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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Neuigkeit:
    »Unsere Leiche aus der Mühle ist einwandfrei identifiziert. Der Mann heißt tatsächlich Bastian Plaschke und wohnt in Nellingen. Alleinstehend und Hartz-IV-Empfänger, Langzeitarbeitsloser also. Hat da oben eine Zweizimmerwohnung in einem Mietshaus. Die Kollegen haben bereits in aller Früh einen Richter erreicht, sodass sie die Tür öffnen konnten. Typische Junggesellenbude, sagen sie. Unendlich viel Kram und Unordnung. Auf den ersten Blick haben sie gemeint, da sei schon durchsucht worden. Aber es sieht wohl danach aus, als sei es sein gewohntes Umfeld gewesen.« Seit Linkohr auch wieder allein lebte und sich die fünfte – oder war’s schon die sechste? – Freundin von ihm getrennt hatte, konnte Linkohr nachvollziehen, wie eine einst geordnete Wohnung langsam in ein Chaos überging. Um nicht zu sagen: im Chaos versank.
    »Und was haben die Kollegen gefunden?«
    »Alles haben sie noch nicht sichten können. Aber es gibt keinen Computer, seltsamerweise nicht mal ein Handy. Dafür sind die Kollegen auf die Kontoauszüge gestoßen. Kreissparkasse Ulm. Nichts Auffälliges. Geringe Beträge, Sozialhilfe – also Hartz IV. Dann aber …« Linkohr blätterte in seinem Notizblock, auf dem er üblicherweise stichwortartig festhielt, was ihm wichtig erschien. »Es gibt da drei Kontoauszüge der Raiffeisenbank Bozen mit dem aktuellen Endstand vom 30. Juni von immerhin 23.780,37 Euro.«
    »So viel Geld?«, staunte Häberle. »Kann man denn nachvollziehen, wo es herkam?«
    »Wir haben nur diese drei Blätter. Sie gehen bis Januar zurück und lassen auf mehr oder weniger regelmäßige Bareinzahlungen schließen. Mal 3000 Euro, dann wieder 1500, auch mal nur 600 – und so weiter.«
    »Da hat sich der Sozialhilfeempfänger aber einen lukrativen Nebenjob gesichert«, stellte Häberle ironisch fest.
    »Vielleicht wissen wir auch schon, bei wem«, machte Linkohr stolz weiter. »Die Kollegen haben auch gleich die Nachbarschaft befragt, was in der ländlichen Umgebung relativ einfach gewesen ist. Der Plaschke ist wohl bei den alteingesessenen Nachbarn nicht sonderlich beliebt. Da gibt’s einige, die sehr genau beobachten, was um sie herum abläuft. Ein Rentner von schräg gegenüber hat den Kollegen erzählt, dass Plaschke sehr oft erst frühmorgens mit einem weißen Kastenwagen heimgekommen ist.« Linkohr blätterte weiter. »Der Rentner hat sich mächtig drüber aufgeregt, dass der Transporter dann meist direkt neben seiner Garagenausfahrt stand und er deshalb umständlich rangieren musste. Es soll deshalb schon mal eine heftige Auseinandersetzung gegeben haben. Der Mann hat sich daraufhin das Kennzeichen gemerkt.«
    »Oha«, entfuhr es Häberle. »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Ja, leider hat er’s nicht aufgeschrieben, sondern sich’s eben nur gemerkt. Drei Varianten hat er den Kollegen angegeben. Dass es ein Ulmer Kennzeichen war, scheint aber sicher.«
    »Und ihr habt die drei schon mal abgecheckt?«, glaubte Häberle zu wissen. Er kannte seine Mannschaft schließlich.
    »Ja, natürlich. Zwei Kennzeichen gehören zu Pkws – einem Toyota und einem Mercedes. Nur eines trifft auf einen Kombi zu – auf einen Sprinter von Mercedes-Benz. Zugelassen auf …« Wieder blätterte Linkohr weiter. »… auf die ›Donau Pharma AG‹ in Ulm.«

16
    Die Frau, die sie bisher als ›Pferdchen‹ tituliert hatten – frei nach den Angaben des Apothekers –, war pünktlich am Geislinger Bahnhof eingetroffen und mit einem Taxi zum Polizeirevier gefahren. Sie war groß und schlank und hatte ihre schwarzen Haare zu einem wippenden Pferdeschwanz gebunden. Ihr schwarzes enges Kleid betonte ihre weiblichen Formen und endete gut zwei Handbreit überm Knie. Auf hohen Absätzen stöckelte sie, einen schwarzen Aktenkoffer in der linken Hand, in die Polizeiwache, zog sofort die Blicke des Uniformierten hinter der Panzerglasscheibe auf sich und erklärte selbstbewusst, dass sie einen wichtigen Termin mit der Kriminalpolizei habe.
    »Wen darf ich melden?«, gab sich der Beamte kühl-distanziert und sah in ein überaus hübsches, braun gebranntes Gesicht, das ein sanftes Lächeln andeutete. Ein bisschen überlegen, vielleicht auch provokant. Eben so, wie es Männer zu irritieren vermochte.
    »Steinmeier, Ulrike Steinmeier«, sagte sie.
    Augenblicke später wurde sie von Linkohr abgeholt, der für den Bruchteil einer Sekunde vom Äußeren dieser Frau wie elektrisiert war. Dann jedoch befahl ihm sein Unterbewusstsein, private

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