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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Beispiel.
    »Menschen, so laut, wie sie sich bewegen«, meinte Luciano.
    Ivy hob den Kopf. »Sie waren schon öfter hier. Ich erkenne den Geruch wieder, den die Steine aufgenommen haben.«
    Sie spähten um die Ecke und erhaschten einen Blick auf zwei Männer, die den Durchgang passierten. Sie trugen lange, weite Mäntel und rote Masken vor dem Gesicht. Ein leises Quietschen klang zu ihnen herüber, dann waren sie durch die Tür hinter der Säule verschwunden. Kurz darauf kam noch ein Mann in der gleichen Aufmachung und ging ebenfalls in das Haus. Da die leeren Fensterhöhlen dunkel blieben, mussten sie sich in einen Keller oder einen unterirdischen Gang begeben haben.
    »Schon wieder Verliese und Schächte«, murmelte Alisa.
    »Ich hoffe, keine Zisternen mit Fallgitter«, ergänzte Ivy.
    »Meint ihr, das sind alles Vampirjäger?«, raunte Luciano, als zwei weitere maskierte Männer in den Hof schlichen.
    »Bekommst du es mit der Angst zu tun?«
    Ivy sah Franz Leopold streng an, sodass er verstummte und den Blick senkte. »Wenn sich diese Männer alle auf Vampirjagd machen, dann könnte es für uns sehr unangenehm werden!«
    »Ja, es waren alles Männer«, sagte Alisa nachdenklich. »Das  Mädchen war nicht unter ihnen. Was mich allerdings irritiert, ist, dass sich der Altehrwürdige und die Nonne dort hinter der Mauer verbergen. Auch sie scheinen die Ankunft der Männer heimlich zu beobachten. Warum nur?«
    Noch ein Mann kam, schnaufend und mit wehendem Umhang, angelaufen. Er machte sich nicht die Mühe, sich umzusehen, ob ihn jemand beobachtete. Er lief direkt unter dem Bogen durch und dann auf die Tür zu, riss sie auf und ließ sie hinter sich zufallen.
    »Habt ihr ihn erkannt?«, stieß Franz Leopold hervor.
    »Es war der Vampirjäger jener Nacht«, hauchte Alisa.
    »Nun sind alle versammelt«, wehte die Stimme der Nonne zu ihnen. Sie erhob sich und trat hinter der Mauer hervor. Der altehrwürdige Giuseppe folgte ihr. Er schritt auf die Tür zu, hielt aber inne, als er bemerkte, dass die Frau ihm nicht folgte.
    »Schwester Nicola, kommt Ihr nicht mit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin dort unten nicht geduldet. Ich gehöre nicht zum Zirkel.« Sie lachte kurz auf. »Ich bin eine Frau. Ist Euch das nicht aufgefallen? Daher verabschiede ich mich hier von Euch.« Sie legte die Hände vor der Brust zusammen und neigte den Kopf.
    Die jungen Vampire sahen einander entgeistert an. Was um alles in der Welt hatte sie ihm erzählt, dass er nun freiwillig wie das Opferlamm in dieses Verlies stieg, zu einer Versammlung, die den Vampiren ganz offensichtlich den Krieg erklärt hatte!
    Der Altehrwürdige blickte der jungen Frau nach, bis sie in der Nacht verschwunden war. Dann öffnete er die Tür.
    »Wir müssen ihn warnen! Wir können ihn nicht so ahnungslos in sein Verderben laufen lassen!« Luciano wollte ihm hinterher, doch Franz Leopold packte ihn an der Jacke und hielt ihn zurück.
    »Wir wissen nicht, ob er so ahnungslos ist, wie wir geglaubt haben!«, sagte er scharf.
    »Er hat immerhin gesehen, dass die Männer dort hinuntergegangen sind«, ergänzte Alisa.
    »Wir sollten hier warten, bis die Wachen der Domus Aurea  kommen«, schlug Ivy vor. »Tammo hat ihnen den Vorfall ja sicher berichtet. Es kann also nicht mehr lange dauern.«
    »Was? Du willst hier warten, während dort unten wer weiß was geschehen kann?« Ihre drei Begleiter waren gleichermaßen entsetzt.
    Ivy hob beschwichtigend die Hände. »Ich sage nur, was wir tun sollten. Was das Vernünftigste wäre. Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht vor Neugier brenne, zu erfahren, was für ein Spiel dort unten gespielt wird!« Sie erhob sich. »Dann lasst uns ein wenig lauschen!«
    Ohne sich um Seymour zu kümmern, der offensichtlich nicht einverstanden war und sie am liebsten alle vier weggezerrt hätte, trat sie forsch durch den Torbogen und den Innenhof auf die Tür zu.
    »Leo, schick deine Gedanken voraus. Versuche zu erahnen, welche Stimmung herrscht«, wisperte Ivy, ehe sie die Tür geräuschlos öffnete. Die Vampire huschten, gefolgt von dem weißen Wolf, eine Treppe hinunter.
    »Das ist nicht irgendein Keller«, flüsterte Luciano. »Das ist ein antiker Mithrastempel!«
    »Ein passender Versammlungsort!«, sagte Ivy ebenso leise.
    Furcht, entdeckt zu werden, mussten sie nicht haben. Die übermenschlich scharfen Sinne des Altehrwürdigen waren gerade anderweitig beschäftigt, wie sie erkannten, als sie die erste Windung der Treppe hinter sich

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