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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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andere Stimme ein. Der Bibliothekar trat aus den Schatten und gesellte sich zu den beiden Wachen.
    »Lass den Jungen runter.« Der Wächter gehorchte. »Also sprich! Was gibt es so Wichtiges, das rechtfertigen sollte, dass ihr Kinder euch in der Nacht draußen herumtreibt und dann für einen solchen Aufruhr sorgt?«
    »Jemand ist in großer Gefahr, und das sollen wir Conte Claudio sagen oder dem wichtigsten Familienmitglied, das heute Nacht hier ist.«
    »Aha, und wer hat euch den Auftrag erteilt?« Leandro sah die beiden scharf an.
    »Ivy und Alisa. Sie bleiben mit Luciano und Franz Leopold an den beiden dran, damit dem Altehrwürdigen nichts passiert.«
    Die Augen des Bibliothekars weiteten sich. »Das hört sich nach einer wilden Geschichte an, und ich bin begierig darauf, sie zu erfahren. Ich übernehme die beiden. Ihr braucht euch um den Vorfall nicht mehr zu kümmern. Nicht nötig, ihn später dem Conte oder einem anderen Clanmitglied gegenüber zu erwähnen.«
    Die beiden Wächter waren sichtlich erleichtert. Wer konnte schon sagen, wie der Conte reagierte? Ob er gar ihnen die Schuld dafür geben würde, dass die Kinder wieder einmal entwischt waren?
    Leandro packte die beiden an den Oberarmen und zog sie hinter sich her. Sein Griff war wie ein eiserner Schraubstock, aus dem es kein Entrinnen gab.
    »Erzählt! Alles, was euch einfällt!«
    Tammo wusste nicht, wohin der Bibliothekar sie brachte, aber er sprudelte los. Sein Bericht ging zwar ein wenig drunter und drüber und war gespickt mit Klagen über seine gemeine Schwester und den noch viel unerträglicheren Franz Leopold und überhaupt über die älteren Schüler, die ihnen jeden Spaß und jedes Abenteuer verwehrten, doch Leandro bekam alle Informationen, die er brauchte. Als Tammo geendet hatte, stieß Leandro die Tür zur Bibliothek auf und schob die beiden hinein.
    Was sollten sie hier? Tammo wollte sich gerade erkundigen, als Leandro die Frage beantwortete. Er öffnete einen riesigen Sarkophag, der an der Wand stand, und zerrte sie zu dem steinernen Koloss.
    »Ihr habt mir alles gesagt, was ich wissen muss. Ich danke euch!« Seine Stimme troff vor Spott. »Überlasst das Weitere getrost mir. Ich weiß, was ich zu tun habe. Und das Erste ist, euch von weiteren Abenteuern abzuhalten, die euch Kopf und Kragen kosten könnten. Seht es gelassen. Es ist nur zu eurem eigenen Schutz.«
    Und mit diesen Worten warf er sie in den Sarkophag, drückte sie mit seinen riesigen Händen nieder und ließ dann den Deckel zufallen. Der Knall dröhnte in ihren Ohren und hallte von den Wänden wider. Dann war es still. Die beiden Gefangenen sortierten ihre Gliedmaßen, soweit es der Sarg zuließ, und kauerten dann, dicht aneinandergepresst, im Finstern.
    »Ich glaube, das war nicht der richtige Empfänger für diese Nachricht«, sagte Joanne schließlich.
    »Auf diesen Gedanken wäre ich nicht gekommen«, sagte Tammo ironisch. »Und was machen wir jetzt?«
    Er spürte, wie Joanne ratlos mit den Schultern zuckte.
     

DAS MITHRÄUM DES CIRCUS MAXIMUS
    »Guten Abend, Heiliger Vater. Es gibt Neuigkeiten von der Regierung und aus dem Palast des Königs!«
    Der Kardinal stürmte mit langen Schritten herein. Er war in einer fast fiebrigen Auf bruchsstimmung, wie Pius IX. ihn selten erlebt hatte.
    »Nehmt Platz und erzählt mir, was geschehen ist«, sagte der Papst und deutete mit zitternder Hand auf den Stuhl vor seinem Sekretär.
    Der Kardinal beugte sich vor. »Habt Ihr schlecht geschlafen?«
    Pius IX. schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Die vergangenen Nächte bin ich nicht einmal aufgewacht.«
    »Ihr seht aber schlecht aus, wenn Ihr mir diese Bemerkung gestattet.«
    »Ich bin alt und ich fühle mich auch so! Gott der Herr hat diese Welt so errichtet und es ist gut.«
    Der Kardinal sprang auf. Ein Ausdruck des Erschreckens stand in seinem Gesicht. »Heiliger Vater«, sagte er eindringlich. »Habt Ihr die Kette mit den Rubinen abgelegt, die ich Euch gab?«
    Der Papst nickte. »Ja, schon vor einigen Tagen. Vielleicht wird man auf seine alten Tagen kindisch, doch sie war mir zuwider!«
    Der Kardinal ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. »Wie konntet Ihr nur? Ich bat Euch inständig, sie niemals abzulegen. Kein Wunder, dass ihr vom Zerfall des Alters gezeichnet seid.«
    »Ach Angelo, was redet Ihr da? Gott allein ist es, der uns unser Leben gibt und es wieder nimmt, wenn es ihm gefällt. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft an magische Amulette und Steine? Es ist schlimm genug,

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