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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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wurden?«, fragte Sara.
    Alma blinzelte, als sie das Wort hörte. »Das kann doch niemand von hier getan haben?«, fragte sie schließlich und sah Sara mit zusammengekniffenen Augen an. »Das muss doch ein Wahnsinniger gewesen sein, oder?«
    Sara erwiderte nichts darauf, stellte jedoch fest, dass fremd und wahnsinnig offenbar Synonyme waren.
    Alma wirkte einen Moment lang verwirrt, dann fiel ihr die Frage wieder ein.
    »Entschuldigung. Elisabet hat mich angerufen. Da wusste sie allerdings noch nicht, was passiert war. Nur dass die Polizei einen Rieseneinsatz mit Hubschrauber und allem Drum und Dran veranstaltete und vermutlich jemand ums Leben gekommen war.«
    »Wann war das?«
    »Kurz nach zehn.«
    »Wissen Sie, wie Elisabet davon erfahren hat?«, fragte Sara.
    »Irgendjemand hat es ihr am Telefon erzählt. Wer es war, weiß ich nicht mehr.«
    Sara schlug eine neue Seite ihres Notizblocks auf und blickte durch die hohen Fenster, die vom Boden fast bis zur Decke reichten. Zwischen den Bäumen sah man es tatsächlich blau schimmern.
    »Haben Sie das Haus gebaut?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Alma wandte sich ebenfalls den Fenstern zu. »Es war aber so gut wie neu, als wir es kauften. Höchstens ein Jahr hat die Familie, die es gebaut hat, hier gewohnt. Die Leute kamen nicht von hier. Wahrscheinlich haben sie sich nicht wohlgefühlt.«
    »Es ist schick. Unheimlich modern.«
    »Ja. Die alten Steinhäuser haben auch ihren Charme, aber dieser Stil ist mir lieber.«
    Alma räusperte sich. Vermutlich fragte sie sich langsam, worauf Sara hinauswollte. Sara wechselte das Thema.
    »Wann haben Sie erfahren, dass Henrik Ihr Halbbruder ist?«
    Die Frage schien Alma nicht zu überraschen. Sie blieb nahezu ungerührt. Eventuell ließ sie die Schultern ein wenig sinken.
    »Unsere Mutter hat es Elisabet erzählt, als sie achtzehn war, und Elisabet hat es natürlich mir erzählt. Mama wollte nicht, dass wir es erst nach ihrem Tod erfahren. Wenn es ums Erbe und diese Dinge geht, kommt so etwas ja ohnehin ans Licht.«
    »Das stimmt natürlich«, sagte Sara.
    »Mit sechzehn habe ich Henrik sogar geschrieben. Das war vielleicht ein halbes Jahr, nachdem meine Mutter es erzählt hatte. Eine Antwort habe ich aber nie bekommen. Ich weiß nicht einmal, ob der Brief angekommen ist.«
    »Haben Sie jemals gefragt, warum Henrik bei seiner Großmutter aufgewachsen ist? Also, bei Ihrer Großmutter, meine ich natürlich.«
    Alma lehnte sich zurück.
    »Nein, über solche Dinge redet man mit meinem Vater nicht.«
    »Und mit Ihrer Mutter auch nicht, als sie noch lebte?«
    »Ich habe ein paarmal gefragt, wie es eigentlich dazu kam, aber sie hat mir nie richtig geantwortet. Sie hat nur gesagt, es seien andere Zeiten gewesen, aber ich kann das nicht ganz verstehen. Schließlich war das in den Siebzigern …«
    Alma drehte sich zu Ove Gahnström um, als wollte sie sich vergewissern, dass er auch zuhörte, obwohl er kein Wort gesagt hatte, seit sie saßen.
    »Es muss sehr schmerzhaft für meine Mutter gewesen sein«, sagte sie.
    »Und Henrik?«, fragte Sara. »Hat er nie versucht, Kontakt mit Ihnen und Elisabet oder mit Ihrer Mutter aufzunehmen?«
    »Nein, jedenfalls nicht mit uns. Falls er sich bei unserer Mutter gemeldet hat, haben wir nichts davon erfahren. Ich glaube, er hat das alles hinter sich gelassen, um zu beweisen, dass er diesen Ort nicht braucht. Er hat ja eine Zeit lang in Los Angeles gelebt. Das hat er mir auf der Beerdigung erzählt. Wie gesagt, ich hätte es genauso gemacht.«
    Ove zeigte auf die Fenster und das Licht, das von Süden hereinschien.
    »Sie haben hier praktisch ein Strandgrundstück«, sagte er.
    »Stimmt«, gab Alma zu, »aber die Bäume da drüben gehören nicht zu meinem Grundstück, Meerblick werde ich also nie haben.«
    »Das kann nicht billig sein auf Fårö«, fuhr er fort.
    »Na ja.« Alma zog fragend die Augenbrauen hoch. »Eigentlich ist die Gegend nur noch dünn besiedelt, aber die Sommergäste treiben die Preise in die Höhe.«
    »Stimmt es, dass Ihr Vater Sie finanziell beim Kauf des Hauses unterstützt hat, als er Elisabet den Hof überließ?«
    »Ja.«
    Die Furche zwischen ihren Augenbrauen wurde noch tiefer und bekam Gesellschaft von einigen Falten auf der Stirn.
    »Haben Sie das Haus mit dem Nachlass Ihrer Mutter gekauft?«
    Almas Lächeln wurde etwas starr.
    »Ich habe keine Ahnung, wie das genau vonstattenging.«

55
     
    Eingehüllt in eine blau-weißgestreifte Hoteldecke, stand Maria vor Henrik und sah ihn

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