Notrufsender Gorsskij
winkte ab.
»Vergessen Sie es. Ich kann mir vorstellen, wie es in Ihnen aussieht. Beschter hat übrigens recht. Im Moment der höchsten Gefahr haben Sie Fähigkeiten entwickelt, die Sie offiziell noch nicht besitzen. Sie kennen jedoch unsere diagnostische Auswertung. Wenn Sie nochmals auf einen Gegner von diesem Format treffen, sollten Sie vorbereitet sein. Ich bin nämlich überzeugt, daß Gorsskij in seinem begreiflichen Unverstand die Dinge verharmlost. Monstren wie dieses Mädchen können nur von strahlungsgeschädigten Eltern gezeugt worden sein. Wir kennen jeden Menschen auf dieser Welt, der jemals mehr Gamma abbekam als zulässig, bis auf die Unbekannten, die vor neunzehn Jahren in Nordostsibirien in den Strahlungspegel der Bombe gerieten. Niemand weiß, wie viele Unglückliche seinerzeit überlebten. Wir wissen lediglich, daß dort rätselhafte Dinge geschehen. Sie haben es bei Ihrem Einsatz im Jahre 2004 selbst erlebt.«
Mir graute bei dem Gedanken an die Ungeheuer, die ich seinerzeit gesehen hatte. Gleichzeitig begann ich zu rechnen.
»Das bedeutet, daß die Tote keine junge Frau ist, sondern ein Mädchen«, kam mir Beschter zuvor. »Sie kann nicht älter als achtzehn Jahre sein, wirkt jedoch wie eine Endzwanzigerin. Das ist die frühe Reife der Mutation. Sie dürfte schätzungsweise zu den wenigen Erscheinungen gehören, die aus der Atomhölle vom großen Fluß im Dreieck der Ströme Lena und Wiljuj als äußerlich positive Formen hervorgingen. Wie es innerlich in ihr aussah, das haben Sie erlebt. Wir werden versuchen, ihre Herkunft zu enträtseln.«
»Wie?« warf plötzlich Gregor Gorsskij ein. Seine Stimme klang brüchig. Er war am Ende seiner Nervenkraft angelangt.
»Wie?« wiederholte er. Mit einer Reflexbewegung rückte er seine Brille zurecht.
»Dafür gibt es wissenschaftliche Methoden«, belehrte ihn Beschter. »Setzen Sie Ihre Biologen und Biochemiker an. Voraussetzung ist, daß Sie die damals in Sibirien tätigen Menschen kennen. Das dürfte aber wohl der Fall sein.«
»Wir kennen jede Person, die vor der Unglücksexplosion im Sektor Lena-Wiljuj tätig war«, behauptete er. Seine Nervosität legte sich. Er gewann seinen klaren, forschenden Blick zurück.
»Dann werden Sie auch die Charakteristiken der Menschen kennen. Angefangen von der Blutgruppe und dem Rhesusfaktor bis hinauf zur einmalig individuellen Hirnfrequenz, müßte Ihnen jedes Detail bekannt sein. Ein Mann und eine Frau, im Extremfalle mehrere Ehepaare oder Partner, müssen die gleichen biologischen und paramechanischen Merkmale besitzen wie die Tote. Ergründen Sie das so schnell wie möglich! Es ist wichtiger als alle anderen Dinge auf dieser Welt.«
»Die Aufgabe ist kaum zu lösen.«
»Sie muß gelöst werden, Sir!« betonte der Paradiagnostiker. »Nur so können wir ermitteln, von wem die Mutantin abstammt. Wenn Sie infolge Ihrer Nachforschungen die Eltern finden, kann man daraus ableiten, zu wie vielen Zeugungsvorgängen die beiden Personen biologisch in der Lage gewesen sein können. Waren sie jung, einander zugetan und zu einer körperlichen sowie seelischen Einheit verschmolzen, kann man mit häufigen Zeugungsakten rechnen. Unter Berücksichtigung der Vorkommnisse kann man davon ausgehen, daß die Ehefrau oder Partnerin an alles dachte, nur nicht an die Anwendung irgendwelcher Verhütungsmittel. Somit wäre ein Grundstein der Ermittlungen gelegt. Jung, verliebt und ohne Hemmungen – das kann die Geburt von mehreren Kindern bedeuten! Richten Sie sich danach, Sir. Damit bekommen wir eventuell einen Überblick über die
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