Notizen einer Verlorenen
dem Zangengriff seiner Hand.
»Mmmh …!«
»Ob du mich verstanden hast!«
Speichel spritzte aus seinem Mund, als er mich anschrie.
»Ja«, presste ich mit Kraft heraus, kaum noch Luft, um meine Stimme zu finden.
»Ich werde dir zeigen, wer von uns beiden lächerlich ist!«
Er ließ meinen Hals los, nur um mir jetzt seinen Unterarm auf die Kehle zu drücken. Ich fühlte ihn auf meinem Bauch liegen und merkte, wie er nach unten in meine Hose griff. Panisch schlug ich seitwärts mit meinen Fäusten auf seinen Kopf ein, der jetzt auf meiner Brust lag, während er versuchte, mir die Hose auszuziehen. Ich schrie aus Leibeskräften! Ich packte in sein Haar und riss wie eine Furie an diesen grauen dünnen Büscheln, um ihm Schmerzen zuzufügen. Der Köter neben mir bellte mir Fischgeruch in die Nase. An den Haaren zwang ich Buchheims Kopf höher. Jetzt griff er mir wieder an die Gurgel und ich sah sein rotes Gesicht und die rote Kopfhaut, als er über mir kniete. Er ließ sich wieder auf mich fallen und ich fühlte etwas Hartes im Schritt.
»Neeeiiin!«
Verzweifelt versuchte ich zu schreien, doch ich bekam kaum noch einen Ton heraus. Mein Neeeiiin verhallte zu einem verkümmerten Krächzen. Die Luft blieb mir weg und ich wurde immer schwächer, zu schwach, mich weiter zu wehren.
»Was ist? Du willst das doch so, habe ich mir sagen lassen!«, hörte ich ihn wie aus weiter Ferne.
Plötzlich hielt Buchheim inne. Der Hund kläffte anders.
»Pscht!«, befahl Buchheim dem Tier und ließ meine Kehle los.
In einem Nebel von Eindrücken hörte ich, dass die Schelle meiner Wohnung ging. Buchheim keuchte und wartete. Es schellte noch einmal. Alex , dachte ich, bitte, lass es Alex sein!
»Sarah?«, rief es von draußen.
Es war Alex!
Buchheim stieg von mir runter und sortierte seine Kleidung, dann zog er mich an einem Arm zum Sitzen hoch.
»Komm hoch!«, zischte er und zupfte an meinen Haaren und meiner Bluse herum, um mich ordentlich herzurichten.
Noch immer völlig benommen schloss ich langsam und mechanisch den Reißverschluss meiner Hose und steckte die heraushängende Bluse hinein.
»Sarah, mach auf!« Alex klopfte erneut.
Buchheim, das Schwein, beobachtete, wie ich mich fertigmachte, und betrachtete mich dabei mit abgrundtiefem Hass.
»Du hast Familie!«, raunte er.
Ich sah ihn kraftlos an und ahnte, worauf er hinaus wollte. »Nein!«, antwortete ich.
»Aber Eltern hast du noch, ja?! Und ihn hier …« Er wies mit dem Kopf zur Tür. »Alex! Du liebst ihn doch, oder?«
Ich schluckte nur.
Dann nahm Buchheim das Tier am Halsband und ging mit ihm zur Tür. Unterwegs strich er sich das Haar glatt.
Als Alex die Wohnung betrat, hätte er eigentlich sofort merken müssen, was los war. Ich wartete darauf, dass er ein Riesenspektakel machte, so aggressiv, wie ich ihn in anderen Situationen schon erlebt hatte. Er blickte zwar auch etwas verwundert auf uns beide und ich glaube auch nicht, dass er Buchheim hier erwartet hatte, doch er sagte nichts dazu. Heute frage ich mich, ob er dachte, Buchheim und ich hätten etwas auf freiwilliger Basis miteinander gehabt. Jedenfalls machte er keinerlei Bemerkung über das, was er vorfand und unterhielt sich mit seinem alten Kumpel so, als wäre nichts geschehen. Zum Abschied gaben sie sich sogar noch die Hände und ich hätte kotzen können. Ich saß die ganze Zeit über stumm und erschöpft auf dem zerwühlten Schlafsofa. Erst als Buchheim verschwunden war, fand ich meine Sprache wieder und machte Alex Vorwürfe.
»Dein Freund ist ein Schwein«, sagte ich voll Abscheu.
Schweigen.
»Buchheim hat versucht, mich zu vergewaltigen!«
Alex blickte mich wortlos an, als suchte er noch krampfhaft nach einer Entschuldigung für seinen Freund.
»Du glaubst das nicht?«, rief ich. »Ich sag dir was: Buchheim ist nicht so ein guter Freund, wie du denkst, Alex. Er lacht über dich! Er sieht in dir ein Kind, sonst nichts. Und eine Marionette, die ihm gehorcht. Eine Marionette an einem langen Band! Und er erpresst mich mit dir! Mit dir und meiner Mithilfe am Wohnwagen der alten Leute!«
Doch Alex reagierte nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Er reagierte gar nicht, so, als glaubte er mir noch immer nicht.
»Ich wusste schon immer, dass er das eines Tages versuchen würde«, dachte ich laut.
»Ich rede mit ihm«, sagte Alex schließlich.
»Was?!« Ich konnte nicht verstehen, dass er das so gelassen hinnahm.
»Ich rede mit ihm, okay?«, sagte er erneut.
Entnervt ließ ich meine
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