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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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betraten eine geräumige Diele, wo ihnen warme Luft entgegenschlug. Das Mobiliar war antik. An den Wänden hingen Gemälde, deren Wert Linkohr nur laienhaft schätzen konnte. Frau Schittenhelm ging über einen dicken Teppich zu einer nach oben führenden breiten Wendeltreppe.
    »Die Büros sind oben«, erklärte sie und ging voraus. Dort mündete die Treppe in eine ebenso große Diele, von der mehrere Türen abzweigten. Frau Schittenhelm öffnete eine davon. Sie betraten einen lichtdurchfluteten Raum, dessen Glasfront den Blick auf die Wipfel der umgebenden Bäume freigab. Auf einem großen Buchenholzschreibtisch stand ein Flachbildschirm. In einem blauen Plastikkörbchen lagen Schnellhefter und einzelne Blätter.
    »Hier arbeitet Herr Friedrich Hocke«, erklärte sie und wurde sich sogleich schmerzlich bewusst, dass sie künftig in der Vergangenheitsform reden musste. Linkohr ging um den Schreibtisch herum und wollte die Schubladen öffnen. Doch diese waren verschlossen.
    »Entschuldigen Sie. Ich weiß nicht, ob Sie so ohne Weiteres Schubladen öffnen dürfen.«
    Linkohr wollte die Frau nicht mit seinem Durchsuchungsbeschluss erschrecken. Er besah sich die abstrakten Gemälde, die auch hier die Wände zierten, und überlegte, wie er vorgehen sollte.
    »Wann kommt eigentlich Herr Dieter Hocke wieder?«, war alles, was ihm einfiel, während er in den Garten hinaussah, wo die Sonne durch das filigrane Blätterwerk schien.
    Die Frau überlegte kurz. »Er fliegt morgen Abend Ortszeit ab und fliegt über Dubai nach München.«
    »Sie haben aber keinen Kontakt zu ihm?«
    »Nein. Bis jetzt nicht. Ich hab’s mehrmals probiert, aber es schaltet sich nur die Mailbox ein. Warten Sie mal.« Sie ging in einen der Nebenräume, wo sich ihr Reich, nämlich das Sekretariat, befand und sah auf das Display des Telefons.
    Noch ehe ihr Linkohr ganz gefolgt war, hörte er ihre Stimme: »Aber jetzt …« Sie wartete, bis er neben ihr stand und auch auf das Telefon sehen konnte.
    »Da ist eine Nummer«, sagte die Frau aufgeregt. »Das ist seine Handynummer. Er hat angerufen – vor einer Dreiviertelstunde.«
    Linkohr gab sich weniger euphorisch: »Jedenfalls kam ein Anruf von seinem Handy. Ob er es selbst war, wissen wir noch nicht. Oder hat er eine Nachricht hinterlassen?«
     
    Häberle hatte sich von seinem Namensvetter Markus Häberle zu einer sportlichen Aktion überreden lassen. Der junge Mann verpasste ihm einen äußerst eng anliegenden Neoprenanzug und die passenden Skier, gab ihm einige Instruktionen und begleitete ihn. Der Ermittler kam sich tollpatschig vor und ließ sich verlegen grinsend, an der Schlange der wartenden Wassersportler vorbei, an die erste Stelle führen, was Markus den Wartenden gegenüber damit erklärte, dass es sich um einen Anfänger handle. Häberle kam sich insbesondere in den Augen der jungen Frauen einigermaßen mitleidig belächelt vor, doch sein Selbstbewusstsein war groß genug, um zu beweisen, dass man auch in seinem Alter durchaus in der Lage war, Neues anzugehen. Markus wechselte ein paar Worte mit seinem Kollegen, der an der Startrampe das Kommen und Gehen der Läufer koordinierte, und deutete dem Kommissar an, dass er das übernächste Zugseil zu fassen kriegen würde: »In die Hocke gehen, die Schultern sind über den Knien, Arme gestreckt.« Häberle versuchte, diesen Anweisungen zu folgen, stellte sich mit den angeschnallten Skiern auf dem Startsteg in Position, spürte ein gewisses Lampenfieber in sich aufkommen, griff auf Kommando nach dem Zugseil und wurde mit einem sanften Ruck – wie es ihm erschien – von null auf schätzungsweise 30 km/h beschleunigt – so schnell, dass er die Anweisungen von Markus vergaß und sich nicht im richtigen Winkel gegen die Zugkräfte stemmte, sogleich den Halt verlor und entlang der wartenden Menschen kopfüber ins Wasser stürzte, was angesichts seiner Körperfülle eine gewaltige Bugwelle zur Folge hatte. Weil er Wasser in den Ohren hatte, konnte er zum Glück das Gelächter der Umstehenden nicht hören. Er ruderte ziemlich unkontrolliert die zwei, drei Meter ans Ufer und kletterte so sportlich er nur konnte mitsamt den Skiern an Land. Markus war bereits herbeigeeilt, um ihn zu trösten und zum Startsteg zurückzubringen. Der junge Mann hatte aus Erfahrung mit anderen Anfängern damit gerechnet, dass Häberle kaum mehr als fünf Meter weit kommen würde.
    »Sie müssen zuerst das Gespür dafür kriegen«, beruhigte er ihn. Häberle hörte die Worte nur

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