Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
er den Festnetzanschluss nicht blockierte.
Plötzlich stand Göran in der Tür und riss ihn aus seinen Gedanken.
»Kjellander zieht wieder nach Fårö«, sagte er.
»Ach, und wann?«
»Jetzt.«
»Können wir ihn da schützen?«
»Er will keinen Schutz.«
Göran sah ihn an, als erwarte er eine Gegenleistung. Erstaunen? Eine Schlussfolgerung?
»Ist das Haus denn schon renoviert worden? Er kann doch nicht …«
Da klingelte das Telefon. Göran bedeutete ihm mit einer Handbewegung, er solle den Anruf entgegennehmen.
»Nur damit du Bescheid weißt.« Er verschwand im Flur.
Fredrik meldete sich.
Wiklander war am Apparat.
»Es muss Katja Nyberg gewesen sein. Sie ist die Einzige, die am 4. Oktober in Kopenhagen gearbeitet hat, und die Beschreibung passt. Ich habe ihre Personalakte herausgesucht. Sie hat Ende Januar hier aufgehört.«
»Warum?«
»Sie hatte nur eine Vertretungsstelle.« Hannes Wiklander musste husten.
Im Hintergrund hörte Fredrik ein Telefon klingeln. »War Katja Nyberg für Kopenhagen zuständig?«, fragte er.
»Zuständig wäre zu viel gesagt. Aber sie hat öfter dort gearbeitet. Wie Sie sich vorstellen können, berichten wir häufig aus Kopenhagen.«
»Ja.« Fredrik hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber es klang einleuchtend. »Würden Sie mir den Inhalt dieser Personalakte faxen?«
»Natürlich. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Was war sie für ein Mensch? Wie würden Sie Katja Nyberg beschreiben?«
»Tja … sie war …«
Wiklander musste eine Weile überlegen.
»Sie war nett, etwas ernst, aber umgänglich. Ich glaube, sie wurde von den Kollegen geschätzt. Eigentlich müssten die Ihnen mehr sagen können. Als Chef hat man ja ein wenig Abstand.«
»Wie war sie als Journalistin?«
»Sie war …« Er zögerte. »Sie war gut, wirklich, aber nicht herausragend. Ihre Leistungen waren etwas unbeständig.«
»Von Tag zu Tag, oder wie meinen Sie das?«, wollte Fredrik wissen.
»Nein. Sie hat im Sommer mit einem hohen Anspruch angefangen, aber dann hat sie irgendwie den Schwung verloren. Ende Januar sind mehrere Vertretungsstellen ausgelaufen, und da wir einige bis April verlängern mussten, hatte ich zunächst Katja im Kopf, aber dann … ich weiß auch nicht, was passiert ist, aber irgendwas muss da gewesen sein.«
»Aber es war kein konkreter Vorfall?«, fragte Fredrik.
»Nein. Sie wirkte müde, nicht ganz auf der Höhe. Vielleicht hatte sie private Probleme. Oder psychische. Ich weiß es wirklich nicht.«
Drei Minuten später hielt Fredrik das Fax in der Hand. Schade, dass nicht alle, mit denen er zu tun hatte, so effektiv arbeiteten wie Hannes Wiklander.
Das Fax bestand aus vier Seiten. Die erste war ein Formular aus der Personalabteilung, auf dem die persönlichen Daten von Katja Nyberg verzeichnet waren. Die anderen drei Blätter enthielten die Bewerbung um die Vertretungsstelle und ihren beigefügten Lebenslauf.
Im Jahr 2005 hatte sie ihren Abschluss an der JMG, der Journalistenschule in Göteborg, gemacht.
77
»Katja Nyberg, hier ist sie.«
Fredrik legte das Passfoto vor Sara auf den Schreibtisch.
Die Frau auf dem Bild hatte schulterlanges blondes Haar, traurige Augen und einen breiten Mund mit sinnlichen Lippen.
»Keine raue Haut an der Wange«, sagte Sara.
»Der Pass ist drei Jahre alt.«
Momentan interessierten ihn andere Dinge als Hautleiden.
»Sie ist 1978 in Gävle geboren. 1993 zieht sie mit ihren Eltern nach Uppsala und 2001 zum Studieren nach Göteborg. Mittlerweile wohnt sie in Malmö. Uppsala, Göteborg und das Hotel in Kopenhagen. Wo sie Henrik Kjellander nachweislich begegnet ist.«
Fredrik bemühte sich, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber die Übereinstimmungen waren einfach erstaunlich. Vielleicht hatten sie wirklich etwas entdeckt.
»Sieh mal.«
Er faltete den Stadtplan von Göteborg, den er mitgebracht hatte, auseinander und legte ihn auf den Tisch.
»Hier liegt die Journalistenschule, oder die JMG, wie man sie offenbar jetzt nennt.« Er tippte auf die Karte.
Dann wanderte er mit dem Finger in einen anderen Stadtteil.
»Hier, in den Kommendörsgatan, hat Katja Nyberg während ihres Studiums in Göteborg gewohnt. Nehmen wir an, sie wäre mit der Straßenbahn zur Uni gefahren, dann wäre sie in der Kaptensgatan eingestiegen, das ist die nächstgelegene Haltestelle.«
Fredrik zeichnete die Straßenbahnlinie nach.
»Dann ist sie jeden Tag …«, er klopfte laut auf den Plan, »… an der Prinsgatan 8
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