Nosferas
nicht.«
»Hast du?«
»Nein!«, rief er verärgert.
»Schlimmstenfalls schickt er dich nach Hause«, sagte Alisa.
»Ja, und das kann und will ich nicht riskieren!«
»Dann willst du diese Information einfach für dich behalten?«, rief sie entsetzt.
Malcolm hob beschwichtigend die Hände. »Wir wissen ja nicht einmal, ob es eine wichtige Information ist. Außerdem hat der Conte seine Leute und ist sicher nicht auf meine zufällige Entdeckung angewiesen.«
Alisa war nicht überzeugt. »Ich weiß nicht so recht. Ich würde es ihm sagen.«
Malcolm nickte. »Siehst du, ich habe dir gesagt, dass du deinen Schwur nur allzu schnell bereuen wirst. Aber ein Schwur ist ein Schwur.«
»Ja, ein Schwur ist ein Schwur.« Alisa seufzte. »Ich hoffe nur, dass deine Entscheidung die richtige ist.«
»Das hoffe ich auch.«
Das Jahr neigte sich dem Ende zu. Die Menschen bereiteten sich auf ihre heilige Feier der Geburt Christi vor und schmückten die Kirchen und Plätze. In der Domus Aurea war nichts von solchen Festlichkeiten zu spüren. Dafür kam Conte Claudio eines Abends in die Halle mit der goldenen Decke und verkündete etwas, was die jungen Vampire einmütig aufstöhnen ließ. Da stand er in seiner Robe aus smaragdgrünem Samt, legte die Finger mit den langen, gekrümmten Nägeln zusammen und lächelte zufrieden in die Runde.
»Das hätte mich gleich misstrauisch machen sollen«, beschwerte sich Tammo später. »Das konnte ja nur Unheil bedeuten!«
Ein Zischen breitete sich in der Halle aus, bis die Gespräche nach und nach verebbten. Erst als alle verstummt waren und den Conte aufmerksam anblickten, begann er zu sprechen.
»Ihr seid nun schon fast vier Monate hier in der Domus Aurea, und wie mir eure Professoren berichten, sind eure Fortschritte beachtlich. Ja, eure Lehrer sind mit euch zufrieden - zumindest die meisten haben sich lobend geäußert.« Luciano und Alisa sahen sich vielsagend an.
»Jedenfalls habe ich mich mit euren Professoren beraten«, fuhr der Conte fort, »und wir sind der Meinung, dass ihr so weit seid, eure neuen Künste in einem angemessenen Rahmen zu präsentieren. Wir haben diese moderne Erfindung der Menschen, die sie Telegrafie nennen, genutzt und den Oberhäuptern eurer Familien eine Nachricht zukommen lassen.«
»Vielleicht ist der Spuk ja dann endlich vorbei und wir dürfen früher als erhofft nach Hause fahren?«, hörte Alisa Anna Christina zu ihrem Cousin sagen.
Franz Leopold zuckte nur mit den Schultern. »Glaube ich nicht. Freu dich nicht zu früh!«
Der Conte fuhr ein wenig lauter fort. »Wir haben sie eingeladen, uns in der Domus Aurea zu besuchen und anwesend zu sein, wenn ihr euer erstes großes Examen ablegt.« Noch immer lächelnd sah er in die Runde.
»Eine Prüfung?«, ächzte Sören und durchbrach damit die Totenstille, die nach den Worten des Conte eingetreten war.
»Ich glaube nicht, dass unsere Seigneurs kommen«, erklärte Joanne tapfer. »Wie sollte eine Telegrafie sie in den Labyrinthen unter der Stadt erreichen?« Die Wiener Schüler stöhnten leise. Nur Ivy und den Londonern schien diese Ankündigung keinen Schreck einzujagen.
Conte Claudio machte die Hoffnungen der Pyras zunichte. »Alle haben bereits zugesagt und werden in den nächsten Tagen hier eintreffen. Die Prüfung wird am Samstag sein. Ihr habt also noch fünf Nächte, um euch vorzubereiten.«
»Wie können wir uns den Ablauf der Prüfung vorstellen?«, wagte Luciano das Wort zu ergreifen. »Es wird doch sicher nur eine praktische Demonstration unserer Widerstandskräfte gegen die Macht der Kirche und ihrer Artefakte verlangt?« Er sah den Conte flehend an, doch der schüttelte den Kopf.
»Dies wird ein zentraler Teil sein, doch ich möchte, dass eure Professoren alles prüfen, was sie euch gelehrt haben. Ihr müsst auch eure Kenntnisse in der italienischen und lateinischen Sprache und in der alten und jüngeren römischen Geschichte vor dem Gremium der Clanführer demonstrieren.«
Wenn überhaupt möglich, so ging der Schreck nun noch tiefer. Tammo barg das Gesicht in den Händen, Joanne stieß einen Klagelaut aus und Karl Philipp fluchte vernehmlich. Auch Alisa und Luciano sahen einander erschrocken an. Die Sprachen schreckten sie beide nicht sonderlich, aber römische Geschichte?
Ivy erhob sich und klemmte ihre Tasche unter den Arm. »Dann sollten wir in den nächsten Tagen nach dem Unterricht unsere Aufzeichnungen zusammen durchgehen und den Stoff wiederholen.«
»Die
Weitere Kostenlose Bücher