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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Göteborg an. Am 4. Juni hatte sie sich nachweislich in Uppsala aufgehalten. Vermutlich nicht nur, um von dort aus ein Haus zu buchen, was sich allerdings nicht ausschließen ließ.
    Sie hatten alle im Voraus reservierten Fahrkarten überprüft, aber nichts gefunden, was ihnen weiterhalf. Zehntausende pendelten täglich zwischen Stockholm und Uppsala, und man konnte die Tickets im Zug kaufen. Es war leicht, auf dieser Reise keine Spuren zu hinterlassen.
    Auch bei dem Rentnerpaar aus Uppsala wollte er es ein letztes Mal versuchen. Er wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass es da eine Verbindung geben musste.
    Göteborg, Uppsala, Fårö. Drei Koordinaten, mehr nicht. Trotzdem schien es möglich zu sein, die Täterin mithilfe dieses Dreiecks zu finden, wenn man nur die richtigen Knöpfe drückte.

41
     
    Das Flughafengebäude in Visby war lang und unansehnlich und nicht größer als ein normaler Kindergarten. Henrik setzte das Fotomodell, die Visagistin und die Art-Direktorin vor dem Eingang ab und ließ sie mit ihren Rollkoffern voll Kleidung, Schminke und Requisiten von dannen ziehen. Sie wollten die letzte Maschine von Gotlandsflyg nehmen und kamen gerade noch rechtzeitig zum Einchecken.
    Als Henrik langsam vom Parkplatz hinunterfuhr, überkam ihn eine leichte Euphorie. Es war einer dieser herrlichen Arbeitstage gewesen, an denen er schon nach den ersten Aufnahmen spürte, dass das Ergebnis großartig sein würde. An manchen Tagen lief es so gut, dass man das einfach wusste.
    Zwei schwedische Haute-Couture-Kleider sollten fotografiert werden, und die Art-Direktorin hatte auf majestätischer Strenge bestanden. Eine Mischung aus Lars Norén und Ludwig XIV. »Aber mit Herz und Augenzwinkern«, hatte Henrik gesagt. Die Art-Direktorin hatte gelacht und in ernstem Ton hinzugefügt: »Nein, ohne Herz.«
    Das erste Bild hatten sie bei den Raukarsteinen in Holmhällar gemacht und das zweite ganz unten auf der südlichen Landzunge von Gotland. Hier gab es nicht mehr als ein paar Steine, die aus dem Wasser ragten. Henrik hatte ein mittleres Format gewählt, damit man ein Gefühl für den Stein, den Stoff und die dunkle See im Hintergrund bekam. Der Kontrast würde die Beschaffenheit der verschiedenen Materialien hervorheben.
    Henrik wurde von einem Assistenten aus der örtlichen Volkshochschule begleitet. Es war nicht leicht, auf Fårö einen festen Assistenten zu finden, und außerdem konnte er sich im Moment eigentlich keinen leisten, aber dafür hatte er sich ein Netzwerk von Volkshochschülern und Studenten aus Visby aufgebaut, die hin und wieder einen Tag für ihn arbeiteten. Die Visagistin hatte den Reflexschirm gehalten. Das hatte wunderbar funktioniert. Manche reagierten zwar genervt, wenn sie solche Aufgaben übernehmen sollten, weil sie das unprofessionell fanden, aber sie waren zum Glück in der Minderheit. Henrik konnte diese Art von Beschwerden kaum nachvollziehen. Die Leute standen doch sowieso die meiste Zeit bloß in der Gegend herum.
    Eigentlich hätten sie die Fotos auch auf Fårö machen können, aber die Art-Direktorin hatte auf dem südlichen Gotland bestanden, weil sie schon einmal dort gewesen war und die Landschaft deutlich vor Augen hatte. Henrik sah keinen Grund, auf seinem Standpunkt zu beharren. Als sie die Ausrüstung zusammengepackt hatten, stand die Sonne direkt über dem Horizont.
    In gewisser Hinsicht war es ein Segen, dass Maria gekommen war. Ohne sie hätte er den Auftrag in Barcelona wohl doch noch absagen müssen. Aber ihre Anwesenheit stresste ihn auch. Er war sich nicht sicher, ob Maria das merkte. Zumindest hatte es nicht den Anschein. Sie hatten auch nicht darüber gesprochen.
    Dass sie nicht im Haus hatte bleiben wollen, hatte Malin seither nicht mehr erwähnt. Eine derartig heftige Reaktion war so typisch für sie. Das hing in erster Linie gar nicht mit ihrer Angst zusammen. Es war einfach ihre Art. Sofort handeln. Am einen Tag glaubte sie felsenfest, dass eine Alarmanlage ihre Probleme lösen würde, und am nächsten war sie überzeugt davon, sofort in ein Hotel umziehen zu müssen. Probleme löste man, indem man etwas kaufte oder tat – durch Veränderung. Ihre Tatkraft war einer der Gründe, warum er sich letztendlich für sie entschieden hatte. Manchmal musste man sich aber auch hinsetzen und in Ruhe nachdenken. Man brauchte ein Ziel, das über den morgigen Tag hinausging.
    Stoff zum Nachdenken hatten sie genug. Schulden, Zinsen, Leasingverträge und ein äußerst schwankender

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