Notrufsender Gorsskij
zweckmäßig. Utan – übernehmen Sie ab sofort die ausfahrbare Waffenkuppel. Ich schätze, Sie können mit einer Zwei-Zentimeter-Zwillings-Schnellfeuerkanone umgehen?«
»Darauf können Sie sich verlassen. Ist das der Stand? Werde ich mitsamt dem Richtsitz ausgefahren?«
»Ja. Gehen Sie am besten gleich auf Position. Allerdings – gegen ein Schlachtschiff der Marshu-Klasse dürfte Ihre Kanone trotz Atommunition ziemlich wirkungslos bleiben. Fertig, ich starte.«
Ich lauschte auf das Heulen der Hilfsturbine. Sie wurde von chemischen Kraftstoffen angetrieben und hatte lediglich die Aufgabe, die beiden gegenläufigen Rotorkränze über dem Dach des Flugschraubers anzutreiben.
Wir stiegen senkrecht empor und nahmen mit Hilfe der Rotoren Fahrt auf. Unter uns huschten die Anlagen des Platzes hinweg. Direkt dahinter begann der Urwald. In diesem Teil der Welt endete die Zivilisation an den jeweiligen Stadtgrenzen.
Bei einer Rotorfahrt von knapp hundertfünfzig Kilometer pro Stunde sprachen die beiden Staustrahltriebwerke an. Sie wurden durch Wärmetauscher atomar aufgeheizt und hingen an den Enden der beiden Tragflächen.
Die Mehrzweckmaschine ruckte sofort kräftig an. Die beiden Hilfsrotoren liefen aus, falteten sich zusammen und verschwanden in dem großen, tropfenförmigen Wulst hinter der Hilfsturbine.
In geringer Höhe glitten wir mit etwa sechshundert Kilometer pro Stunde über die Taiga hinweg. Karenin war ein guter Pilot. Zumindest beherrschte er den Flugschrauber.
Bereits nach einigen Flugminuten begann der Gammazähler zu ticken. Wir näherten uns dem radioaktiv verseuchten Randgebiet im großen Dreieck zwischen Lena und Wiljuj.
Niemand brauchte ein Wort zu sprechen. Wir schlossen die Helme unserer Strahlschutzanzüge und schalteten auf autarke Sauerstoffbeatmung um.
Je weiter wir in das Gebiet vordrangen, um so härter wurde die Strahlung. Als wir die Zone der Gorsskij-Explosion erreichten, steigerten sich die vereinzelten Durchgänge zu einem wilden Knattern, das kein Ende nehmen wollte.
Unter uns lag eine verbrannte Atomwüste. Der aus dem Jahr 1991 stammende Urwald war verschwunden. Eine ungeheure Kahlfläche breitete sich vor uns aus. Abgetragene Hügelgruppen und spurlos vernichtete Mittelgebirge zeugten von der Gewalt der zweitausend Megatonnen.
Hannibal hatte den transparenten Geschützturm ausgefahren. Niemand wußte besser als er, wie lächerlich diese Maßnahme war.
Von der russischen Luft- und Raumabwehr hatten wir nichts zu befürchten. Das Marsschlachtschiff jedoch hätte sich von dem Zwillingsgeschütz kaum beeindrucken lassen.
Wir lauschten mit offenen Sinnen. Hannibal stellte sich auf die ihm bekannten Gehirnschwingungen des Physikers Goldstein ein, während ich versuchte, die Impulse der Verbrechermutanten auszumachen. Wenn sie mit dem Marsschiff bereits auf der Jagd nach uns waren, mußte ich sie eigentlich rechtzeitig orten können. In dem Fall mußten wir schleunigst den Luftraum verlassen.
»Noch zehn Minuten bis zum Standplatz«, gab Karenin durch. »Haben Sie Goldstein gefunden? Lebt er?«
Hannibal nickte zögernd. Ich atmete erleichtert auf.
»Ich empfange sehr schwache Symbole. Jemand denkt intensiv an das GWA-Hauptquartier. Die Wellenfront wird aber von schweren Störungen überlagert.«
»Das ist Goldstein«, behauptete ich erregt. »Nur er kann intensiv an uns denken und ein Symbol durchgeben. Die Störungen kommen von der Strahlung. Nein – er wird nach wie vor seinen Schutzschirm aufgebaut haben. Das muß es sein! Nur fünfdimensionale Energieeinheiten können
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