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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Golf.«
    »Können Sie sich an das Kennzeichen erinnern?«
    »Kein deutsches«, erklärte Gracia schnell. »Fritz ist aus Italien gekommen.«
    Häberles Entschluss stand fest. Sie mussten Gracia ausführlich vernehmen und ein Protokoll erstellen. »Und nun haben Sie uns hierher bestellt, damit wir uns diese Pakete anschauen können – seh ich das richtig?«, kam er zur Sache.
    »Ja, ich denke, das interessiert Sie.«
    »Sehr sogar. Also – dann schauen wir uns das Zeug an.« Häberle nickte Linkohr zu, was bedeutete, dass sie aussteigen würden. Nachdem alle drei den Audi verlassen hatten, verriegelte Häberle die Türen und entnahm dem Kofferraum eine starke Handlampe, deren Strahl an der abbröckelnden grau-schwarzen Fassade des ersten Mühlengebäudes entlangtanzte. Feuchte Luft schlug ihnen entgegen, das Plätschern des Baches wirkte beruhigend. Der Straßenlärm war für ein paar Augenblicke verstummt, der Nachtvogel ebenfalls.
    »Hier wohnt tatsächlich niemand«, stellte Häberle fest, als er mit dem Lichtstrahl das zweite Gebäude abtastete. Hinter den schwarzen Sprossenfenstern gab es keine Vorhänge – auch sonst deutete nichts darauf hin, dass dieses sanierungsbedürftige Haus bewohnt sein könnte.
    Während Häberle zwischen den beiden Gebäuden hindurchging, folgten ihm Gracia und Linkohr, der weiterhin die Umgebung taxierte. Der Chefermittler leuchtete die Fassaden der Häuser ab und erhellte auch den verwilderten Garten, hinter dem die Rohrach entsprang. Dann bog er nach rechts ab und erreichte die stockfinstere, dem bewaldeten Steilhang zugewandte Rückseite der einstigen Mühle, die offenbar seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb war. Der Lichtstrahl traf auf eine morsche, nur angelehnte Holztür, vor der das hohe Gras niedergetreten war. Häberle hielt inne und wandte sich der Frau zu:
    »Hier?«
    »Ja, hier.«
    Er griff an das raue Holz der Tür und zog sie nach außen auf, was ein Quietschen verursachte, das die Stille der Nacht für einen Sekundenbruchteil unterbrach. Aus der Schwärze des Innenraums schlug ihm feuchter Modergeruch entgegen. Der Lichtstrahl traf auf einen roh belassenen Betonboden. Häberle bewegte die Lampe langsam, um den Raum überblicken zu können. Hinter ihm hatten sich Linkohr und Gracia postiert. Während das Licht über den Boden wanderte, dann die gegenüberliegende Wand mit den Fenstern traf und auch an den Seitenwänden entlangstrich, an denen ziemlich ungeordnet eine Werkbank und altes Büromobiliar standen, wagten sich die drei Personen kaum zu bewegen. Die Pakete, wo waren die Pakete? Häberle war der Erste, der die Stille brach: »Hier war das?«, fragte er noch einmal knapp.
    »Ja, ganz sicher«, hauchte Gracia. Ihre Stimme bebte.
    Die beiden Kriminalisten sagten nichts.
    Häberle ließ den Lichtstrahl kreuz und quer durch den Raum gleiten, entdeckte dabei links eine Tür zu einem Nebenraum und entschied sich deshalb, auch dort nachzusehen. Seinen Entschluss deutete er dem jungen Kollegen mit einer Kopfbewegung an. Linkohr verstand sofort und blieb bei Gracia am Eingang zurück, während Häberle das Innere betrat und sich zunächst der Werkbank und dem Mobiliar auf der gegenüberliegenden Seite zuwandte. Alles schien aus Zeiten zu stammen, als hier noch mit alter Technik Getreide gemahlen wurde. Die hölzerne Werkbank war mit Schrammen und Kerben zerschunden und zerkratzt, die Platte eines wuchtigen Schreibtisches ebenfalls. Häberle zog die Schubladen auf und entdeckte Büroutensilien aus der Vergangenheit: Stempel, vertrocknete Stempelkissen, Radiergummi, Bleistifte, Spitzer und vergilbte Blätter.
    Der große Schrank, der einen halben Meter daneben einigermaßen windschief an der Wand lehnte, weil offenbar ein Standbein abgebrochen war, bot links Platz für jede Menge Akten und wies rechts zwei große, mannshohe Flügeltüren auf. Weil es weder einen Griff noch einen Schlüssel gab, mit denen sie geöffnet werden konnten, steckte Häberle die Finger der linken Hand in den schmalen Spalt zwischen den Türen, um eine davon aufzuziehen. Doch der in sich leicht verdrehte Schrank ließ die Türen klemmen. Häberle stellte die Handlampe auf den Boden und griff mit den Fingerspitzen beider Hände in den Zwischenraum, um die Flügeltüren auseinanderzuwuchten.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, hörte er Linkohrs Stimme.
    »Geht schon«, gab er zurück, während er mit der ganzen Kraft seiner Arme die Flügeltüren aufwuchtete. Kaum waren sie aus der Verklemmung

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