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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ausgehen, wenn man es nicht richtig macht!«
    Franz Leopold ignorierte ihn, umklammerte mit der einen Hand sein Amulett und streckte den anderen Arm weit nach vorn.  Dennoch wollte es ihm nicht gelingen, sich mehr als auf drei Schritte zu nähern. Er schnaubte wütend und knirschte mit den Zähnen, doch es half nichts.
    »Kommt, nehmen wir die Figur dort drüben«, schlug Luciano vor.
    »Das ist eine Madonna!«, keuchte Franz Leopold.
    »Ja, und?« Luciano feixte, obwohl er sich mutiger gab, als er sich fühlte. Das würde noch viel schwerer werden.
    Doch zu ihrer aller Überraschung hatte die Figur kaum eine Aura. Sie wandten sich zwei silbernen Kelchen zu. Franz Leopold blinzelte und fuhr sich mit zwei Fingern in den Kragen, um ihn ein wenig zu lockern. Es freute Luciano diebisch, dass die Atmosphäre der Kirche den Vampir aus Wien noch viel stärker belastete als ihn selbst, und er konnte sich ein paar Sticheleien nicht verkneifen.
    Bis Franz Leopold ihn am Hemd packte. »Hör auf, das Großmaul zu spielen. Ich warne dich! Ich habe deine kindischen Ängste deutlich gelesen, als wir in der Vorhalle standen und auch vor der Figur vorhin. Soll ich den anderen ein wenig von deinen früheren Heldentaten berichten? Wie du, jammernd und mit schlotternden Knien, davongelaufen bist und dich unter dem Rock von Zita verkrochen hast, damit Maurizio und Chiara dich nicht finden? Ich kann gern noch ein wenig ins Detail gehen!«
    Luciano riss sich los. »Kein Bedarf!«
    Franz Leopold warf Ivy einen schnellen Blick zu und grinste gehässig. »Oder soll ich lieber über die Gespinste in deinem Kopf sprechen, die ein hier anwesendes - zugegeben hübsches - irisches Mädchen betreffen?«
    »Behalte deine schmutzigen Gedanken für dich!«, schrie Luciano aufgebracht. Natürlich sahen Alisa und Ivy und selbst Seymour zu ihnen herüber und verfolgten aufmerksam jedes Wort.
    Luciano knurrte gefährlich, doch der Wiener Vampir lachte nur spöttisch. »Es sind deine schmutzigen Gedanken, nicht meine.«
    Luciano spürte, wie Hitze in Wellen durch seinen Körper  schwappte. Ein roter Schleier legte sich vor seinen Blick. Er würde ihn angreifen und seine Kehle zerfetzen, ihm seine Fingernägel in den Hals schlagen und sein schönes, blasiertes Gesicht zerkratzen!
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Kühl und beruhigend. Er sah auf die weißen, schmalen Finger mit den sauberen Nägeln hinab. »Du musst nicht fortfahren, Franz Leopold. Ich kenne Lucianos Gedanken und ich finde sie nicht schmutzig!«
    Das war vielleicht noch schlimmer als alles, was Franz Leopold hätte sagen können. Dann wäre Luciano wenigstens die Ausrede geblieben, dies alles entspringe allein seiner boshaften Fantasie! Nun jedoch wäre er am liebsten im steinernen Boden der Kirche versunken.
    »Ach, so ist das. Dein heimlicher Verehrer findet Gnade vor deinen Augen. Dann willst du ihm doch auch sicher ein Zeichen deiner Gunst verehren!«
    Bevor einer von ihnen auch nur ahnte, was Franz Leopold vorhaben könnte, hatte er ein kleines Messer hervorgezogen und eine von Ivys silbernen Haarsträhnen abgeschnitten. Das Haar ringelte sich in seiner Hand zu einer Locke. Er verbeugte sich spöttisch vor Luciano. »Hier, das Zeichen deiner Angebeteten. Gib gut darauf acht und trage es stets an deinem Herzen.«
    Luciano starrte so verblüfft auf die silberne Locke, dass er erst gar nicht bemerkte, wie sich Ivys Miene wandelte. Er hatte sie bis jetzt nie anders als gleichmütig freundlich erlebt, die Züge entspannt, die Augen strahlend, ein feines Lächeln um die Lippen. Nun aber stand nackte Panik in ihrem Blick. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einem stummen Schrei. Sie schlug die Hände vor den Mund. Seymour knurrte und schnappte nach Franz Leopold, der die Locke rasch in Lucianos Hand fallen ließ. Auch er und Alisa starrten Ivy fassungslos an. Mit dieser Reaktion hätte keiner gerechnet.
    »Ivy, was ist denn mit dir los? Nun beruhige dich doch. Er wollte dich nur ein wenig aufziehen. Das wächst doch nach.« Alisa wollte  ihr den Arm um die Schulter legen, aber Ivy wich vor ihr zurück und schlug um sich. Sie schüttelte den Kopf, dass ihr Haar durch die Luft peitschte. »Nein!«, schrie sie. »Oh nein!«
    »Ivy, hat er dir wehgetan? Sag schon! Was ist mit dir?«
    Doch sie antwortete nicht. Sie drehte sich um und rannte durch das Kirchenschiff davon. Seymour jaulte, dann schoss er zur Tür und drückte sie auf. Ivy und der Wolf verschwanden in der Nacht. Die drei sahen

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