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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Mirka war schon weg.«
    »Und da sind Sie allein zum Auto?«
    »Ja, nach 7 Uhr war es. Aber ist ja noch Sonne um diese Zeit, jetzt.«
    »Und dann?«
    Linkohr rutschte nervös auf dem rückwärtigen Sitz hin und her. In der Dunkelheit konnte er keine Notizen machen. Er versuchte, sich deshalb jedes Wort von Gracia einzuprägen.
    »Hat gesagt, er ist Geheimpolizei – oder so ähnlich – und ich darf niemand erzählen von ihm.« Ihre Stimme klang noch eine Oktave ängstlicher.
    »Hm«, machte Häberle, »und er hat Ihnen einen Ausweis gezeigt?«
    Gracia nickte wieder. »Hab ich aber nicht lesen gekonnt. War auch erschrocken, dass Geheimpolizei – oder war es staatlicher Schutz? – von mir was wollte.«
    »Staatsschutz«, berichtigte Häberle. »Hat er ›Staatsschutz‹ gesagt?«
    »Weiß nicht«, antwortete sie und drehte sich zu Linkohr um.
    »Und dann, wie ging es weiter?«, zeigte sich der Chefermittler interessiert, ohne sie zu drängen.
    »Er hat gesagt, er muss meine Arbeitspapiere prüfen und ich soll zu seinem Auto kommen.« Wieder stockte sie.
    Häberle wartete geduldig und blickte durch die Windschutzscheibe in die Nacht hinaus. Die Lampen vom Vorplatz der neuen Mühle blitzten durch den dichten Bewuchs.
    »Sie sind zu seinem Auto gegangen«, griff der Kommissar Gracias Bemerkung auf.
    »Ja, er hat sich meine Papiere angeschaut, die ich in der Handtasche habe«, fuhr die junge Ärztin fort und bemühte sich um ein gutes Deutsch. »Sind in Ordnung, hat er gesagt. Er war sehr nett, der Mann. Charmant. Nicht wie Geheimpolizei in Bulgarien.«
    Häberle drehte sich wieder zu ihr. »Und dann?«
    »Hat gefragt, ob wir Kaffee trinken gehen können.«
    »Ach«, staunte Häberle. »Einfach so?«
    »Ja«, sagte Gracia fast ein bisschen freudig, wie es ihm erschien. »Wir sind ins ›Maxime‹ gegangen.«
    Linkohr sah sich veranlasst, dem Chef auf die Sprünge zu helfen: »Ein Bistro beim Rathaus unten.«
    »Und Sie waren gar nicht mehr misstrauisch?«, staunte der Kommissar. »Ich mein, da spricht Sie ein angeblicher Geheimpolizist an und dann gehen Sie mit ihm gleich einen Kaffee trinken.«
    »Ich sagte doch, er war sehr nett. Es war doch sonniger Tag noch.«
    »Und dann haben Sie sich nett unterhalten«, folgerte Häberle und grübelte darüber nach, weshalb sie dieses Gespräch zu mitternächtlicher Stunde in dieser gottverlassenen Gegend führen mussten. Auch ihm wäre es in einem Café lieber gewesen. Irgendetwas gefiel ihm daran nicht.
    »Ja, sehr nett unterhalten«, antwortete Gracia. »Über meinen Beruf, über Doktoren und über Politik von Gesundheit.«
    »Gesundheitsreform«, mutmaßte Häberle. »Über die Gesundheitsreform wahrscheinlich.«
    »Ja, genau, so heißt das«, bestätigte die junge Frau und verstummte wieder.
    Der Chefermittler kämpfte mit innerer Ungeduld, doch er vermied es, dies zu zeigen. »Und er hat sich sehr interessiert gezeigt – an allem?«
    »Sehr, ja«, bestätigte Gracia und lehnte sich mit dem Rücken seitlich gegen die Beifahrertür. »Am meisten für Abrechnung mit Krankenkasse – für ganzes System. Ist kompliziert in Deutschland, sagt auch Herr Dr. Mirka. Der Mann von Polizei hat gesagt, er … ermittle? Heißt das so? Ja? … Er hat gesagt, er ermittle gegen Leute von Pharmaindustrie wegen Schwindel und Korruption.«
    »Ach?«, entfuhr es Häberle, und Linkohr hinter ihm setzte sich aufrechter, um jedes Wort zu verstehen, denn über die Eisenbahnsteige fuhr wieder ein Güterzug, was auch den Nachtvogel auf der gegenüberliegenden Talseite erneut aufschreckte.
    »Korruption«, wiederholte Gracia, weil ihr dieses Wort wohl auch aus ihrer Heimat geläufig war. »Und er hat mich gebeten, niemandem etwas davon zu erzählen. Keinem Menschen. Es ist sehr gefährlich, hat er gesagt. Deshalb hab ich heute Mittag nichts gesagt. Aber jetzt, wo tot ist dieser Mann …« Sie schwieg betreten.
    »Auch Herrn Mirka haben Sie nichts gesagt?«, fragte Häberle leise.
    »Auch ihm nicht, nein. War Fehler von mir. Großer Fehler. Er ist so nett zu mir.«
    »Hatte der Mann auch einen Verdacht gegen Herrn Mirka?«
    »Nein, überhaupt nicht«, beeilte sich Gracia zu sagen. »Ganz im Gegenteil. Er hat gemeint, Herr Dr. Mirka ist viel zu anständig, um sich bestechen zu lassen.«
    »Weshalb hat er dann nicht mit ihm persönlich geredet?«
    »Vielleicht … vielleicht, weil ich ihm sympathisch war und er doch meine Papiere kontrollieren musste.«
    Häberle überlegte. »Er hat also gegen

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