Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
die vorherigen Drohungen gegen die gesamte Familie gerichtet waren, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob der Täter die Absicht hatte, ausgerechnet Malin zu töten. Sie oder er hat sich vielleicht einfach auf die Person gestürzt, die zu Hause war.«
»Deswegen bereitet mir die Sache mit dem Kind ja so fürchterliche Sorgen«, sagte Gustav. »Warum hat sie das Kind angegriffen? Es scheint ja geradezu, als hätte sie es auf die ganze Familie abgesehen.«
»Du meinst also, sie ist noch nicht zufrieden?«, fragte Ove.
»Das lässt sich nicht ausschließen.«
Göran griff nach der Rückenlehne des Stuhls, auf den er sich immer noch nicht gesetzt hatte. »Okay«, sagte er, »Zeit für eine Zusammenfassung. Die Kollegen, die die Fähre überprüft haben, schicken uns noch die Namenslisten. Wie bereits erwähnt, kann man aufgrund des Streiks nicht fliegen. Natürlich müssen wir alle Passagiere überprüfen, aber zunächst werden wir uns die Liste der allein reisenden blonden Frauen ansehen – obwohl ich diese Täterin für zu intelligent halte, um morgens mit der ersten Fähre zu verschwinden. Falls sie sich noch auf der Insel befindet und nicht von hier stammt, muss sie irgendwo abgeblieben sein. Wir überprüfen also Hotels, Jugendherbergen, Campingplätze und so weiter.« Göran machte eine kurze Pause.
»Ach ja, noch etwas«, fuhr er dann fort. »Da an der Haustür beim Einbau der Alarmanlage das Schloss nicht ausgetauscht wurde, könnte es sich lohnen, Kontakt zum früheren Hausbesitzer aufzunehmen.«
»War das nicht Ingmar Bergman?«, fragte Ove.
»Es gab noch jemanden danach. Ein Kollege von Henrik Kjellander, glaube ich.«
»Das macht die Sache wieder interessanter«, sagte Göran. »Kümmerst du dich darum?«
Fredrik nickte.
»Die Vernehmungen von Stina Hansson und Henriks Schwestern haben die höchste Priorität. Ellen Andersson konnte Stina Hansson nicht identifizieren, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um verschiedene Täter und Taten handeln könnte, zwischen denen nicht unbedingt ein Zusammenhang bestehen muss.«
»Oder dass Ellen sich möglicherweise unsicher war oder sich nicht getraut hat, sie zu identifizieren«, fügte Sara hinzu. »Das kommt öfter vor.«
»Genau«, sagte Göran. »Stina Hansson ist äußerst wichtig. Fredrik und Gustav, ihr übernehmt die Vernehmung.«
Die beiden nickten.
»Sara und Ove knöpfen sich die Schwestern auf Fårö vor. Auch ihr Vater muss verhört werden.«
Nun nickten Sara und Ove.
»Im Zusammenhang mit Ellen und der Schule war noch nicht von Verrückten die Rede, die in der Gegend bekannt sind, aber auch die müssen noch einmal überprüft werden.« Göran zeigte auf Leif Knutsson. »Wir müssen für alles offen bleiben. Vielleicht sind wir diesmal gar nicht auf der Jagd nach einer Frau.«
Er sah seine Kommissare und die Kollegen von der Ordnungspolizei an, die dazugekommen waren.
»Wissen alle, was sie zu tun haben?«
Rings um den Tisch wurde genickt, und der eine oder andere war bereits im Aufbruch.
»Gut«, sagte Göran. »Dann legen wir los.«
51
Fredrik hatte richtig vermutet. Wenn morgens die Sonne durch das Laub der hohen Bäume drang, wirkte Stina Hanssons Küche viel heller und freundlicher.
Die blonde Frau sah müder und blasser aus als bei Fredriks letztem Besuch. Ihre Haare waren ungewaschen und ihr Sweatshirt zerknittert.
»Sind Sie immer noch krankgeschrieben?«, fragte Fredrik.
»Nein. Aber das hätten Sie aber auch Ihre Kollegen fragen können, die heute Nacht hier waren.« Sie sah Fredrik und Gustav mit schmalen Augen an.
»Dürfen wir reinkommen?«, fragte Fredrik.
»Klar«, antwortete sie kraftlos.
Sie gingen durch den Flur. Im Badezimmer scharrte die Katze in ihrem Klo. Am Küchentisch setzten sie sich wie bei der Befragung in der vergangenen Woche. Gustav hatte den Platz von Sara eingenommen.
Fredrik spürte, dass sein Kopf allmählich wacher wurde, während sein Körper immer noch Widerstand leistete. Seit dem Unfall hatte er immer sorgsam darauf geachtet, genug zu schlafen. Er hatte keine Ahnung, wie ihm nun die harte Arbeit in Kombination mit zu wenig Schlaf bekommen würde. Schätzungsweise nicht besonders gut.
»Sie haben also gestern gearbeitet?«, fragte er.
»Ja. Die Frage hätten Sie ebenfalls den Leuten stellen können, die heute Nacht bei mir waren«, sagte Stina Hansson.
Sie hielt sich die Hand vor den Mund und gähnte endlos.
»Jetzt frage ich aber Sie. So machen wir das.« Er
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