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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mehr verstecken und vor jedem Schmerz zurückweichen. Er würde es den anderen zeigen, was es hieß, ein Nosferas zu sein!
    Die Tropfen fielen vor Luciano auf die Steinplatten. Bis auf einen. Es zischte und dampfte, als das Weihwasser seine Hand berührte. Einige der jungen Vampire schrien auf. Alisa griff nach seiner Hand und wischte den Tropfen mit dem Ärmel ab. Luciano starrte auf den roten Fleck auf seinem Handrücken.
    »Danke«, sagte er langsam.
    »Tut er sehr weh?«, erkundigte sich Ivy. Er blickte ihr in die türkis funkelnden Augen und schüttelte den Kopf. »Nein.« Und seltsamerweise stimmte das auch. Dabei hätte es höllisch brennen müssen. Er sah Professor Ruguccio an, der ihm zunickte.
    »Ja, gut so. Es kommt auf die Konzentration an. Ihr müsst bei der Sache sein und euch den Kirchenmächten entschlossen entgegenstellen. Wenn die Furcht in euch vorherrscht, dann habt ihr verloren und könnt nur noch fliehen.«
    Chiara trat zu Luciano und stieß ihrem Cousin mit dem Ellenbogen in die Seite. »Der heldenhafte Luciano, nein ist das komisch. Dann haben unsere Abhärtungsmethoden anscheinend doch Früchte getragen. Wie erfreulich!«
    Der junge Vampir schnitt eine Grimasse. »Anscheinend! Was so ein bisschen Wut doch ausmachen kann.«
    Chiara sah ihn nachdenklich an. »Ja, Wut ist eine mächtige Waffe. Es lohnt, sie zu trainieren.«
    Der Professor stellte nun Gruppen zusammen, die sich die Kirche auf eigene Faust ansehen und wieder erspüren sollten, welches die machtvollen Gegenstände waren. Luciano zog natürlich mit Alisa und Ivy los. Zu seiner Überraschung gesellte sich auch Franz Leopold zu ihnen. Er war sehr schweigsam und hielt sich ein wenig im Hintergrund. Sie tasteten sich an verschiedene Skulpturen, Reliefe und Bilder heran und merkten, wie unterschiedlich ihre Aura auf sie wirkte. Das Kruzifix strahlte solch eine Macht aus, dass es nur Maurizio gelang, bis auf einen Schritt heranzukommen, und auch er hielt sich nicht lange. Professor Ruguccio dagegen konnte es ohne sichtbares Unbehagen anfassen.
    »Er trägt nicht einmal ein Amulett«, raunte Alisa Luciano zu.
    Der nickte. »Ja, die Mächtigsten der Familie verzichten darauf. Sie schaffen es auch so, ihre Kräfte aus der Umgebung zu stärken, sie zu bewahren und im rechten Moment zu ihrer Verteidigung zu konzentrieren.«
    Alisa umklammerte ihren roten Stein. »Ich glaube, ich werde das gute Stück lieber noch eine Weile behalten.« Sie stöhnte und versuchte zum dritten Mal, eine unscheinbare Steinfigur zu berühren, zuckte aber wieder zurück. »Die würde mir die Handfläche verbrennen«, prophezeite sie und machte Platz für Ivy. Auch  ihre schmale Hand zitterte. Sie schloss die Augen, legte die Stirn in Falten und trat dann in winzigen Schrittchen näher, bis ihre Handfläche den Stein streifte. Es knisterte. Funken sprangen über die Oberfläche, aber Ivy rührte sich nicht.
    »Gut! Das ist wirklich sehr gut!«, lobte der Professor, der von einer Gruppe zur anderen schritt. »Nun du, Luciano.«
    »Ja, lass uns was sehen!«, raunte Franz Leopold.
    Dass er nicht auf seinen Erfolg hoffte, war Luciano klar. Doch gerade das spornte ihn an. Und der Blick der beiden Mädchen in seinem Rücken! Er war kein kleines Kind mehr. Er war gewachsen und hatte an Kraft und Mut gewonnen! Er spürte, wie seine Knie weich wurden. Nun ja, zumindest an Kraft.
    »Du schaffst das«, hörte er Ivys Stimme zwischen dem Rauschen in seinem Kopf. Luciano reckte das Kinn. Nun gut. Und wenn er sich die ganze Hand verbrennen musste. Er würde nicht mehr wie ein Schwächling dastehen! Unschöne Szenen seiner Kindheit huschten durch seinen Kopf. Er schob sie weg und richtete seine Gedanken ganz auf den Stein und seinen eigenen Schutz. Plötzlich spürte er die raue Oberfläche. Sie war kühl. Kein Schmerz schoss durch seinen Körper. Kein Feuer verzehrte ihn. Strahlend wandte er sich um, doch der Professor war bereits weitergegangen und kümmerte sich um Raymond, der sich wimmernd am Boden wälzte. Auch Tammo sah nicht glücklich aus und hatte sich zwei geschwärzte Finger in den Mund gesteckt. Doch viel wichtiger als ein Lob des Professors war Luciano das anerkennende Nicken Alisas und Ivys Lächeln.
    »Du bist dran«, forderte er Franz Leopold auf. Er weidete sich an der nur mühsam unterdrückten Nervosität, die der andere ausstrahlte. An seiner Schläfe zuckte es und er konnte kaum die Finger ruhig halten.
    »Na, nervös? Solltest du auch sein. Es kann ganz böse

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