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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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kommen.
    Sie sehnte plötzlich den hellen Morgen herbei, den Sonnenaufgang. Doch vielleicht würde auch sie ihn nicht mehr erleben. Wie viele der Tiere um sie herum, mit denen sie zuvor Mitleid gehabt hatte.

40
    »Da haut’s dir ’s Blech weg«, kommentierte Linkohr, was sie von dem Chinesen Ongu an der Bar erfahren hatten. Der junge Kriminalist war noch mit in Häberles Zimmer gekommen, wo sie über die Minibar herfielen und sich noch ein Pils gönnten.
    »Wenn das stimmt, was da gelaufen ist«, ergänzte Häberle, während er sich einschenkte und den kleinen Sessel zu sich herzog, »… wenn das alles stimmt, Mann, dann hat der Hocke – oder haben beide Hockes – in ein Wespennest reingestochen. Jetzt wird mir auch klar, warum der Dieter Hocke nach Peking geflogen ist.« Er prostete seinem Kollegen zu.
    »Wenn Lambert demnach gar nicht nur eigennützig gehandelt hat, sondern auch andere Stellen informiert waren, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass auch diese anderen Stellen mit im Boot waren.«
    »Und noch sind«, schätzte Häberle. »Sie wissen selbst, wie schwer wir uns mit Ermittlungen in China tun. Und so einfach mal rüberfliegen, wie wir das in Europa tun können …« Er grinste angesichts der Eskapaden, die er sich selbst schon erlaubt hatte, in sich hinein. »Das wäre ein Kamikazeunternehmen.«
    »Also schickt man private Ermittler«, brachte Linkohr die Vermutung auf den Punkt.
    »Aber dann schon Profis, wie wir feststellen. Ohne Identität – oder mit falscher Identität. Jedenfalls, ohne Spuren zu hinterlassen.« Häberle nahm erneut einen kräftigen Schluck. Ihn hatte das Gefühl beschlichen, als Provinzkommissar zwar am großen Ganovenfeld gekratzt zu haben, aber nicht umfassend informiert worden zu sein.
    »Meinen Sie, dass Maggy was davon weiß?«, fragte Linkohr unvermutet.
    »Glaub ich eher nicht«, meinte sein Chef. »Die Sache dürfte ziemlich weit oben gespielt werden.«
    »Sie meinen, selbst ein Mord wäre kein Grund, etwas davon preiszugeben?«
    Häberle nickte resignierend. In seinem langen Berufsleben war er einige Male auf Granit gestoßen.
    »Glauben Sie, wir haben’s mit V-Leuten zu tun?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Häberle ruhig. »Spätestens, wenn dieser Dieter Hocke am Sonntag aus Peking zurück ist, falls er seine Exkursion überleben sollte, werden wir ihn uns zur Brust nehmen. Und morgen früh, Herr Kollege, machen wir hier Tabula rasa«, entschied er. »Wir lassen die Herrschaften noch frühstücken und schnappen sie uns einzeln am See.«
    Linkohr wurde wieder hellwach. »Sie meinen den Probost und die Ringeltaube?«
    »Vor allem diesen Horschak natürlich, aber auch den Dr. Mirka und seine schüchterne Schöne und natürlich ›Pferdchen‹ …« Er grinste Linkohr provozierend an. »Und ich will wissen, wie mein Namenskollege Markus und seine Schwester in all diese Sachen verwickelt sind. Ich weiß nicht so recht, ob das alles Zufall ist.«
    »Und Lambert und Rieder?«
    »Kollege Fludium soll den Lambert noch mal durchkneten«, erwiderte Häberle.
    »Und Rieder? Ich denk, der ist in Frankreich.«
    »Mich würd’ nicht wundern, wenn auch der noch hier auftauchen würde.«
    »Oder die Herrschaften haben allesamt inzwischen das Muffensausen gekriegt.«
    Häberle schenkte nach und meinte: »Wir müssen sehr aufpassen, dass sich hier kein explosives Gemisch zusammenbraut.«
     
    Es war schon ziemlich spät gewesen, als Kai-Uwe Horschak noch Lust auf einen Whisky verspürte. Er hatte sich deshalb in einer Ecke der Hotelbar niedergelassen, um einen Absacker zu trinken, wie er dies immer zu formulieren pflegte. Während er die Ereignisse der vergangenen Tage vor seinem geistigen Auge Revue passieren ließ, vor allem aber das Geschehen vorgestern Vormittag im ICE bei Geislingen, tauchten im abgedunkelten Licht des Raumes drei Personen auf – zwei Männer und eine Frau, deren zum Pferdeschwanz gebundenen Haare ihm sofort ins Auge stachen. Mit einem Schlag schien sich seine Müdigkeit zu verflüchtigen. Die Frau, die im kurzen Sommerkleidchen und auf hochhackigen Schuhen zur Bar hinüberstöckelte, war Ulrike Steinmeier. Und einer der Männer, daran bestand kein Zweifel, war Tobias Lambert. Horschak blieb regungslos im Halbdunkel einer Nische sitzen, um nicht gleich von Ulrike erkannt zu werden. Von Lambert war dies nicht zu befürchten, denn sie waren sich bisher eher zufällig über den Weg gelaufen. Aber da war noch dieser zweite Mann, dieser pummelige

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