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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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bin untröstlich, dass ich das verpasst habe!« Sie wandte sich ab, aber Luciano griff nach ihrem Arm.
    »Dürfen wir ihn sehen? Wir kommen mit dir und leisten dir Gesellschaft.«
    »Wir werden ihn gewiss nicht stören«, ergänzte Alisa.
    Ivy trat einen Schritt zurück. »Das ist sehr lieb von euch, aber ich möchte nichts riskieren. Bitte drängt mich nicht mehr. Ihr werdet keine andere Antwort erhalten. Und kommt mir nicht nach!«
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte Alisa.
    »Ja, wie soll ein Wolf ohne Fleisch wieder zu Kräften kommen«, erwiderte Luciano, der Alisa falsch verstanden hatte. »Das sollte ich ihr sagen.«
    Alisa hakte sich bei ihm unter. »Gib dir keine Mühe. Sie will uns nicht sehen.«
    »Ja, das fürchte ich auch.« Lucianos Miene verdüsterte sich wieder. Sie schlenderten in den Gemeinschaftsraum und setzten sich etwas abseits von den anderen in zwei abgewetzte Sessel mit ehemals vergoldeten Füßen. Das Licht einer einzelnen Öllampe ließ die Schatten tanzen. Schweigend hingen die beiden ihren Gedanken nach.
    »Weißt du, was mich wundert«, durchbrach Alisa plötzlich die Stille. »Dass der Conte gar nicht mit uns sprechen will.«
    »Das ist mir nicht unrecht«, gab Luciano zurück. »Ich verzichte gern auf weitere Strafpredigten.«
    »Das meine ich doch nicht!« Alisa wurde ungeduldig. »Er muss doch etwas gegen diese Vampirjäger unternehmen!«
    »Tut er doch sicher.« Gelangweilt lutschte Luciano an seinen geschwärzten Fingerspitzen. »Er hat ein paar Unreine losgeschickt, die Sache zu untersuchen, und außerdem verboten, dass jemand alleine draußen unterwegs ist. Und allen Schülern ist es natürlich bei Folter und Hängen untersagt, auch nur die Nasenspitze aus der Domus Aurea zu strecken!« Er schnitt eine Grimasse.
    Alisa winkte ab. »Ja, die üblichen Maßnahmen, die er schon  beim Verschwinden der anderen Altehrwürdigen und Servienten veranlasst hat. Nur eben ohne Erfolg, was mich nicht sonderlich verwundert!«
    Luciano richtete sich kerzengerade in seinem Sessel auf. »Was willst du damit andeuten? Was unterstellst du Conte Claudio?«
    »Nichts. Ich wundere mich nur, dass er es an Eifer fehlen lässt und uns nicht einmal nach der Lage des Schachtes fragt, in dem wir die Verkohlten gefunden haben. Das ist alles. Du musst mir nicht zur Ehrenverteidigung deines Familienoberhaupts eine blutige Nase schlagen!«
    »Nein? Das wäre aber die Krönung der heutigen Nacht!« Die beiden fuhren herum. Wieder einmal war es Franz Leopold gelungen, sich unbemerkt anzuschleichen.
    »Verschwinde, Leo, sonst bekommst du eine blutige Nase!«, zischte ihn Luciano böse an.
    Franz Leopolds blasiertes Lächeln blieb unverändert. »Leo«, wiederholte er nachdenklich. »Nein, so wie du das sagst, gefällt es mir nicht. Sie sagt es so melodisch und sanft!« Die beiden Vampire erdolchten sich mit Blicken, bis Luciano gezwungen war nachzugeben.
    »Übrigens, um eure schmerzliche Unwissenheit ein wenig zu lindern, der Conte hat euch nicht gefragt, weil er bereits mit mir gesprochen hat.«
    Alisa klappte der Mund auf. »Er hat dich nach dem Verlies gefragt? Aber du warst doch gar nicht darin gefangen!«
    »Ja, das ist korrekt. Ich war nicht so dumm, in diese Falle zu laufen. Dafür habe ich diejenigen befreit, die so dumm waren!« Seine Arroganz war unerträglich, doch leider konnte man darauf nichts erwidern. Alisa dachte, sie müsse an ihrer aufsteigenden Wut ersticken, und sie sah am Glitzern in seinen Augen, dass er diesen inneren Kampf amüsiert mitverfolgte. Sie atmete dreimal tief durch.
    »Was wollte der Conte denn wissen? Und was hast du ihm erzählt?«, fragte sie schließlich ruhig. »Und nun setz dich endlich, und hör auf, uns mit dieser überheblichen Miene zu mustern, als  seien wir Ungeziefer zu deinen Füßen!« Zu ihrem Erstaunen tat er genau das und verzichtete auch auf eine seiner üblichen spitzen Bemerkungen.
    »Der Conte hat uns vorhin nach dem Unterricht gesucht, aber ihr wart ja so schnell verschwunden. Er nahm mich mit in seine Gemächer, wo der altehrwürdige Giuseppe und auch Leandro bereits warteten. Der Conte fragte, wo die Zisterne ist und wie ihr da hineingeraten seid. Außerdem wollte er alles über die Vampirjäger hören. Leider konnte ich ihm nur wenig sagen. Nur dass einer der beiden ein Mädchen war und sie sich mit silbernen Klingen bewaffnet hatten. Und dann wollte er noch wissen, wie es dazu kam, dass der Wolf verletzt worden ist.« Franz Leopold hob die

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