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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Be­su­cher schwim­men in ei­nem Meer aus chao­ti­schen Ge­füh­len. In Ruß­land muß die Höl­le los sein. Man hat es nach au­ßen hin ver­schwie­gen, aber in­tern ist je­der­mann in­for­miert. Die Rus­sen ha­ben die Höl­le auf Er­den er­lebt – und sie er­le­ben sie im­mer noch. Gor­ss­kij bit­tet – nein, er fleht um Hil­fe! Und die kön­nen wir nur ge­währ­leis­ten. Hörst du? Ver­stehst du mich?«
    Ja, ich ver­stand ihn. Es war zwar schwie­rig, aber es ge­lang mir, aus dem mo­du­la­ti­ons­lo­sen Mur­meln einen Sinn her­aus­zu­le­sen. Er konn­te sich nicht ver­ständ­li­cher aus­drücken, oder sei­ne K-Pha­se wä­re ab­ge­ris­sen.
    »So fol­gen Sie mir doch, bit­te«, dräng­te Mou­ser wei­ter. Er wur­de stän­dig ner­vö­ser. »Ge­ne­ral Re­ling ist be­reits im Un­ter­rich­tungs­raum er­schie­nen. Bit­te, hier ent­lang.«
    Wir folg­ten ihm oh­ne Wi­der­spruch. McNaird hat­te sich uns an­ge­schlos­sen. Nur er be­merk­te mei­nen schnel­len Griff zur Dienst­waf­fe. Ich hielt es hin­sicht­lich der en­gen Räum­lich­kei­ten für vor­teil­haft, den Ma­ga­zin­zu­füh­rungs­schie­ber auf Grün zu stel­len. Hier un­ten mit glut­hei­ßen Ther­mo­ni­tal­ge­schos­sen zu feu­ern, wä­re Wahn­sinn ge­we­sen.
    Han­ni­bal folg­te mei­nem Bei­spiel, aber er äu­ßer­te sich nicht wei­ter.
    Ich hör­te ein schar­fes Kli­cken. McNaird hat­te sei­nen Ma­schi­nen­ka­ra­bi­ner ent­si­chert. Durch­ge­la­den war er oh­ne­hin.
    »Ich rich­te mich ganz nach Ih­nen«, er­klär­te er lei­se.
    »Vor­sicht!« warn­te ich. »Wir wis­sen so gut wie nichts. Ein ge­wis­ses Ge­fühl­scha­os braucht noch lan­ge nicht mit ei­ner wirk­li­chen Ge­fahr iden­tisch zu sein. Mehr als ein Cha­os ha­ben wir aber nicht or­ten kön­nen.«
    Er nick­te. McNaird war ein zu­ver­läs­si­ger Mann. Ihn im Rüc ken zu wis­sen, be­deu­te­te ei­ne hal­be Le­bens­ver­si­che­rung.
     
     

3.
     
    Ge­ne­ral Re­ling kam uns ent­ge­gen. Er war bei wei­tem nicht so ner­vös wie sein Stell­ver­tre­ter. Das mach­te mich arg­wöh­nisch.
    Nor­ma­ler­wei­se war es Mou­ser, der durch sei­ne be­ton­te Ru­he Re­lings Tem­pe­ra­ment brems­te. Nun schi­en es ge­nau um­ge­kehrt zu sein.
    Der Al­te trug sei­ne Uni­form. Auch das er­schi­en mir un­ge­wöhn­lich, denn neu­er­dings leg­te er Wert dar­auf, nicht so­fort als Vier-Ster­ne-Ge­ne­ral iden­ti­fi­ziert zu wer­den. Er hielt es für psy­cho­lo­gisch klug. Wir hat­ten nichts da­ge­gen.
    Ich mus­ter­te ihn nach­denk­lich.
    Sein ma­ha­go­ni­far­be­nes Nuß­knacker­ge­sicht war aus­drucks­los: ein Zei­chen für sei­ne in­ne­re Un­ru­he. Die grau­en, kurz­ge­schnit­te­nen Haa­re zeig­ten hier und da wei­ße Sträh­nen. Sei­ne Au­gen je­doch wa­ren so klar, for­schend und durch­drin­gend wie im­mer.
    Er stand vor mir wie ein un­ter­setz­ter, ener­gie­ge­la­de­ner Fels­block, den nichts er­schüt­tern kann. Er muß­te zu mir auf­schau­en; we­nigs­tens aus sei­ner der­zei­ti­gen Po­si­ti­on her­aus.
    »Tor­pentouf war un­ge­schickt, weil er nicht ge­schick­ter sein konn­te«, be­gann er gruß­los. »Er hat­te be­stimm­te An­wei­sun­gen er­hal­ten, die ich jetzt be­reue. Sind Sie fä­hig, die pein­li­che Si­tua­ti­on zu ver­ges­sen? Die Sach­la­ge er­for­dert es. Mo­ment – das gilt auch für Utan. Kön­nen Sie in sei­nem Na­men ei­ne bin­den­de Er­klä­rung ab­ge­ben?«
    »Ge­neh­migt«, warf der Zwerg ein. Sei­ne Stim­me klang im­mer noch wie die ei­nes Träu­mers.
    Re­ling schau­te ihn prü­fend an. Er war un­ru­hi­ger, als er es wahr­ha­ben woll­te.
    »Kön­nen Sie mir be­son­de­re Din­ge mit­tei­len?« er­kun­dig­te er sich ge­dämpft.
    Ich schüt­tel­te den Kopf. Han­ni­bal war oh­ne­hin kaum an­sprech­bar.
    »Das be­ru­higt mich. Wie ist das nun, Kon­nat – kann ich mit Ih­nen rech­nen oder nicht? Ich bit­te um ei­ne un­zwei­deu­ti­ge Er­klä­rung. Im Ver­nei­nungs­fal­le soll­ten Sie die Zen­tra­le wie­der ver­las­sen.«
    Er mein­te es ernst. Das war et­was, was mir an Re­ling schon im­mer ge­fal­len hat­te. Er war ein Mann, der Kom­pro­mis­se nur sel­ten für rich­tig hielt. Ich ant­wor­te­te so of­fen, wie

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