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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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versuchte, sich zu erinnern, wie sie sich langsam auf den Dienstreisen nähergekommen waren. Trotz seiner gelegentlichen Zornesausbrüche, die er sich eingestand, war sie ihm zugetan gewesen. Reine Schau, vermutete er jetzt. Ja, manchmal hatte er sogar den Eindruck, sie würde ihn ganz bewusst mit den Mitteln einer Frau besänftigen wollen. Natürlich war er darauf reingefallen.
    Das Telefon riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Für einen Moment überlegte er, ob er abnehmen sollte. Auf dem Display waren nur vier Sterne zu sehen – es wurde also keine Nummer übertragen, an der er möglicherweise den Anrufer hätte erkennen können. Sich zu verstecken, half jetzt nichts. Er nahm ab und meldete sich.
    »Hören Sie jetzt ganz genau zu«, sagte eine Männerstimme. »Ihren schönen neuen Daimler können Sie wiederhaben. A 8, Rasthaus Irschenberg, Fahrtrichtung Süd. Er steht dort sicher und abgeschlossen. Den Schlüssel erhalten Sie übermorgen per Post.« Aufgelegt.
    »Moment!«, schrie Rieder instinktiv, obwohl die Leitung bereits tot war. Sein Puls raste. Wer hatte ahnen können, dass er um diese Zeit noch in seinem Büro sitzen würde?
     
    Die Sonderkommission war inzwischen auf vier Mann geschrumpft. Kripochefin Manuela Maller hatte dem restlichen Team telefonisch Feierabend verordnet, zumal in den Nachtstunden ohnehin keine dringenden Vernehmungen anstanden. Bei der Gelegenheit erfuhr sie, dass Häberle und Linkohr zu einem merkwürdigen Treffen ins Rohrachtal aufgebrochen waren. Sie wollte sofort informiert werden, wenn sich die beiden wieder meldeten. Obwohl sie natürlich wusste, dass Häberle das Risiko einzuschätzen vermochte und selbst auf sich aufpassen konnte, erschien ihr das Vorhaben nicht ganz ungefährlich. Sie hätte den beiden viel lieber unauffällige Beschützer mit auf den Weg gegeben – wenn es sein musste auch durchs Spezialeinsatzkommando, dem sie selbst eine Zeit lang angehört hatte. Deshalb war sie mit allen taktischen Vorgehensweisen bestens vertraut und keine Führungskraft, die den Polizeialltag nur theoretisch kannte. Maggy wusste immer, wovon sie sprach.
    Herbert Fludium deutete auf den Stapel ausgedruckter Vernehmungsprotokolle. »Die Herrschaften sind in der ganzen Republik verstreut. Ich sag euch, wenn wir nur ein paar von denen noch mal brauchen, reisen wir ganz schön durch die Landschaft.«
    »Die meisten haben doch nichts Bedeutendes gesehen«, merkte ein älterer Kollege an, der sich den letzten Rest aus der Kaffeekanne in die Tasse goss und sofort trank.
    »Vorausgesetzt, sie haben uns alles gesagt«, gab Fludium zu bedenken.
    »Hast du Zweifel?«, hakte ein Kollege nach.
    »Zweifel«, echote Fludium, »ich mach den Job lang genug, um an allem Zweifel zu hegen. Mir ist immer noch nicht ganz klar, wie das im Zug abgelaufen ist.«
    »Na«, meinte der Ältere, der jetzt den Deckel von der Kaffeekanne schraubte und sich vergewisserte, dass sie wirklich leer war. »Das geht doch schnell. Der schießt, geht zur Toilette, versteckt die Kanone und zieht die Notbremse.«
    »So sieht’s jedenfalls aus«, räumte Fludium ein und setzte sich mit verschränkten Armen auf den Tisch. »Aber so ganz logisch erscheint mir das nicht. Warum nimmt er das Risiko, vor allem aber die Zeit in Kauf, um die Waffe noch zu verstecken? Er hätte nach dem Schuss doch gleich die Notbremse ziehen und abhauen können, oder?«
    Betretenes Schweigen. Fludium fuhr fort: »Er verschwindet also auf der Toilette und will dann den Zug verlassen. Dafür hätt’s doch keine Veranlassung mehr gegeben. Denn er ist doch wohl unerkannt und unbemerkt in die Toilette gelangt.«
    »Hab ich mir auch schon überlegt«, pflichtete ihm der vierte Kollege bei. »Er hätte doch seelenruhig an seinen Platz zurückgehen können.«
    »An seinen Platz?«, zweifelte der Ältere. »Nicht, wenn er bei seinem Opfer dringesessen ist.«
    »Dann eben ein anderer Platz«, entgegnete Fludium, »du kannst dich im ICE auf jeden freien Platz setzen.«
    »Und was sagen unsere Zeugen dazu?«, wollte der Kollege wissen, der die Kaffeekanne inzwischen beiseite gestellt hatte.
    »Ihr habt’s doch gelesen. Dieser Berliner da … wie heißt er? Probost oder so ähnlich …, der erklärt, er sei auf dem Gang gestanden und habe die Geislinger Steige sehen wollen. Leider geht aus seiner Aussage nicht hervor, ob er denn keinen Fensterplatz gehabt hat.«
    »Und er sei dort bei der Notbremsung mit der hübschen Lara aus Augsburg zusammengerasselt, die

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