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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Lehrern und den Schulkindern sprachen. Sara hatte als Einzige von ihnen eine spezielle Ausbildung und ausreichend Erfahrung, um Kinder zu verhören.
    Leif Knutsson und die anderen Polizisten suchten in der Umgebung nach Zeugen, die ein weißes Auto mit einer blonden Frau und einem dunkelhaarigen Kind gesehen hatten. Das war zwar keine besonders genaue Beschreibung, aber an einem Donnerstagmittag Ende August fuhren nicht besonders viele Autos in Fårösund herum. Wenn sie Glück hatten, war jemandem ein fremdes Auto in der Gegend aufgefallen.
    Ellens Klassenlehrerin hatte sie in ein stickiges Büro geführt, wo sie sich unterhalten könnten. Kaum war die Lehrerin gegangen, öffnete Malin das Fenster und ließ frische Luft in den Raum.
    Ellen und Malin saßen Sara an dem schmalen weißen Tisch gegenüber. Das Mädchen schien sich von der Aufregung bereits erholt zu haben. Als Erstes hatten sie sich natürlich vergewissert, dass Ellen keine Gewalt angetan worden war und sie auch sonst keinem Übergriff ausgesetzt gewesen war. Ellen selbst fand anscheinend am schlimmsten, dass sie an der Statoil-Tankstelle abgesetzt worden war, obwohl die Frau versprochen hatte, sie zurück zur Schule zu bringen. Sie hatte einen für eine Siebenjährige weiten Weg zurücklegen müssen.
    Henrik Kjellander saß in seinem zerknitterten Baumwolljackett am Kopfende des Tisches. Er blickte unruhig zwischen Ellen und Sara hin und her. In einer Vitrine hinter ihm standen drei Mittsommerbäume in Kleinformat, zahllose gelbe Küken und zwei Weihnachtsmänner.
    Sara wandte sich Ellen zu.
    »Kannst du dich noch genauer an das Auto erinnern? Vielleicht lag etwas auf der Rückbank, oder es hing etwas am Rückspiegel, oder möglicherweise war auch irgendwo ein Aufkleber. Etwas in der Art. Weißt du, was ich meine?«
    Ellen nickte und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, während sie nachdachte.
    »Ich habe ein Kaugummi bekommen.«
    Sara sah im Augenwinkel, dass Malin zusammenzuckte. Sie schien etwas zu ihrer Tochter sagen zu wollen, hielt sich dann aber zurück.
    Ellen schielte zu ihrer Mutter.
    »Ich wollte es zuerst nicht nehmen, weil ich das nicht darf, aber die Frau hat gesagt, dass die gesund sind. Zuckerfrei.«
    Malin zwang sich zu einem Lächeln, sah aber eher aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Ah ja«, sagte Sara, »hat die Frau in dem Auto sich denn auch ein Kaugummi genommen?«
    »Ja.« Ellen nickte mit Nachdruck. »Sie hat auch Kaugummi gekaut.«
    Das schien Malin ein wenig zu beruhigen. Sie lehnte sich zurück, und ihre Schultern sackten ein paar Zentimeter nach unten.
    »Du hast gesagt, die Frau sah jung aus. Ungefähr so wie deine Mama, oder wie alt glaubst du, dass sie war?«
    Kinder das Alter von Erwachsenen einschätzen zu lassen war immer problematisch, um nicht zu sagen sinnlos.
    »Ich weiß nicht«, sagte Ellen. »Zuerst hab ich gedacht, dass sie noch ein Mädchen ist. Obwohl sie so groß ist. Aber zuerst hat sie wie ein Mädchen ausgesehen. Später aber nicht mehr. Da war sie wie normale Erwachsene.«
    »So wie ich?«, fragte Malin.
    »Ja, aber trotzdem ein bisschen mehr wie ein Mädchen«, sagte Ellen.
    »Jünger als ich?«
    »Hm, vielleicht.«
    Was bedeutete das? Handelte es sich um eine sehr junge Person oder um eine, die sich kindlicher gab, um Vertrauen zu erwecken?
    »Du hast gesagt, dass sie lange blonde Haare bis hier hatte.« Sara wiederholte Ellens Geste von vorhin und hielt sich die Hand etwa zehn Zentimeter unterhalb der Schulter an den Oberarm. »Ist dir an ihrem Aussehen noch etwas aufgefallen?«
    Ellen fuhr mit dem Zeigefinger am Ausschnitt ihres karierten Tops entlang. »Sie war dünn und hatte eine grüne Jacke an.«
    Sara wartete. Ellen schien ihr Gedächtnis zu durchforsten.
    »Sie hieß Ellen.«
    Das Mädchen klang jetzt beinahe fröhlich, rutschte von einer Pobacke auf die andere und baumelte mit den Beinen.
    »Sie hieß Ellen, genau wie ich.«
    Sara und Malin tauschten über den Kopf des Mädchens hinweg einen Blick.
    »Ach«, sagte Sara. »Das ist ja ein Ding, dass sie auch Ellen hieß.«
    »Ja.«
    »Weißt du noch, wer zuerst seinen Namen gesagt hat? Du oder sie?«
    »Sie hat mich gefragt, wie ich heiße. Da habe ich es ihr gesagt, und dann hat sie mir erzählt, dass sie auch Ellen heißt, aber …« Ellen senkte den Kopf, bevor sie weitersprach, »… aber ich weiß nicht …«
    »Was denn?«, fragte Sara.
    »Ich glaube, es war gelogen.«
    »Dass sie auch Ellen

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