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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Romana, nicht weit von hier. Habt ihr eure Amulette? Ihr werdet sie brauchen.«
    Luciano tastete nach dem Band um seinen Hals und sah, wie auch Alisa ihr Amulett herauszog, dass der rote Stein im Licht der Kerzen blitzte.
    »Und nun kommt.« Sie folgten dem Professor. Wie erwartet kamen auch einige der Schatten mit, um ein Auge auf ihre Schützlinge zu haben. Sie hielten jedoch etwas Abstand und blieben unter sich.
    Da der Weg dieses Mal nicht weit war, verzichtete Professor Ruguccio darauf, sie in Gruppen aufzuteilen. Doch er befahl Ruhe, während sie den Hügel hinab am Kolosseum vorbeischritten und sich dann der Kirche von ihrer Rückseite her näherten. So sahen sie zuerst ein paar weiße Säulenreste und die Nische, in der einst eine römische Göttin gesessen hatte.
    »Bis hierher reichte die Domus Aurea zu Neros Zeiten«, erklärte der Professor. »Kaiser Hadrian hat Neros Vestibül* benutzt, um den Tempel zu bauen.«
    Er ließ den Schülern keine Zeit, sich umzusehen, und winkte sie stattdessen weiter. Links erstrahlte der Triumphbogen des Titus im Sternenlicht und dahinter erhob sich der Palatinhügel mit  seinem Ruinenfeld. Auf der anderen Seite ragte nun die barocke Kirche Santa Francesca Romana mit ihrem romanischen Glockenturm auf. Professor Ruguccio öffnete eine Seitentür und ließ die Schüler und ihre Schatten eintreten. »Haltet euch vom Weihwasser und dem Tabernakel mit den geweihten Hostien fern.«
    Luciano fühlte das bekannte Ziehen im Kopf und die Übelkeit, die von Minute zu Minute zunehmen würde. Er warf Alisa einen Blick zu und bemerkte mit Erleichterung, dass auch sie nervös den roten Stein umklammerte. Allen Schülern, außer Chiara und Maurizio und vielleicht Rowena, konnte man das Unbehagen ansehen. Tammos Blick huschte unstet umher. Raymond und Ireen klammerten sich an Malcolm. Selbst die Dracas konnten ihre Maske der Arroganz nicht mehr aufrechterhalten und blickten sich panisch um.
    Luciano fühlte, wie ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Sein Rücken stieß gegen eine Steinkante. Als er sich umdrehte, erkannte er voll Entsetzen das Weihwasserbecken. Hastig trat er zur Seite und fühlte sich sogleich ein wenig besser.
    Was war er nur für ein Versager! Er war ein Nosferas und müsste den anderen hier lächelnd vorangehen, ihnen die Bilder und Figuren zeigen. Stattdessen wand er sich wie ein Wurm und hätte sich gern wie die Engländer an einen Rock geklammert. Erbärmlich! Doch so war er schon immer gewesen. Selbst Chiara war mutiger als er. Bereits als kleines Mädchen hatte sie jede Nacht mit Maurizio und ihren Schatten in den Ruinenfeldern gespielt oder war in Kirchen eingedrungen, um sich die eine oder andere Mutprobe auszudenken. Meist um Luciano dann herauszufordern und sich köstlich über ihn zu amüsieren, wenn er kniff oder, jammernd vor Schmerz, wieder herausgerannt kam. Jedenfalls wirkte Chiara ganz entspannt und sah sich eher gelangweilt um. Sie winkte Leonarda heran und begann, mit ihrem Schatten zu tuscheln.
    Waren seine Kräfte schlechter entwickelt als die der anderen Nosferas oder fehlte es ihm einfach an Mut? Er blickte zu Alisa  und Ivy hinüber, die sich redlich Mühe gaben und keinen Schritt zurückwichen, obwohl die ganze Atmosphäre sie quälte.
    »Professore, eine Frage, Signora Enrica sagte, die alten Katakomben hätten die stärkste Wirkung. Mir kommt es jedoch so vor, als - nun ja, als wäre es hier nicht einfacher. Wie kommt das?«, wollte Alisa wissen und schluckte trocken.
    »Nun, das hat verschiedene Gründe. Auch diese Kirche ist sehr alt und hat Menschen und Zeiten starken Glaubens erlebt. Ihre Aura ist in diesem Gebäude noch sehr präsent. Doch es liegt vor allem daran, dass ihr nicht daran gewöhnt seid. Mit ein wenig Übung werdet ihr mit diesen Mächten leichter fertig als mit den alten Märtyrern! Bald werdet ihr Fortschritte spüren. Wir Nosferas hatten über Generationen hinweg Zeit, Gewohnheit und Abstumpfung Einzug halten zu lassen und unsere eigenen Kräfte zu stärken. So wie die Menschen in ihrem Glaubenseifer hier im Zentrum der katholischen Kirche nachließen, ließ auch ihre Macht über uns nach. Seht!« Er trat an das Weihwasserbecken und tauchte seine Hand hinein. »Es ist kalt, wie wir sagen. Es steckt kein wahrer Segen mehr in ihm.«
    Er zog die Hand aus dem Wasser und schüttelte sie, dass die Tropfen flogen. Panisch wichen die Vampire zurück. Nur Luciano blieb mit zusammengebissenen Zähnen stehen. Er würde sich nicht

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