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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wor­den sein.
    Ihr Ge­sicht war völ­lig ent­spannt und schön. Nichts in ih­ren Zü­gen er­in­ner­te an die Frat­ze, die mich auf pa­ra­phy­si­ka­li­scher Ebe­ne so ver­nich­tungs­wil­lig an­ge­st­arrt hat­ten.
    Je­mand rief mei­nen Na­men. Ich blin­zel­te krampf­haft und er­kann­te Re­ling.
    »Kon­nat, kom­men Sie zu sich! Nein, nicht schie­ßen! Ich bin es, Re­ling. Kon­nat, hö­ren Sie mich? Bit­te, star­ren Sie mich nicht so an. In Ih­ren Au­gen glüht der Wahn­sinn. Kon­nat, sind Sie an­sprech­bar? Ant­wor­ten Sie doch! Die Ge­fahr ist vor­über. Schal­ten Sie Ih­ren In­di­vi­du­al­schirm ab. Kon­nat – kei­ne Ge­fahr mehr, hö­ren Sie! Die Rus­sen sind wie­der im vol­len Be­sitz ih­res Wil­lens. Sie ken­nen die Frau nicht. Sie ist nie­mals ein­ge­la­den wor­den; trotz­dem hat Gor­ss­kij sie mit­ge­nom­men. Man weiß über­haupt nicht, wie­so. Die Män­ner stan­den un­ter ei­ner to­ta­len Wil­lens­blo­cka­de. Nur Ka­re­nin konn­te in­fol­ge ei­ner ge­rin­gen, wahr­schein­lich na­tür­li­chen Im­mu­ni­tät et­was Wi­der­stand leis­ten. Hilft Ih­nen das, da­mit Sie wie­der klar­wer­den?«
    »Ja«, hör­te ich mich au­to­ma­ten­haft ant­wor­ten.
    Mein Atem ging keu­chend. Al­les in mir be­fand sich in Auf­ruhr. Die Schre­ckens­bil­der schie­nen mich noch im­mer über­wäl­ti­gen zu wol­len.
    Je­mand sprach be­ru­hi­gend und doch zwin­gend auf mich ein. Es war Dr. Besch­ter, un­ser Pa­ra­dia­gno­s­ti­ker. Er schi­en ge­nau zu wis­sen, was ge­sche­hen war.
    »Al­les ist er­klär­bar und im Rah­men über­di­men­sio­na­ler Mäch­te so­gar plau­si­bel. Das war Ih­re ers­te bit­te­re Er­fah­rung mit der Kon­kur­renz, wenn ich so sa­gen darf. Sie wer­den sich dar­an ge­wöh­nen und spä­ter über Phä­no­me­ne la­chen, die jen­seits der Be­wußt­seins­gren­ze eben­so na­tür­lich sind wie auf un­se­rer Ebe­ne ein la­chen­des Kind. Den­ken Sie an ein la­chen­des Kind. Es strahlt Sie an, es hat für Sie Blu­men ge­pflückt. La­chen Sie zu­rück, oder es ist be­trübt. La­chen Sie, mein Freund!«
    Mit Besch­ters tat­kräf­ti­ger Un­ter­stüt­zung über­wand ich mein Cha­os. Ich riß mich zu­sam­men. Plötz­lich ver­stand ich die Zu­sam­men­hän­ge in vol­ler Schär­fe. Mein Blick klär­te sich end­gül­tig.
    »Ein la­chen­des Kind«, wie­der­hol­te ich er­schöpft. »Doc, bes­ser hät­ten Sie mir nicht hel­fen kön­nen. Dan­ke.«
    »Nicht der Re­de wert. Des­halb bin ich hier. Sie gli­chen ei­nem Un­ge­heu­er. Wis­sen Sie auch, daß sich Ihr Kör­per tat­säch­lich ver­form­te?«
    »Nein!« Ich stöhn­te ent­setzt.
    »Doch, es war so«, be­teu­er­te er in al­ler Ru­he. »Wir selbst ha­ben we­nig von Ih­rem Zwei­kampf ge­spürt, aber ich ah­ne al­les. Ei­ni­ge un­se­rer Wach­sol­da­ten woll­ten Sie er­schie­ßen. Sie stie­ßen grau­en­vol­le Schreie aus. Was ha­ben Sie er­lebt? Was ha­ben Sie ge­se­hen? Ant­wor­ten Sie, mein Freund. Das nimmt einen großen Teil der Be­las­tung von Ih­nen.«
    »Wer-wer ist die jun­ge Frau?« stam­mel­te ich.
    »Das soll­te Sie jetzt nicht in­ter­es­sie­ren. Gor­ss­kij wird es fest­stel­len, oder fest­zu­stel­len ver­su­chen. Sie war ei­ne sehr star­ke, na­tür­lich her­an­ge­reif­te Mu­tan­tin, ent­stan­den aus der ra­dio­ak­tiv ver­seuch­ten Ge­ne zwei­er Men­schen, die wahr­schein­lich ein sehr un­an­ge­neh­mes Los zu er­dul­den hat­ten oder ha­ben.«
    Ich horch­te auf.
    »Sie ver­wen­den den Prä­sens-Fall? Mei­nen Sie, die El­tern des Mäd­chens könn­ten noch le­ben?«
    Re­ling hüs­tel­te. Er ver­such­te Besch­ter zu un­ter­bre­chen, aber der Pa­ra­wis­sen­schaft­ler ließ es nicht zu. Er wuß­te bes­ser als un­ser Vier-Ster­ne-Nuß­knacker, wie man mit ei­nem Mann von mei­ner Ge­müts­ver­fas­sung um­zu­ge­hen hat­te.
    »Ja, im Prä­sens-Fall. Sie kön­nen durch­aus noch le­ben. Wie vie­le Kin­der sie ge­zeugt ha­ben, ist uns bis­her lei­der nicht be­kannt. Die Vor­fäl­le in Ruß­land, über die Sie be­reits weit­läu­fig un­ter­rich­tet wur­den, deu­ten je­doch auf die Exis­tenz von meh­re­ren Mu­tan­ten hin.«
    Ei­ne Ohn­macht droh­te mich zu über­wäl­ti­gen. Je­mand schob

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