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Notizen aus Homs (German Edition)

Notizen aus Homs (German Edition)

Titel: Notizen aus Homs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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Straßensperre, man kann hier nur auf diesem Weg von einem Viertel ins andere gelangen. Die Leute nennen das eine schari al-maut , eine »Todesstraße«.
    Dann fahren wir zum Haus der Aktivisten, ihrem Hauptquartier in Safsafi. In dem hinteren Zimmer, gut geheizt, drei Laptops mit Internet. Zwei junge Männer verrichten ihr Gebet, während ich schreibe und Raed seine Mails checkt.
     
    18 Uhr. Ankunft des FSA-Kommandanten des Viertels. Sie würden gern wissen, wer wir sind und was wir hier machen. Raed erklärt es ihnen.
    Wollen nicht, dass wir Fotos der Checkpoints hier zeigen, denn das Viertel ist nicht vollständig befreit und sie wollen keinen falschen Eindruck vermitteln. Nicht befreit bedeutet, dass es noch Sicherheitskräfte im Viertel gibt, Straßensperren, im Unterschied zu Baba Amr, wo die Straßensperren alle außerhalb sind. »Habt ihr vor, die Straßensperren anzugreifen, sie aufzulösen?« – »Ja, inschaallah .« Es gibt bereits jeden Tag Zusammenstöße. Zuerst kamen die Armee und die schabbiha ins Viertel und griffen die Demonstrationen an. Als die FSA anfing, Widerstand zu leisten, haben sie Panzerfahrzeuge geschickt. Deswegen haben sie die Straßensperren errichtet, um die Panzerfahrzeuge aufzuhalten. Sie haben auch RPGs. Kleiner Austausch über Taktiken. Ihrer Meinung nach richten Molotows gegen Panzerfahrzeuge nichts aus.
    17 FSA-Gruppen im Viertel, mit unterschiedlich vielen Männern. Abu Ammar, ein junger magerer Zivilist mit spärlichem Bart und Augenringen, kommandiert eine Gruppe von 30 Männern.
    Ein anderer Offizier beklagt sich darüber, wie die Leute in Bab Sbaa die Munition verschwenden. Jeden Abend nähert sich ein Soldat der Armee dem Rand des Viertels, feuert eine RPG ab und flüchtet. Die FSA-Soldaten rücken an und leeren ihre Magazine in die Luft. »Das ist dumm und bringt nichts.«
    Das Schlimmste sind die Scharfschützen, finden sie. Nachts schießen die Scharfschützen, sobald sie irgendeine Bewegung wahrnehmen. Die Leute können nicht aus dem Haus gehen. Deshalb verlassen sie das Viertel.
    Die Straßensperren der Armee befinden sich in diesem Viertel in Häusern, aus denen die Bewohner ausquartiert wurden. Sandsäcke davor und Panzerfahrzeuge drum herum. Sehr schwierig, sich ihnen zu nähern. Nachts gehen die Scharfschützen auf ihre Posten. Die Leute, die in der Nähe wohnen, mussten ihre Häuser verlassen, zu gefährlich. Aber seit die FSA vor eineinhalb Monaten Position bezogen hat, konnten einige Leute nach Hause zurückkehren. Die FSA hat ein Dutzend Straßensperren im Gebiet der gesamten Altstadt, Homs al-qadimah : Bab Sbaa, Safsafi, Bab Drib, Bab Hud, Bab Tadmor, Bab al-Madud. Auf demselben Gebiet gibt es circa fünfzehn Straßensperren der Sicherheitskräfte.
    Labyrinth aus Gassen, heruntergekommenen Häusern und kleinen alten Gebäuden. Einer der Offiziere: »Die Altstadt hat auch die Besonderheit, dass viele Christen dort wohnen. In der Hamidije-Straße, einer stark christlich geprägten Geschäftsstraße, hat sich die FSA gut mit den Leuten verstanden. Vor zwanzig Tagen hat die Armee angegriffen, die Straße besetzt und Straßensperren errichtet. Seitdem beklagen sich die Christen: Sie können sich nicht mehr frei bewegen, die Armee behandelt die Frauen schlecht, und nachts kann man gar nicht mehr aus dem Haus gehen; viele wollen das Viertel verlassen, aber die FSA versucht sie zum Bleiben zu überreden und verspricht, die Stellungen zu besetzen.«
    Diskussion mit einem Offizier, der sich als Abu Lail vorstellt, »Vater der Nacht«: »Es gibt in der FSA keine Christen. Sie bleiben neutral. Sie nehmen an den Demonstrationen teil, beteiligen sich jedoch nicht am militärischen Kampf. Sie sind eine Minderheit und haben Angst vor den Repressalien der Regierung. Sie leben in geschützten Vierteln.«
     
    *
     
    Abenddemonstration in Safsafi um 19 Uhr. Klein, etwa hundert Menschen auf einem winzigen Platz, aber dieselbe intensive Energie wie überall. Hauptsächlich Jugendliche und Kinder. Jugendliche umringen mich, wollen mit mir sprechen mit ihren fünf Wörtern Englisch. Jeder zeigt mir seine Narben, von Kugeln oder Schlagstöcken. Einer erklärt mir, dass sein Bruder von einem Scharfschützen der Zitadelle getötet wurde, am Steuer seines Autos, für nichts. Sobald wir irgendwo ankommen, wollen alle sofort erzählen.
     
    Der Anführer hier, ein junger Mann, der auf einer Leiter steht, misbaha in der Hand, ist ein überdurchschnittlich begabter Sänger. Er kommt zu

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