Notbremse
dem Kopf.
»Gesponsert von Rieder oder von Lambert?«
»Rieder«, erwiderte Markus mit gedämpfter Stimme.
Häberle bemerkte, dass es dem jungen Mann unangenehm war, über Stammgäste ausgefragt zu werden. »Darf ich fragen, wann er diesmal angekommen ist?« Der Kriminalist rückte näher an den Tisch heran.
Wieder zögerte Markus. »Na ja, wenn ich’s richtig weiß, ist er am Mittwochnachmittag hierher gekommen. Ich bin mir aber nicht ganz sicher. Sabine müsste das besser wissen.«
»Mich würd’ eines interessieren«, wechselte Häberle jetzt das Thema, »ist hier in jüngster Zeit auch mal ein Chinese aufgetaucht?«
»Ein Chinese? Wie kommen Sie denn darauf?«
»Es gibt also einen Chinesen«, blieb der Chefermittler hartnäckig.
»Ja, gibt es. Lio Ongu, ein Chemiker aus Meran. Er müht sich seit einigen Wochen bei uns ab, das Wasserskilaufen zu lernen.«
»Tatsächlich?« Häberle mochte an diesen Volltreffer gar nicht glauben. »Ist er jetzt zufällig auch hier?«
»Er war zumindest da, ja – gerade aus Dubai zurückgekommen, hat er erzählt.« Markus wurde misstrauisch: »Wieso interessieren Sie sich für ihn?«
Häberle lächelte und sah an ihm vorbei zum See hinüber. »Ein Kriminalist interessiert sich für alles. Ob es dann wichtig ist oder nicht, stellt sich meist erst hinterher raus.« Dann blickte er wieder Markus ins Gesicht: »Wissen Sie, ob der Chinese hier Freunde und Bekannte hat?«
»Hier schließt man schnell Freundschaften«, erklärte Markus stolz.
Häberle nickte. Das konnte er sich gut vorstellen. »Auch mit dem Chinesen?« Er wollte jetzt nicht nachgeben, auch wenn’s diesem jungen Mann unangenehm war.
Markus sah sich wieder um, rang sich dann aber zu einer Antwort durch: »Er hat sich, wenn ich mir das so überlege, gestern Abend auffallend für Horschak interessiert.«
»Und wie heißt der Mensch noch mal?«
»Lio Ongu.«
»Können Sie mir ihn mal zeigen? Aber unauffällig, bitte.«
36
Während in den Verwaltungsetagen von ›Aspromedic‹ in Ulm die Durchsuchung lief und die EDV-Experten der Polizei die Computerfestplatten auf externe Datenträger kopierten, kartonweise Ordner sicherstellten und sie in bereitstehende Kombis schleppten, was vereinzelt noch leitende Angestellte verhindern wollten, erkannte Lambert nach und nach, dass jeglicher Widerstand sinnlos war. Sowohl der Leitende Oberstaatsanwalt als auch sein eigener Rechtsanwalt hatten in der vergangenen Viertelstunde versucht, ihm die rechtliche Situation klarzumachen. Fludium saß noch immer schweigend dabei. Staatsanwalt Ziegler unternahm einen neuen Anlauf:
»Wenn Sie mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, wird sich dies auch positiv auf den weiteren Gang der Dinge auswirken.«
Lambert hatte verstanden. »Gang der Dinge«, äffte er nach. »Sie drohen mir mit einem Verfahren, mit einem Prozess. Ich sage Ihnen noch einmal, ich hab mit diesem Mord in diesem Zug nichts zu tun. Mit diesem nicht und auch mit dem anderen nicht.«
Ziegler sah Hilfe suchend zum Anwalt, der auffallend wortkarg geworden war.
»Ihr Herr Anwalt wird mir zustimmen, wenn ich sage, dass es in der jetzigen Situation das Sinnvollste wäre, wenn Sie uns Einblick in all Ihre Unterlagen geben würden.«
Lambert empfand das auftretende Schweigen als peinlich. In seinem Kopf versuchten sich mehrere Gedanken gleichzeitig Gehör zu verschaffen. Es gelang ihm nicht, sie zu ordnen und die Folgen der unterschiedlichen Möglichkeiten zu prüfen. Eine Minute verstrich, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam. Er fühlte sich elend, hatte einen trockenen Mund und Magenkrämpfe.
»Okay«, entschied er schließlich. »Aber ich sage Ihnen, Sie begehen einen Fehler und wir …« Er blickte zu seinem Anwalt, »wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, damit nichts an uns hängen bleibt.«
Dr. Martens nickte eifrig.
Ziegler, der mit zwei Kollegen angerückt war, die die Durchsuchungen überwachten und unterstützten, saß weiterhin gelassen in seinem Ledersessel.
»Dann würde ich vorschlagen, Sie öffnen Ihren Tresor.« Er hatte den zwar bislang nicht gesehen, aber allein schon Lamberts Reaktion ließ vermuten, dass es einen solchen gab.
Der Firmenchef ging um den Schreibtisch, schob an der Einbauwand eine kleine Holzverkleidung beiseite, worauf der Tresor mit dem Zahlenkombinationsschloss zum Vorschein kam. Er beugte sich vor und drehte an den beiden Rädchen.
Ziegler und Fludium standen auf, um ihm dabei über die Schulter zu sehen. Der
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