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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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der Tür muss mehr oder weniger umgehend das Werkzeug, das wir bis auf Weiteres als Hammer bezeichnen können, herausgezogen haben und zum Angriff übergegangen sein«, fuhr Eva fort. »Die Frau hat versucht, sich zu wehren, hatte jedoch keine Chance mehr, nachdem ihr die Handgelenke und ein Unterarm gebrochen worden waren. Ich kann nicht erkennen, in welcher Reihenfolge ihr die Verletzungen zugefügt worden sind, aber vermutlich war sie schon nach dem ersten Schlag auf den Kopf zu benommen, um zu fliehen. Wenn man sich die Blutspritzer rings um den Kopf ansieht, fällt auf, dass mehrere Schläge, vielleicht sogar die meisten, sie getroffen haben müssen, als sie bereits am Boden lag.«
    Fredrik stellte fest, dass Evas Vermutung richtig sein musste. Von Malins Kopf war das Blut in mehrere Richtungen gespritzt, sogar die Wand hinauf.
    »Der Junge hat seine Mutter entweder zur Tür begleitet, oder er ist von dem Tumult angelockt worden«, nahm Eva den Faden wieder auf. »Als der Täter mit der Frau fertig zu sein meinte, oder wie man das ausdrücken soll, hat er sich auf den Jungen gestürzt. Dieser hat ähnlich viele Schläge abbekommen wie seine Mutter, weist aber keine Abwehrverletzungen auf.«
    Eva ließ die Kamera sinken und ging langsam zurück zur Tür. Sie hatte einen schmalen Bereich in der Mitte des Raumes markiert, in dem sie sich bewegte.
    »Das Ganze muss unheimlich schnell gegangen sein«, erklärte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Täter mehr als ein paar Minuten im Haus war.«
    »Du glaubst also, dass er oder sie sich nur hier im Erdgeschoss aufgehalten hat?«, fragte Gustav.
    »Es ist zu früh, um das mit Sicherheit zu sagen«, antwortete Eva, »aber wenn man bedenkt, wie es in der Diele und der Küche aussieht, müsste es nach menschlichem Ermessen sonst auch überall woanders Blutspuren geben.«
    Mindestens die Hälfte des Fußbodens war mit Blut bespritzt oder mit geronnenem Blut bedeckt. Auf den sauberen Flächen waren blutige Fußabdrücke zu erkennen, von denen sich hoffentlich einige dem Täter würden zuordnen lassen, wenn man erst die Sohlen der Sanitäter und der anderen Anwesenden ausgeschlossen hatte.
    Als Fredrik seinen Blick über den Fußboden schweifen ließ, erahnte er plötzlich etwas zwischen Malins Fingern.
    »Sie hält etwas in der Hand«, sagte er.
    Eva hockte sich neben die Leiche und öffnete behutsam Malins Faust.
    »Haare«, sagte sie.
    In der Handfläche der Toten lag ein dickes blondes Haarbüschel.

46
     
    Die Stahlplatte gab ein dumpfes Grollen von sich, als das Polizeiauto an Bord rollte. Henrik warf einen Blick über den Sund. Die Straßenlaternen am Anleger spiegelten sich in der Wasseroberfläche, und im Norden und Süden blinkten die Leuchttürme, die die Fahrrinne markierten.
    Indem er auf die Fähre fuhr, obwohl Malin und Axel noch in der blutbeschmierten Diele in Kalbjerga lagen, überschritt er eine Grenze. Er überquerte eine Linie, die alles unumstößlich machte. Der Albtraum wurde endgültig wahr.
    Seine Gedanken flossen zäh dahin, und die Panik, die er hätte empfinden müssen, wanderte in einer dunklen Gefängniszelle an einem unbekannten Ort in seinem Innern ungeduldig auf und ab. Es musste an den Tabletten liegen, die ihm die Ärztin gegeben hatte. Ein leichtes Beruhigungsmittel, hatte sie gesagt, als sie ihm die kleine weiße Kapsel reichte, die noch in der Verpackung steckte. Henrik hatte sie aus der Folie gedrückt, und beiden war gleichzeitig klar geworden, dass kein Wasserglas greifbar war, mit dem er sie hätte hinunterspülen können. Nach einer kurzen Frage in die Runde hatte einer der Rettungssanitäter einen Becher Wasser gebracht. Henrik hatte sich die Tablette auf die Zunge gelegt und sie hinuntergeschluckt. Maria war auch eine angeboten worden, aber sie hatte sie dankend abgelehnt.
    Mit Ellen zwischen sich saßen sie nun im Polizeibus. Henrik hatte den Arm um seine Tochter gelegt. Maria starrte aus dem Fenster, Ellen hielt den Blick gesenkt. Keiner sagte etwas. Sie hatten nicht gesprochen, seit einer der Polizisten hinter ihnen die Tür geschlossen und der Bus sich in Bewegung gesetzt hatte.
    Er fragte sich, was in Ellen vorging, was sie mitbekommen hatte. Die Fragen waren anfangs nur so aus ihr herausgesprudelt, aber da sie nur unbefriedigend beantwortet wurden, war sie schließlich verstummt. Dass sich etwas Dramatisches ereignet hatte, musste sie begriffen haben, aber wie interpretierte sie das? Welche Phantasien gingen ihr

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