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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Blatt Papier, das er mitgebracht hatte. »Machen wir’s direkt oder über die Kollegen in Bozen?«
    »Zuerst mal direkt«, entschied Häberle, der im Geiste schon wieder EU-grenzüberschreitenden Bürokratismus auf sich zukommen sah. »Und wie sieht’s mit dem Handy aus?«, wollte er wissen.
    »Genauso dubios. Die SIM-Karte ist auf einen Chinesen ausgestellt.«
    Schweigen. Der junge Kriminalist sah in das erstaunte Gesicht seines Chefs.
    »Ein Chinese«, echote Häberle schließlich grinsend. »Aus Peking?«
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte Linkohr. »Noch nicht. Er hat aber eine offizielle Arbeitserlaubnis in Italien – und dreimal dürfen Sie raten, wo er gemeldet ist.«
    »In Bozen«, entgegnete Häberle.
    »Falsch«, gab der junge Kollege zurück und blätterte in seinen Unterlagen. »In Naturns, falls Ihnen das etwas sagt.«
    Und ob ihm das etwas sagte. Häberle grinste.
    »Schöner Ort – mit einem fantastischen Campingplatz.« Der Chefermittler bemerkte, dass dies Linkohr nur mäßig interessierte, und kam deshalb wieder zur Sache: »Und was treibt er dort?«
    »Entschuldigen Sie, Chef«, grinste Linkohr, »aber so weit bin ich noch nicht.«
    Häberle nickte freundlich. »Damit wir Klarheit zu dem Auto kriegen, lassen Sie bitte den Schlüssel nach Ulm bringen. Die Kollegen sollen feststellen, ob er tatsächlich zu dem Fahrzeug passt – vor allem aber, ob sich in der Kiste irgendetwas findet, was auf den Fahrer hindeuten könnte. Denn falls das tatsächlich alles zusammenpasst, scheinen wir es mit einer ziemlich dubiosen Persönlichkeit zu tun zu haben.«
    Linkohr faltete sein Blatt wieder zusammen und pflichtete seinem Chef bei: »Er scheint darauf bedacht gewesen zu sein, ohne Identität zu leben.«
    »Und zu sterben«, ergänzte Häberle.
     
    Horschak hatte sich inzwischen frische Kleidung besorgt und sie mit der Kreditkarte bezahlt. Anschließend fühlte er sich besser und ließ sich von einem Taxi an den See hinausfahren, um auf der Terrasse der dortigen Pizzeria die sommerliche Abendstimmung zu genießen. Er setzte sich an einen freien Tisch vorn am Geländer, bestellte eine scharfe Pizza und ein Weißbier und sah den Wasserskifahrern zu, die – vom Lift gezogen – ihre Runden drehten.
    Er blieb lange sitzen. Die Nacht war hereingebrochen und er spürte, dass er ein Bier zu viel getrunken hatte. Mindestens. Er bezahlte, bestellte ein Taxi und ließ sich in den Ort zurückbringen. Der Wagen rollte durch die beleuchtete Ortsdurchfahrt und bog schließlich kurz nach der Polizeiinspektion rechts in die obere Bahnhofstraße ab – hinauf zum Gruberhof.
    Dort stieg er aus, gab dem Chauffeur reichlich Trinkgeld und ging durch die laue Juliluft zur Rezeption, an der er sich erkundigte, ob eine Dame nach ihm gefragt habe.
    »Bedauere, nein«, gab ihm das Mädchen hinterm Tresen mitleidig zu verstehen. Er erklärte, dass er an der Bar zu finden sei, falls jemand nach ihm fragen sollte.
    Er bestellte dort noch mal ein Weißbier und kletterte auf einen der freien Barhocker. Mit jedem Schluck fühlte er sich besser und spürte, wie sein angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder zurückkehrte. Das würde sich noch steigern, wenn er erst im Besitz des Kofferinhalts war.
    23.30 Uhr. Seine innere Unruhe wuchs. Eigentlich hätte die hübsche Blondine längst da sein müssen. Für einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, den Chef anzurufen, verwarf dies aber wieder, weil er nicht als hysterisch gelten wollte. Er hätte ohnehin nichts tun können. Schon gar nicht mehr fahren. Er musterte die anderen Gäste. Es waren meist Paare oder Gruppen, die sich ob des vorausgegangenen Alkoholkonsums immer lauter unterhielten. Jedenfalls entdeckte er keine Person, die ihm verdächtig erschien. Auch hier, in so einem renommierten Hotel, konnte er sich natürlich vor Verfolgern nie sicher sein. Schließlich hatte er es nicht mit kleinen Ganoven, sondern mit Gruppierungen zu tun, die über unendlich viel Geld und Macht verfügten. Über unendlich viel. Als sein Handy vibrierte, erschrak er. Sein Puls begann plötzlich zu rasen. Und obwohl er möglichst schnell wissen wollte, wer ihn anrief, vermied er jede hastige Bewegung. Er griff gelassen in seine Brusttasche, zog das kleine Gerät heraus und bemerkte, dass seine Finger zitterten. Bereits auf dem Display erkannte er, wer ihn zu sprechen wünschte. Er hielt das Handy unauffällig ans Ohr und meldete sich mit gedämpfter Stimme:
    »Ja.«
    »Alles okay? Sind Sie

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