapher, hinter der die Leute sich versteckten, wenn sie einem eigentlich zu verstehen geben wollten, dass man etwas beschränkt ist.
    »Sie brauchen ihn nicht zu verteidigen«, sagte er. »Ich habe es nicht darauf abgesehen, mich in Henrik Kjellanders Privatleben einzumischen, sondern bin auf der Suche nach einem Mörder. Wenn ich den Täter aber nur über sein Privatleben finde, muss ich dort nachforschen.«
    »Und dass es so ist, wissen Sie genau?« Ihre Stimme hatte auf einmal an Kraft eingebüßt.
    »Nein, aber so ist es meistens.«
    Janna Drake erhob sich und ging zu einem Schrank rechts neben der Tür. Sie nahm ein Glas und schenkte sich Wasser aus einer Karaffe ein. Sie wollte einen Schluck trinken, hielt dann aber inne. »Entschuldigen Sie, möchten Sie ein Glas Wasser?«
    »Nein, danke.«
    Sie trank ein paar Schlucke und setzte sich wieder. Das Glas hielt sie mit beiden Händen fest und drehte es langsam. »Falls Sie auf konkrete Informationen aus sind, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Aber ich kann Ihnen verraten, dass er damals, als ich mit ihm zu arbeiten anfing, als ziemlich wild galt. Wie gesagt, in dieser Branche geht das schnell.«
    »Was bedeutet wild?«, fragte Fredrik.
    »Sie wissen schon, Mädchen, Partys. Ich hatte den Eindruck, dass das die Zeit betraf, bevor er Malin kennenlernte. In meinen Augen war er immer ein aufgeschlossener und netter Kerl. Er flirtet gern, aber er ist kein Schwerenöter, falls man das so sagen kann.«
    »Hat er mit Ihnen auch geflirtet?«
    »Mit mir? Ja, aber auf eine nette Art.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er ist unheimlich fürsorglich und aufmerksam, aber er hat nie versucht, mich anzumachen.«
    Woher weiß man das so genau?, fragte sich Fredrik. Laut sagte er: »Sie hatten nie eine Beziehung?«
    »Wir?« Janna Drake starrte ihn mit offenem Mund an. Es war nicht zu übersehen, dass sie erstaunt, ja geradezu gekränkt war. »Nein, wirklich nicht.«
    »Nicht einmal für kurze Zeit …«
    »Jetzt hören Sie aber auf. Glauben Sie etwa, ich würde etwas mit einem Klienten anfangen? Das wäre doch vollkommen verrückt.«
    »Nicht so günstig, das gebe ich zu. Aber Sie sind ja nicht seine Psychoanalytikerin.«
    Janna knallte ihr Glas vermutlich lauter als beabsichtigt auf den Tisch. Ihr zuvor entschlossener Blick wich dem seinen aus und irrte ziellos durch den Raum.
    Von der angenehmen Stimmung, in der das Gespräch begonnen hatte, war nicht mehr viel übrig, aber es war schließlich Fredriks Aufgabe, unbequeme Fragen zu stellen und nicht fürsorglich und aufmerksam zu sein wie Henrik Kjellander, dachte er.
    »Ich bin gleich fertig. Nur eine Frage noch. Was haben Sie am Freitag gemacht?«
    Vielleicht war es wirklich so, wie Janna schon am Telefon gesagt hatte. Sie kennt Henrik Kjellander nicht privat, dachte Fredrik, als er am Gullmarsplan in die Querbahn stieg. Er selbst konnte schließlich auch von sich behaupten, einige seiner Kollegen recht gut zu kennen, insofern, als er wusste, wie sie tickten. Gleichzeitig wusste er nicht viel über ihr Leben. Vielleicht, dass sie verheiratet waren, Kinder hatten und gerne Tennis spielten. Aber nicht, worüber sie sich nachts den Kopf zerbrachen.
    Janna Drake hielt ihn nun jedenfalls für einen Dreckskerl und hatte für Freitag ein Alibi.
    Die Räder quietschten, als sich die Straßenbahn in eine lang gezogene Kurve legte. Die Waggons schlängelten sich aus dem abgezäunten Bereich des U-Bahnhofs heraus und fädelten sich in Hammarby Sjöstad an vereinzelten Fußgängern vorbei in den normalen Autoverkehr ein.
    Er fuhr zum ersten Mal mit der neuen Straßenbahnlinie in das Neubaugebiet. Als er von Stockholm nach Gotland gezogen war,

Weitere Kostenlose Bücher