Notlösung vorgesehen
Mondgefängnis und unsere großspurige Meldung an Welt-TV mußten geradezu lächerlich auf jemanden wirken, der uns mühelos durchschauen konnte. Alles war vergebens gewesen. Wir hätten auch direkt und ohne Maskerade um Einlaß bitten können. Wir hätten unsere Schutzschirmprojektoren mitnehmen können, denn auch das hätte kaum etwas geändert.
Das Robotgehirn wußte, wer wir waren!
Es hatte bei den Soghmolern den Intelligenzquotienten anmessen können, also konnte es das logischerweise bei uns auch. Es hatte daher bereits registriert, daß sich nicht mehr nur 35 Männer mit einem Quotienten von 50 Neu-Orbton im Stützpunkt befanden, sondern 37.
Damit mußte unser so sorgfältig aufgebautes Trickgebäude zusammenbrechen.
»Wohin bringen sie uns?« fragte Framus unruhig.
Ich brachte es nicht fertig, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich antwortete nicht.
Die Soghmoler flogen auf einer anderen, kleineren Plattform, von der aus sie unsere mitsteuerten. Ich beobachtete, wie die Tasten auf der Konsole sich synchron zu den Schaltungen des Außerirdischen bewegten, der das andere Gefährt lenkte. Wir flogen in etwa zwei Metern Höhe durch die Halle, glitten an dem Rohbau des Raumschiffs vorbei und gerieten dann in einen abwärts führenden Tunnel. Wenig später konnten wir die entstehenden Biosynths bewundern. Die Soghmoler führten uns an großen Tanks vorbei, die transparente Wände hatten. Dahinter konnten wir menschliche und soghmolische Körper sehen, die sich aus einer rötlichen, schwammigen Masse um vorgefertigte Skelette bildeten.
Dr. Framus G. Allison war fasziniert. Er war jetzt ganz Wissenschaftler, den allein die Technik der Produktion interessierte. Von der Bio-Brühe fühlte er sich keineswegs abgestoßen.
Ich stellte fest, daß die Soghmoler uns scharf im Auge behielten. Sie zeigten uns bewußt, was hier geschah. Sie wollten uns klarmachen, was aus uns werden sollte, denn die Plattformen bewegten sich nun nur noch langsam voraus.
Und dann sah ich Professor Ramirez. Er arbeitete an einem offenen Bio-Bad, in dem graue Klumpen schwammen. Zunächst begriff ich nicht, weil ich zu sehr auf den Forscher achtete. Er war in gleicher Weise entstellt, wie es Dr. Swen Thomasson gewesen war, und er war dem Tode ebenso nahe, wie dieser es gewesen war, als es ihm gelang, aus dieser Hölle zu entfliehen.
»Das sind die wachsenden Gehirne«, sagte Framus laut. »Wirklich erstaunlich. Sie sind sehr klein.«
Professor Tazlo Ramirez hob den Kopf. Unsere Blicke begegneten sich. Ich erschauerte. Ich erspürte einen Abgrund des Entsetzens und der Verlorenheit. Hier stand ein vollkommen zerstörter Mensch vor mir, und damit wurde mir schlagartig bewußt, was aus der Menschheit werden konnte, wenn es den Soghmolern gelang, die Herrschaft über die Erde zu gewinnen.
Erschüttert wandte ich mich ab.
Wir näherten uns einer mehrfach aufgegliederten Stahlwand.
›Kleiner, wir müssen handeln‹, rief ich Hannibal telepathisch zu. ›Wir können nicht länger warten.‹
Ich sah, daß seine Hände sich in die Hosentaschen wühlten. Langsam drehte ich mich zu den Soghmolern um und streckte meine Hand aus.
»Was soll das alles?« fragte ich. »Wollen Sie mir nicht erklä ren, was hier geschieht?«
Sie antworteten nicht, sondern belauerten mich mit starren Augen, als erwarteten sie jeden Augenblick einen Angriff von mir.
Sie sollten sich nicht getäuscht haben. Meine Aufgabe war es, sie abzulenken, damit der Kleine frei handeln konnte.
Neben uns öffnete sich ein Schott. Mein Kopf ruckte zur Seite. Ich blickte in eine langgestreckte Halle, in der mehrere Terraner an mit
Weitere Kostenlose Bücher