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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mir einen Stuhl ge­gen die Knie­keh­len. Ich setz­te mich.
    We­ni­ge Me­ter von mir ent­fernt wur­de Han­ni­bal ab­trans­por­tiert. Drei GWA-Me­di­zi­ner be­treu­ten ihn. Das Ge­sicht des Klei­nen war stark ver­zerrt. Er muß­te eben­falls den Sa­tan in sei­ner ur­ei­gens­ten Höl­le ge­se­hen ha­ben.
    »Ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen«, kam Besch­ter mei­ner Fra­ge zu­vor. »Ih­rem Kol­le­gen fehlt nichts au­ßer ei­nem ge­bro­che­nen Ober­arm. Sei­nen Schock be­kom­men wir in den Griff. Er wur­de ge­gen die Stahl­tür ge­schleu­dert. Da­bei konn­te ich deut­lich be­ob­ach­ten, daß er zu Be­ginn sei­ner selt­sa­men ›Flug­rei­se‹ enorm schnell be­schleu­nigt wur­de. Hät­te er mit die­ser Ge­schwin­dig­keit das Schott be­rührt, wä­re er zer­schmet­tert wor­den. Plötz­lich je­doch, mit­ten im Flug, wur­de er we­sent­lich lang­sa­mer. Die Tür be­rühr­te er nur noch mit dem Tem­po ei­nes Fuß­gän­gers. Kön­nen Sie mir das er­klä­ren? Woll­te man Sie eben­falls ge­gen die Wand schleu­dern? Sie hin­gen dicht un­ter der De­cke. Dort bläh­te sich Ihr Kör­per auf. Ihr Kopf wur­de zu ei­nem mons­trö­sen Ge­bil­de. Es war na­he­zu so um­fang­reich wie der Schä­del ei­nes Ele­fan­ten …«
    »… und gnom­haft-teuf­lisch ver­zerrt«, fiel Re­ling schwerat­mend ein. »Jun­ge, was hat man mit Ih­nen ge­macht? Sind Sie auch wirk­lich wie­der bei kla­rer Be­sin­nung?«
    Ich wink­te ab. Besch­ters Schil­de­rung fas­zi­nier­te mich.
    »Han­ni­bal stopp­te sei­ne An­fangs­ge­schwin­dig­keit. Hm …«, über­leg­te ich laut. »Es ist gut, das so ge­nau zu wis­sen, Doc. Mich woll­te das Mäd­chen eben­falls tö­ten, aber ich konn­te die Im­puls­wo­gen völ­lig ab­sor­bie­ren, teils so­gar re­flek­tie­ren. Han­ni­bal scheint das nur in be­grenz­tem Um­fan­ge ge­lun­gen zu sein, sonst wä­re er über­haupt nicht hin­weg­ge­schleu­dert wor­den. Hat die­se Er­klä­rung Hand und Fuß, Doc?«
    »Im Be­reich der Pa­ra­phy­sik al­le­mal«, be­teu­er­te er, eben­falls fas­zi­niert. »Kon­nat, dar­über müs­sen wir aus­führ­lich spre­chen. Das er­öff­net phan­tas­ti­sche Per­spek­ti­ven. Vor al­lem sind Sie um ei­ne Er­fah­rung rei­cher ge­wor­den. Beim nächs­ten Zu­sam­men­tref­fen mit der ›Kon­kur­renz‹ wer­den Sie bes­ser ge­wapp­net sein. Sie ha­ben Ih­re Geg­ne­rin in Pa­nik ver­setzt. Sie war an leich­te Sie­ge ge­wöhnt, was ih­re An­we­sen­heit im hie­si­gen Haupt­quar­tier be­weist. So­gar der­art fä­hi­ge Män­ner wie Gor­ss­kij und Ka­re­nin wa­ren der klei­nen Teu­fe­lin hilf­los aus­ge­setzt. Wis­sen Sie ei­gent­lich, daß die jun­ge Frau ent­setzt schrie, als Sie Ih­re Waf­fe an­ho­ben? Sie glich plötz­lich ei­nem Kind, das bei ei­nem Streich er­tappt wird. Ihr Ge­sicht war vom Un­glau­ben ge­zeich­net. Al­le Über­ra­schun­gen die­ser Welt spie­gel­ten sich dar­in wi­der. Mit die­sem Aus­gang hat­te sie nicht ge­rech­net. Sie müs­sen sie üb­ri­gens kraft Ih­res Wil­lens an Ort und Stel­le fest­ge­na­gelt ha­ben. Sie konn­te kein Glied be­we­gen. Ich be­merk­te deut­lich, daß sie ei­gent­lich weg­lau­fen woll­te.«
    »Was?« frag­te ich erb­las­send. Tor­pentoufs Pro­phe­zei­un­gen fie­len mir er­neut ein. »Sie wol­len doch nicht et­wa an­deu­ten, ich hät­te eben­falls te­le­ki­ne­ti­sche Kräf­te ent­wi­ckelt?«
    »Ja, das ha­ben Sie«, ent­geg­ne­te er ge­las­sen. Re­ling wich mei­nem Blick aus. Sein Ge­sicht war von ei­ner wäch­ser­nen Bläs­se über­zo­gen.
    »Ei­nem Un­ge­heu­er schaut man nicht in die Au­gen, wie?« sag­te ich er­bost.
    »Jetzt ha­ben Sie ein­mal selbst er­lebt, Sir, wie es ist, wenn zwei über­sinn­lich Be­gab­te auf­ein­an­der­pral­len. Da­bei kön­nen Groß­städ­te ver­nich­tet wer­den. Oder er­scheint Ih­nen das über­trie­ben?«
    »Un­ter­trie­ben«, er­klär­te er sto­ckend. »Kon­nat, rau­ben Sie mir nicht den letz­ten Nerv. Es war grau­en­haft ge­nug.«
    »Selbst für einen an schmut­zi­ge Ar­beit ge­wöhn­ten Ge­heim­dienst­chef, nicht wahr?« quäl­te ich ihn wei­ter.
    Als ich mei­ne un­ge­rech­te Re­ak­ti­on er­kann­te, ent­schul­dig­te ich mich. Er

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