Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
den Tisch gebeugt und unterhielt sich leise mit Leif Knutsson, der zwei Plätze weiter saß.
Um Punkt acht stellte sich Göran vor dem Whiteboard auf und ging den Ermittlungsstand durch. Seine Augen wirkten ungewöhnlich dunkel, mehr schwarz als blau.
»Henrik Kjellanders Angaben wurden anhand von Zeugenaussagen und den Empfangsdaten von Sendemasten überprüft. Sie stimmen alle, wir können ihn als Täter ausschließen. Er fuhr von einem Fototermin unten in Sudret über Visby nach Hause. Gegen 18.20 Uhr setzte er drei Personen am Flughafen ab. Alle drei haben das bestätigt. Es stimmt auch mit der Passagierliste von Gotlandsflyg überein. Um 19.30 Uhr hat Henrik in Fårösund die Fähre genommen. Sein Notruf ging um 19.57 Uhr ein, wir können also davon ausgehen, dass er wenige Minuten zuvor sein Auto in Kalbjerga abgestellt hat.«
Göran schrieb die Uhrzeiten auf die weiße Tafel, an der nur zwei Fotos hingen. Ein Porträt von Malin Andersson und eines von ihrem Sohn Axel.
»Die nächste Nachbarin, Ann-Katrin Wedin, hat zwischen 18.25 Uhr und 18.30 Uhr zwei Personen in Bademänteln vorbeiradeln sehen. Bei der Uhrzeit ist sie sich so sicher, weil sie immer den Fernseher einschaltet, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt. Sie lässt das Vorabendprogramm auf TV4 im Hintergrund laufen, bis um 18.30 Uhr die Lokalnachrichten kommen. Die sieht sie sich an. Die beiden Gestalten im Bademantel fuhren ein oder zwei Minuten vor den Nachrichten vorbei. Die Zeugin meinte, in dem Kind Ellen Andersson erkannt zu haben, wurde dann aber unsicher, weil die Erwachsene nicht wie Malin Andersson aussah. Wir können wohl davon ausgehen, dass sie Maria und Ellen gesehen hat. Weder Ann-Katrin Wedin noch ihr Ehemann Bengt haben im Laufe des Abends andere Personen oder Fahrzeuge beobachtet.
Göran notierte auch diese Zeiten und blätterte dann in seinen Unterlagen. Währenddessen wanderten seine Augenbrauen immer weiter nach oben.
»Ich weiß, dass wir das Fährpersonal verhört haben, das ja normalerweise ein Auge auf die Fåröer wirft, aber es sieht nicht so aus, als hätten wir den Bericht schon bekommen.«
Leif Knutsson, der am anderen Ende des Tisches saß, räusperte sich. »Die Befragung habe ich gemacht.« Er hatte die Arme über dem Uniformpullover verschränkt.
»Gut, dann kannst du uns ja aufklären.«
»Gestern hat Olle Holt am Steuer gesessen. Er ist um 17.00 Uhr an Bord gegangen und war noch im Dienst, als wir sofortigen Stillstand angeordnet haben. Er war nicht sehr redselig, hat aber schließlich die Namen der Fåröer ausgespuckt, die die Insel seines Wissens zwischen der Abfahrt um 19.10 Uhr und dem Halt verlassen hatten. Ich bin mir sicher, dass er sich jedes einzelne Auto gemerkt hat, aber man weiß ja, wie die Leute da oben sind.«
Am Tisch wurde stumm genickt. Die Fåröer waren nicht gerade für gute Zusammenarbeit mit der Polizei bekannt. Gerüchten zufolge griffen die Fährleute sogar zum Telefon, um die Inselbewohner zu warnen, wenn ein Polizeiauto an Bord war. Fredrik bezweifelte, dass dieses Gerücht noch der Wahrheit entsprach, aber früher war es sicher so gewesen.
»Der Täter hätte Fårö mit drei Fähren verlassen können«, fuhr Knutsson fort. »Außer Fåröern hat Olle Holt einen kleinen roten Sportwagen registriert, einen Mazda und ein kleines weißes Auto mit einer Art Werbefolie auf der Heckscheibe. Hier war er sich ein wenig unsicher, vielleicht hat er auch ein anderes Detail gesehen. Außerdem zwei ältere Volvos, bei denen er sich gar keine Einzelheiten gemerkt hat. Natürlich können es auch noch andre Wagen gewesen sein, die ihm entfallen sind.«
»Danke, dann nehmen wir das in unsere Überlegungen auf«, sagte Göran. »Holt wusste nicht zufällig, um welche Uhrzeit das weiße Auto die Fähre genommen hat?«
»Nein, leider nicht«, antwortete Knutsson.
»Schade, dass sie die Aufnahmen der Überwachungskameras nicht speichern dürfen«, sagte Ove.
»Stimmt.« Göran sah Fredrik an. »Wie sieht es mit den Überwachungskameras in Uppsala aus? Haben wir da mehr Glück?« Am Ende des Satzes verzog er das Gesicht zu einer Grimasse, die zeigte, dass er nicht mit einer erfreulichen Antwort rechnete.
»Nein«, antwortete Fredrik, »wir waren zu spät dran. Die Daten sind gelöscht. Ich habe die Kollegen in Uppsala gebeten, zu überprüfen, ob es zwischen der Bibliothek und dem Bahnhof noch weitere Kameras gibt, aber da wird es nicht anders sein.«
Göran brummte enttäuscht und wandte
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