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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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erweckte, der sich gerade dem Frühstücksbüfett näherte und mit seiner ihm eigenen Gelassenheit fragte: »Schon wieder im Stress, die Herrn? Haben Sie wenigstens diese herrliche Mondnacht genossen? Es war heut Nacht drunten am See viel schöner als am Tage.«
    Häberle lächelte gequält zurück und wünschte im Hinausgehen einen schönen Tag. Was hatte der Doktor gerade gesagt? Heut Nacht sei es schöner gewesen als tagsüber? Die Ermittler hasteten die Treppe zu ihren Zimmern hinauf, um ihre Jacken zu holen. Auf dem Rückweg wandte sich Häberle an die freundliche Dame der Rezeption.
    »Entschuldigen Sie – nur eine Frage.« Er legte seinen Dienstausweis auf den Tresen. »Hier wohnen einige Personen, die uns interessieren.« Auch Linkohr trat heran. »Könnten Sie mal nachschauen, wie lange diese Herrschaften hierbleiben wollen?«
    Die Frau hatte den Dienstausweis in die Hand genommen. Offenbar war es das erste Mal, dass sie mit der Kripo konfrontiert wurde. Sie zögerte kurz, fragte dann aber nach, um wen es sich denn handle.
    »Probost, Clemens«, zählte der Chefermittler auf. »Horschak, Kai-Uwe, dann ein Herr mit chinesischem Namen – und eine Dame – sie heißt …« Häberle wollte der Name nicht einfallen, weshalb er sich flüsternd an Linkohr wandte: »Wie heißt ›Pferdchen‹ richtig?«
    »Steinmeier, Ulrike Steinmeier«, wusste der Jungkriminalist sofort Bescheid.
    »Außerdem«, fuhr Häberle fort, »es könnte sein, dass sich auch ein Herr Tobias Lambert hier aufhält. Vielleicht ist er erst spätabends angekommen.«
    Während die Dame eifrig mitgeschrieben hatte und jetzt ihren Computer damit fütterte, fiel dem Chefermittler noch etwas ein: »Ach ja, bitte auch noch bei Dr. Mirka und seiner weiblichen Begleiterin Gracia nachschauen.«
    Häberle unterdrückte seine Ungeduld und überlegte, was der Tod der hübschen Sylvia Ringeltaube bedeuten konnte. Wer hatte ein Interesse daran, sie aus dem Weg zu räumen? War es Lambert? Oder Horschak? Oder spielte ›Pferdchen‹ eine Rolle? Liefen die Drähte gar alle bei dem abgetauchten Konstantin Rieder zusammen? Oder bei diesem ewig lächelnden Chinesen?
    »Bedaure«, sagte die Dame an ihrem Computer plötzlich, »die meisten sind bereits abgereist. Nur der Herr Dr. Mirka mit seiner Begleiterin ist noch anwesend.«
    »Wie?«, staunte Häberle fassungslos. »Die sind alle schon weg?«
    »Ja, bis auf den Herrn Horschak sind sie alle vor etwa einer Viertelstunde gegangen – auch der Herr Lambert, der erst um 22.15 Uhr gestern Abend angekommen ist.«
    Häberle war irritiert.
    »Die sind alle weg?«, hakte er ungläubig nach. »Am Samstagmorgen. Alle weg. Und Horschak?«
    »Der hat schon vor einer halben Stunde ausgecheckt. Allein.«
    »Ich denk, die wollten hier alle ein paar Tage am See verbringen.«
    Die Brünette hinterm Tresen zuckte mit den Schultern.
    »Geschäftliche Sache«, haben sie gesagt. »Wissen Sie, das sind Stammkunden. Da fragen wir nicht lange nach. Ist denn etwas passiert?«
    Häberle ging nicht auf die Frage ein. »Und wie sind die Herrschaften abgereist?«, wollte er stattdessen wissen.
    »Sie sind rüber zum Bahnhof. Ich denk …«, sie schaute auf die Armbanduhr, »ja, vermutlich nehmen sie die Regionalbahn um 7.57 Uhr, falls sie nach München wollen.«
    Es war 7.50 Uhr, stellte Häberle fest. Noch sieben Minuten also.
    »Los«, entschied er und stieß Linkohr an. Die Dame hinterm Tresen beruhigte er mit dem Hinweis, dass die Zimmerrechnungen schon noch bezahlt würden.
    Häberle spurtete mit wehender Freizeitjacke aus dem Hotel und die Bahnhofstraße abwärts, Linkohr folgte ihm. Nie zuvor hatte sich der Chefermittler so sehr eine Zugverspätung gewünscht. Doch es blieb ein Wunschtraum. Als sie völlig außer Atem den Bahnhof nach drei Minuten erreichten, sahen sie schon den Zug zur Abfahrt bereitstehen.
    »Auf, los«, feuerte Häberle seinen Kollegen an, der ein paar Schritte zurückgeblieben war. Die wenigen Fahrgäste, die so früh morgens bereits Kiefersfelden verließen, vermutlich Pendler, die samstags arbeiten mussten, waren längst eingestiegen. Die beiden Kriminalisten kamen gerade noch rechtzeitig auf dem Bahnsteig an, ehe die Waggontüren automatisch geschlossen wurden. In allerletzter Sekunde hatten sie den Sprung in den Zug geschafft. Für einen kurzen Moment musste Häberle daran denken, dass sie jetzt astreine Schwarzfahrer waren.
    Während sich der Zug mit einem sanften Ruck in Bewegung setzte, blieben sie im

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