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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Swartz
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Gesprächsstoff erschöpft. Zwar ist sie dankbar dafür, dass sie diese Verabredung mit einem Mann für sie arrangiert hat, als alleinstehende Mutter ist die Frau in dieser Hinsicht nicht verwöhnt, aber sie hat angefangen, die Freundin als Konkurrentin zu empfinden.
    Warum eigentlich? Dazu hat sie doch keinen Grund. Und dennoch. Aber Tatsache ist, dass sie jetzt die Anwesenheit ihrer Freundin fürchtet, sei es auch nur in einem Nebensatz oder im Zusammenhang mit Plunder und anderem unbrauchbaren Kram von einem Flohmarkt.
    Deshalb bejaht sie, als der Mann fragt, ob das Bild in der Familie vererbt worden sei.
    Diese Notlüge kommt über ihre Lippen, als sie beide noch weit davon entfernt sind, fast von dem Stuhl zu fallen, auf dem sie schon zusammen sitzen, und die Frau ihn ins Bett zieht, das sich nicht weiter von dem Tisch entfernt befindet, als dass der Mann, trotz der ausgetrunkenen Flaschen, zusammen mit ihr darin zu landen vermag, ohne allzu betrunken zu wirken.
    Der Mann erkennt, dass er zum ersten Mal von einem Vogel beobachtet wird, während er mit einer Frau schläft.
    Mit offenem Mund und zerzausten Haaren, hastig keuchend, wird die Frau sich dem Mann hingeben.
    Du darfst mir nicht weh tun, flüstert sie ihm ins Ohr.
    Aber bevor dies geschieht, hat der Mann eine Stimme aus dem kleineren Zimmer hinter der Küche gehört, ein Wesen, das nach seiner Mutter ruft, und die Frau, die da schon auf seinem Schoß sitzt, steht rasch auf und streicht sich den Rock glatt, bevor sie mit lauter, besorgter Stimme sagt, Liebling, was ist?
    Plötzlich steht ein Kind in der Tür zu dem großen Raum, in einem Pyjama mit Enten darauf und einem Stofftier in den Armen.
    Schatz, sagt die Frau und umarmt das Kind. Kannst du nicht schlafen?
    Ich will nicht schlafen.
    Das Kind starrt den Mann mit unbeweglichen, vor Feindseligkeit weit aufgerissenen Augen an, alles, was das Kind ist und will, ist in diesem Moment darin versammelt.
    Wie heißt du denn? fragt der Mann.
    Das Kind ist auf der Hut. Seinen Namen will es nicht preisgeben. Es lässt den Mann nicht aus den Augen, und dieser Blick enthüllt nichts von dem, was der Mann tun oder wie er sich verhalten sollte, um das Kind nicht zu verärgern und sich damit um das zu bringen, was er bei seiner Mutter zu erreichen hofft.
    Willst du dem Onkel nicht guten Tag sagen, fragt die Mutter nervös und schaut den Mann flehend an.
    Ich will nicht schlafen, wiederholt das Kind.
    Mein Schatz, sag dem Onkel jetzt guten Tag.
    Dazu hat das Kind keine Lust.
    Warum hat der Onkel keine Farbe im Gesicht?
    Diese Frage versucht die Mutter des Kindes wegzulachen, aber der Mann, dem nicht bewusst ist, dass er besonders bleich wäre, fühlt sich von diesem Kind gekränkt, dem es schon, indem es zu dieser späten Stunde nicht in seinem Bett zu schlafen braucht, erlaubt wurde, zu weit zu gehen.
    Der Onkel ist sehr alt, sagt die Mutter des Kindes.
    Das ärgert den Mann. Nicht einmal, wenn er leichenblass gewesen wäre, hätte er mit einer solchen Brutalität beurteilt werden wollen. Auch die Frau hat ihren Fehler bemerkt und errötet.
    Auch du wirst älter werden, sagt der Mann boshaft zu dem Kind.
    Ich bin vier.
    Und wie alt wirst du an deinem nächsten Geburtstag?
    Ich will nicht, dass der Onkel zu meinem Geburtstag kommt, sagt die Tochter zur Mutter, die wieder nervös lächelt; falls sie mit diesem Abend eine Absicht verbunden hatte, scheint sie nun unter der Fürsorge des Mutterherzens begraben, während der Mann im Begriff ist, zu verlieren, was er schon in seiner Hand und auf seinem Schoß gehabt hat.
    Sag dem Onkel, dass er nicht kommen darf.
    Ja, mein Schatz, aber jetzt gehen wir schlafen.
    Versprich es, Mama! Der Onkel darf nicht kommen.
    Ja, sagt die Mutter. Ich verspreche, es zu sagen.
    Er darf nicht kommen.
    Nein, sagt die Mutter. Er darf nicht kommen.
    Kommt Papa?
    Mit dieser Frage des Kindes ist der Mann zufrieden, da sie ihm als Bestrafung der Mutter erscheint, die die Partei des Kindes, nicht die seine, ergriffen hat.
    Das werden wir dann sehen, sagt die Mutter nervös. Aber jetzt müssen wir wieder schlafen gehen.
    Ich will nicht schlafen.
    Dein Papa kommt bestimmt, wenn du versprichst, das ganze Jahr lang ein braves Mädchen zu sein, sagt der Mann.
    Das Kind drückt das Stofftier in seinen Armen und starrt ihn feindselig an.
    Ich will nicht schlafen.
    Aber Hurvínek ist jetzt müde, sagt die Mutter. Er muss schlafen.
    Argwöhnisch betrachtet das Kind das Stofftier, und der Mann ahnt, dass

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