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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­ges­sen und voll in den Ein­satz zu ge­hen. So groß­ar­ti­ge Män­ner und Freun­de wie Ser­gej Iwa­no­witsch wa­ren es wert.
    Ich nick­te ihm zu. Plötz­lich at­me­te er er­leich­tert auf und schenk­te mir ein ver­zag­tes Lä­cheln. Die­se Re­ak­ti­on be­wies mir noch ein­deu­ti­ger, daß er und sein höchs­ter Chef am En­de ih­rer Mög­lich­kei­ten an­ge­kom­men wa­ren.
    Ich fand es al­ler­dings er­staun­lich, daß es un­se­ren Freun­den aus dem Os­ten so ex­zel­lent ge­lun­gen war, die tat­säch­li­chen Vor­komm­nis­se zu ver­schlei­ern.
    Wenn die Din­ge, die of­fen­bar in jüngs­ter Zeit ge­sche­hen wa­ren, über Te­le­vi­si­on, Funk und Pres­se ver­öf­fent­licht wer­den soll­ten, muß­te es zu ei­ner in­nen­po­li­ti­schen Ka­ta­stro­phe kom­men. Und nicht nur das – auch die Bür­ger an­de­rer Län­der wür­den pa­nik­ar­ti­ge Re­ak­tio­nen höchst­wahr­schein­lich kaum un­ter­drücken kön­nen.
    Wer in die­ser Welt war schon in der La­ge, die Tä­tig­keit von ech­ten Mu­tan­ten fol­ge­rich­tig zu ver­ste­hen! Nie­mand au­ßer we­ni­gen Fach­leu­ten wä­re fä­hig ge­we­sen, die Din­ge nüch­tern und zweck­ent­spre­chend zu be­ur­tei­len.
    Für den Nor­mal­bür­ger muß­te zwei­fel­los das Un­heim­li­che, Un­wirk­li­che im Vor­der­grund ste­hen. Han­ni­bal und ich hat­ten erst vor ei­ner knap­pen Stun­de er­fah­ren müs­sen, wie ein so ob­jek­ti­ver und her­vor­ra­gend ge­schul­ter Mann wie Mi­ke Tor­pentouf auf Din­ge rea­gier­te, die jen­seits sei­nes Be­griffs­ver­mö­gens la­gen. Wie muß­te sich dann die brei­te Mas­se der Völ­ker ver­hal­ten!
    Ich ver­stand sehr gut, warum mir Ka­re­nin einen sol­chen Blick zu­warf. Al­le Qua­len der Welt la­gen dar­in ver­bor­gen.
    Han­ni­bals Hand­be­we­gung fiel mir auf. Sie wirk­te völ­lig nor­mal, den­noch war sie zweck­be­stimmt.
    Nicht ein­mal Mou­ser wuß­te, daß wir seit we­ni­gen Wo­chen mar­sia­ni­sche Ener­gie­schirm-Re­flek­to­ren tru­gen. Wir hat­ten sie bei un­se­rem Ein­satz ge­gen Pro­fes­sor Bridge­man auf dem Mi­ni-Mond Cer­tur­ry ken­nen­ge­lernt und zwei Ge­rä­te die­ser Art von ihm per­sön­lich er­hal­ten.
    Oh­ne die Pro­jek­to­ren wä­ren wir ver­lo­ren ge­we­sen. Die von ih­nen auf­ge­bau­ten Hoch­ener­gie­fel­der konn­te die ir­di­sche Wis­sen­schaft noch nicht ent­rät­seln, ge­schwei­ge denn nach­ah­men. Wir wuß­ten aber, wie vor­züg­lich sie funk­tio­nier­ten.
    Die bei­den faust­großen Ge­rä­te hat­ten uns ge­gen das töd­li­che Va­ku­um des Leer­rau­mes ab­ge­schirmt. Sie hat­ten un­ser Le­bens­er­hal­tungs­sys­tem un­ter­stützt und ei­ne Ab­ga­be der Kör­per­wär­me ver­hin­dert. Des­glei­chen hat­ten sie uns ge­gen die har­te Son­nen­strah­lung ab­ge­schirmt und das Ent­wei­chen un­se­res At­mungs­sau­er­stof­fes ver­hü­tet.
    Die­se Ge­rä­te tru­gen wir im­mer noch. Wir hat­ten sie mit­tels ei­ner Spe­zi­al­hal­te­rung an un­se­ren Gür­teln be­fes­tigt, und zwar so, daß sie einen Teil des Nie­ren­be­ckens be­deck­ten. Die Ja­cken ver­deck­ten die Pro­jek­to­ren gut, so daß sie nicht zu er­ken­nen wa­ren.
    Ich folg­te Han­ni­bals Bei­spiel und griff so of­fen­sicht­lich an mei­nen Rücken, daß es wie ei­ne un­be­wuß­te Re­flex­be­we­gung aus­sah.
    Das ro­te Flim­mern ei­nes auf­ge­bau­ten Ener­gie­schir­mes hät­te uns so­fort ent­larvt. Wir ver­zich­te­ten da­her vor­erst auf die Im­puls­ga­be, son­dern lie­ßen die Ge­rä­te auf Be­reit­schafts­schal­tung ste­hen.
    Ka­re­nin er­hob die Hand. Es war ei­ne apa­thisch wir­ken­de Ge ste, aber sie fiel nicht auf. Er gab sich im­mer so.
    Ich wink­te flüch­tig zu­rück.
    »Hal­lo, Ser­gej Iwa­no­witsch, wie geht es Ih­nen? Freut mich, Sie wie­der ein­mal zu se­hen. Kön­nen Sie sich noch an mich er­in­nern?«
    »O ja, sehr gut«, be­teu­er­te er mit ei­nem ver­zag­ten Lä­cheln, das sei­ne gel­ben Zäh­ne frei­leg­te. »Da­mals fühl­te ich mich je­doch woh­ler, denn es wohn­te nie­mand in mir. Ich glau­be, man hat mir die ei­ge­ne Haus­tür ver­schlos­sen.«
    Er hat­te sich so vor­sich­tig wie mög­lich aus­ge­drückt.

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