Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
vorbeigekommen!«
»Die letzten Mieter in Kalbjerga!« Sara blickte Fredrik an. »Die falsche Adresse!«
Sie wandte sich wieder dem Stadtplan zu.
»Sie kommt aber auch an etwa dreißig anderen Straßen vorbei.«
»Ich weiß. Mir wäre es auch lieber, wenn beide Adressen in direkter Nachbarschaft lägen. Dennoch ist es kein Zufall.« Er ließ seine Hand auf die Karte klatschen.
»Es sieht aus, als wäre das eine Übereinstimmung zu viel, da stimme ich dir zu, aber …« Sara klang nicht ganz überzeugt. »Das sind Großstädte. Die Angaben passen auf unheimlich viele Menschen.«
»Sie war im St. Petri und hat dort Henrik getroffen.«
»Immer mit der Ruhe, ich wollte damit doch nur sagen, dass es gut wäre, wenn wir etwas mehr in der Hand hätten.«
»Sieh dir das mal an«, forderte Fredrik ungeduldig.
Er legte ihr Unterlagen vom Finanzamt und von der Krankenkasse vor.
»Auch nach dem Studium hatte sie ein äußerst unregelmäßiges Einkommen. Abgesehen von der Vertretungsstelle beim Sydsvenska Dagbladet war sie nur ein einziges Mal journalistisch tätig. Ansonsten hat sie für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet. An und für sich ist das vielleicht nicht verwunderlich, aber sie war auch mehrmals krankgeschrieben. Nach dem zweiten Jahr auf der JMG hat sie ein halbes Jahr ausgesetzt.«
»Das hing vielleicht mit der Krankschreibung zusammen«, vermutete Sara.
Sie blätterte in den Unterlagen von der Krankenkasse.
»Ja, hier!«
Sie drehte das Blatt um, damit Fredrik es besser lesen konnte, und markierte die Zeile mit dem Finger.
»In dem Jahr, in dem sie ihr Studium unterbrochen hat, war sie zwei Monate krankgeschrieben.«
»Sieh mal an«, sagte er.
»Allerdings sind das immer noch nur Indizien und nicht einmal starke. Es wäre besser, wenn wir beweisen könnten, dass sie am 4. Juli in Uppsala war.«
»Stimmt, aber wir können ihre Eltern erst befragen, wenn sie …« Er hielt inne.
»Was ist los?«, fragte Sara.
»Mist«, sagte er, »warum bin ich nicht früher darauf gekommen?« Mit ein paar Schritten war er an der Tür.
»Worauf gekommen?«, rief Sara ihm hinterher.
Fredrik eilte in sein Zimmer und schnappte sich den Telefonhörer. Er rief erneut das Sydsvenska Dagbladet an und bat darum, mit Hannes Wiklander verbunden zu werden. Ungeduldig lauschte er dem einsamen Knacken in der Leitung.
Nach einer endlosen Minute war die Stimme wieder da. »Er geht nicht ans Telefon. Falls es eilt, kann ich Ihnen seine Handynummer geben.«
Fredrik dachte nach.
»Können Sie mich mit der Lohnbuchhaltung verbinden?«, fragte er dann.
Hier meldete sich eine Frau, die zwanzig Sekunden benötigte, um Katja Nybergs Reisekostenabrechnung vom 16. November herauszusuchen. Das Reiseziel war Kopenhagen.
Katja hatte den Kommentar zu Malin Anderssons Blog geschrieben.
78
Als Fredrik und Sara mit ihrem Bericht so weit vorangekommen waren, dass Göran dessen Bedeutung ermessen konnte, stand er hinter seinem Schreibtisch auf.
»Das müsst ihr Klint erzählen«, sagte er. »Wir werden sehen, ob wir sie ins Präsidium holen.«
Sie eilten zum Staatsanwalt, fanden ihn in seinem Büro vor, breiteten den Stadtplan von Göteborg auf seinem Tisch aus und schilderten die ganze Geschichte noch einmal.
»Und wie hängt das alles eurer Ansicht nach zusammen?« Klint wippte mit seinem Stuhl nach hinten. »Wie stellt ihr euch das vor?«
Fredrik sah Sara fragend an, und sie nickte ihm aufmunternd zu.
»Ganz einfach«, erklärte er. »Katja Nyberg lernt Henrik im St. Petri kennen. Entweder die beiden fangen etwas miteinander an, oder sie wünscht sich das nur. Nehmen wir an, sie beginnen tatsächlich eine Affäre. Henrik hat jedoch bald die Nase voll, oder er sieht ein, dass er es lieber bleiben lassen sollte. Für Katja Nyberg ist das Verhältnis hingegen eine große Sache. Henrik muss ihr klarmachen, dass er kein Interesse mehr an ihr hat. Wegen der Kinder und weil er nicht beabsichtigt, Malin zu verlassen.«
»So weit ein ganz normaler Seitensprung.« Klint schob seine Armbanduhr zurecht.
»Ja. Was dann genau mit Katja Nyberg passiert, weiß ich nicht, ich will ja keine Diagnose stellen, aber aus irgendeinem Grund kann sie nicht loslassen. Sie findet das Haus von Henrik Kjellander auf der Webseite von Gotlandsreisen. Vielleicht wollte sie selbst etwas auf Fårö mieten, um ihm nah zu sein, ihn zu sehen oder ihn vielleicht sogar umzustimmen. Als sie sein Haus entdeckt, kommt ihr eine andere Idee. Sie wählt aus dem
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