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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Zeit reger Lkw-Verkehr herrschte. Die Mautflüchtlinge pflegten die Autobahn zu verlassen, um sich trotz der engen Ortsdurchfahrten über die Albhochfläche und durch das Filstal zu zwängen.
    »Die hat doch kaum den Mund aufgekriegt«, stellte Linkohr fest, als Häberle Richtung Ulm abbog.
    Der Chefermittler grinste seinem Kollegen von der Seite zu. »Stille Wasser …«
    Linkohr versuchte, sich die junge Frau vorzustellen, die im Schatten des großen Meisters heute Nachmittag ziemlich wortkarg gewesen war. Zierlich und schlank, blondes Haar, glühende Augen – so hatte er sie in Erinnerung, obwohl anschließend die Apothekerin seine Favoritin gewesen war. »Die alte Mühle«, griff er Häberles Hinweis auf den Treffpunkt auf, »das ist doch ein ziemlich dunkles Loch da draußen.«
    »Allerdings. Luftlinie gerade mal 200 Meter von der Notbremsung entfernt.«
    »Wohnt dort hinten eigentlich jemand?«, hakte Linkohr nach und kratzte sich im Schnauzbart. Er wusste, dass er Häberle dies fragen konnte. Der kannte sich selbst im entlegensten Winkel seines Zuständigkeitsgebiets aus.
    »Ob jetzt noch jemand dort wohnt, weiß ich nicht«, musste dieser allerdings eingestehen. »Sieht alles ziemlich heruntergekommen aus.« Weil Linkohr schwieg, merkte er an: »Wissen Sie eigentlich, dass dort hinten die Rohrach entspringt?«
    »Ne, keine Ahnung.«
    Sie schlossen auf einen Sattelzug auf. Der sternenklare Sommerhimmel hob sich von den Steilhängen beidseits des Taleinschnitts ab.
    »Schüttet ziemlich gleichmäßig das ganze Jahr über«, setzte Häberle seinen Heimatunterricht fort. »Und das Interessanteste daran ist, dass sich dieser Quelltopf ganz nah an der mitteleuropäischen Wasserscheide befindet. Wahrscheinlich zieht er unterirdisch sogar Wasser zu sich rüber, das normalerweise südlich zur Donau und damit Richtung Schwarzes Meer geflossen wäre.«
    »Und über die Rohrach geht’s zu Fils, Neckar und Rhein in die Nordsee, stimmt’s?«, zeigte sich Linkohr interessiert.
    Häberle erwiderte nichts, denn er musste den Blinker setzen, um von der bereits ansteigenden Straße nach rechts abzubiegen – hinab in die schmäler gewordene Talaue. Ein Schild wies an der Zufahrt auf einen Mühlenladen hin. Durch das Geäst von Sträuchern und Bäumen drangen Lichter herüber. Augenblicke später tauchte der Gebäudekomplex der neuen Mühle auf, in der in großem Stil ökologisch angebautes Getreide verarbeitet wurde. »Von der klappernden Mühle am rauschenden Bach ist nichts mehr geblieben«, stellte Häberle fest. Die Besitzer nutzten die Wasserkraft längst nur noch, um elektrische Energie zum Betrieb der modernen Anlage zu produzieren. Jetzt, kurz nach Mitternacht, brannte nur hinter einigen Fenstern des angrenzenden Wohnhauses noch Licht. »Wir müssen weiter«, erläuterte der Kommissar und deutete nach vorn. Der schmale asphaltierte Weg folgte dem Bachlauf der Rohrach weiter in das Talende hinein. Nachdem die neue Mühle rechts hinter ihnen verschwunden war, streiften die Scheinwerfer an den hochgewachsenen Gräsern am Straßenrand entlang und tauchten auch den Bewuchs des links steil ansteigenden Hangs in helles Licht.
    »Ich frag mich, was diese schüchterne Frau bewogen hat, uns hier treffen zu wollen«, sinnierte Häberle, ohne von Linkohr eine Antwort zu erwarten. Nach knapp 300 Metern hoben sich rechts des Wegs die beiden hintereinanderstehenden Gebäude der alten Steigmühle vom schwarzen Hintergrund des Hangwaldes ab. Im Scheinwerferlicht glitzerte das Lampenglas eines in Gegenrichtung geparkten Fahrzeugs. »Da steht sie«, stellte Linkohr fest, als der Lichtkegel des Kripo-Audis einen hellen Wagen erfasste, der etwa in Höhe des ersten Gebäudes parkte. Häberle nahm das Gas weg und beobachtete die nachtschwarze Umgebung. »Haben Sie Ihre Kanone dabei?«, fragte er unversehens, was Linkohr überraschte.
    »Ja, hab ich«, erwiderte er knapp und ertastete sie in der linken Innentasche seines Freizeitjacketts.
    »Man weiß ja nie …«, murmelte der Chef und ließ den Wagen ausrollen. Das Fernlicht traf den hellen Wagen nun voll. Es handelte sich um einen grau-metallic-farbenen Renault, ein größeres Modell offenbar, mit Ulmer Zulassungskennzeichen. Hinterm Steuer erkannten die beiden Kriminalisten eine blonde Frau. Ansonsten, so mutmaßte Häberle, befand sich wohl niemand im Fahrzeug. Er blendete zwei-, dreimal auf und ab, um zu signalisieren, dass sie die Erwarteten seien. Dann überlegte er, wie er den Audi

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